When You See Yourself, Are You Far Away
This space in time, this bated breath
I’ve seen your kind at your very best
This long goodbye is overdue
You never came, when I called on you
(Kings of Leon – When You See Yourself, Are You Far Away)
Vier Jahre ist es her, dass die vier Brüder Followoll ein Studioalbum veröffentlicht haben. Hier ist endlich ihr achtes Werk und wir fragen uns zu Recht – wärmt die Band ihre alten Asse auf oder können sie ihre Stärken ausspielen?
Beides – und zwar in positivem Sinne. Zuerst einmal ist dieses Album natürlich 1A im Sound, was man in allen Details hört. Analoger Rock, aufgenommen in den berühmten Blackbird Studios in Nashville und produziert vom Grammy-Preisträger Markus Dravs (Arcade Fire, Coldplay, Florence + the Machine), was uns als Hörer dankbar in die Atmosphäre der Kings of Leon eintauchen lässt, für die man die Band so sehr schätzt.
Viele Melodien, viel Drive, der Opener When You See Yourself, Are You Far Away macht dieses direkt deutlich. Da leitet die gezupfte Gitarrenmelodie, die hellen Synthies hüpfen im Hintergrund, das Schlagzeug wirbelt dazwischen – das klingt wie Kings of Leon in 2021, also mehr als passend. Überhaupt haben die vier ein sehr gutes Händchen dafür bewiesen, ihren Sound in dieses achte Album mitzunehmen und dabei nicht oll zu wirken. Vielmehr bescheren sie ein freudiges Wiedersehen und bieten richtig viel für die Hörer zu entdecken. Da sind beispielsweise die deutlich hörbaren Synthies, die den bekannt-beliebten Gitarrenriffs und Bassmelodien jedoch keineswegs im Wege stehen. Mit ihrer Rock-Instrumentierung spielen Kings of Leon wie eh und je – der Abwechslung aus laut und leise, nachdenklich langsamen Passagen, die dann wieder an rockiger Fahrt aufnehmen. Überraschend ist doch immer wieder die Atmosphäre, die sie schaffen zu kreieren – eher herzzerreißend als glückselig.
Natürlich ist dieses Album pickepackevoll mit ihrem Südstaatenrock, der mit Blues- und Gospel-Einflüssen sehnsuchtsvoll nach dem Liebesgott ruft, sofern es diesen denn gibt und ihre sehnsuchtsvollen Texte erhören kann. Vielleicht schafft es ja die Single Bandit, mit all ihre Stärken in Perfektion: rockig, melodiös und ordentlich Tempo. Oder das herausstechende Claire & Eddie, das düster die Wehmut mit der Steel-Guitar zelebriert. Vielleicht der flehender Gospel-Rock in Echoing, der zwar viel Energie hat, aber ungewöhnlicherweise ohne Bassdrum auskommt. Fairytale ist der tanzbare Upbeat-Song des Albums, wenn man einen Vergleich zu ihrer Evergreen-Single Sex on Fire sucht.
Aber wer benötigt schon eine Single, wenn man auf When You See Yourself viel tiefer in das Southernrock-Universum der Kings of Leon eintauchen kann. Ohja, es gibt einen Liebesgott, lasst uns schmachten!
Kings Of Leon – When You See Yourself
VÖ: 5. März 2021, RCA International
www.kingsofleon.com
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