Foto-© Neil Krug
I’m on the run with you, my sweet love
There’s nothing wrong contemplating God
Under the chemtrails over the country club
Wearing our jewels in the swimming pool
Me and my sister just playin’ it cool
Under the chemtrails over the country club
Take out your turquoise and all of your jewels
Go to the market, the kids’ swimming pools
Baby, what’s your sign?
My moon’s in Leo, my Cancer is sun
(Lana Del Rey – Chemtrails Over The Country Club)
Lana Del Rey ist seit Born To Die von 2012 aus dem Pop-Business nicht mehr wegzudenken. Zudem genießt sie eine einzigartige Stellung unter den Popstars. Kein anderer Musiker, männlich oder weiblich, klingt so wie sie. Ihren Hollywood Glam-Pop, wie manche ihn nennen, findet sich auf jedem ihrer Alben als grundlegenden Sound wieder. Diesen mischt sie abwechselnd mal mit Hip Hop, mal mit Orchester-Musik, mit Jazz oder mit Rock. Auf ihrem neuen Album Chemtrails Over The Country Club nun eben mit Folk und Country.
Elizabeth Grant hat mit Lana Del Rey ihre eigene Kunstfigur geschaffen – wiedererkennbar und nicht zu kopieren. Ihr Sound, ihre Ästhetik und ihr Songwriting sprechen für sich alleine. Mit Norman Fucking Rockwell hatte sie bisher ihren größten Erfolg bei den Kritikern, was ihr eine Grammy-Nominierung in der Kategorie Album Of The Year letztes Jahr einbrachte.
Der amerikanische Traum, die Popkultur und das Leben in Kalifornien sind Dauerthemen auf Del Reys Alben. Nicht zuletzt sind problematische Liebesbeziehungen Bestandteil ihrer Lyrics, die in der Vergangenheit oft auch kritisiert wurden. Del Rey wurde als Anti-Feministin bezeichnet, die weibliche Unterwürfigkeit propagiere und häusliche Gewalt verherrliche. Besonders Ultraviolence lieferte Anreize für solche Vorwürfe. Auch kürzlich machte sie mit ihren unglücklichen Äußerungen über andere weibliche Popstars auf Instagram negative Schlagzeilen.
Trotzdem gilt sie als eine der besten Songwriterinnen der Popmusik. Auf Chemtrails gibt sie mehr Einblicke in ihr Innenleben. Das hört man besonders auf dem Opener White Dress, auf dem sie sich an ihre Zeit als 19-Jährige Kellnerin im weißen Kleid in New York erinnert: “I wasn’t famous, just listening to Kings of Leon to the beat, like look at how I got this, look how I got this, just singing the street”, singt sie in fast schrillender Tonlage und hinterfragt ihren Ruhm. Der Track ist zwar keine typische Single, aber eben letztlich doch typisch Lana.
Was das neue Album ausmacht, ist der reduzierte Sound auf wesentliche Elemente wie Klavierballaden und Folk-Melodien. Erneut hat sie sich dafür mit Jack Antonoff zusammengetan, der erst kürzlich für Taylors Swifts folklore den Grammy gewann. “I come from a small town, how ’bout you?, I only mention it ’cause I’m ready to leave LA and I want you to come”, singt sie auf dem wunderbaren Let Me Love You Like A Woman. Sehr Lana-esk.
Obwohl sie schon lange ein California Girl ist, will sie wieder die Großstadt verlassen. Aber nur für kurze Zeit. Diesmal geht es in die Canyons: Yosemite zelebriert ganz den Folk und war eigentlich schon für Lust For Life als Track gedacht. Dagegen hätte das mit R&B flirtende Tulsa Jesus Freak wohl eher auf den Vor-Vorgänger gepasst. Sehnsüchtig erzählt sie hier mit seufzenden Vocals von ihrem Lover, der wieder zu ihr zurückkommen soll. Ursprünglich als White Hot Forever betitelt und ebenso als Albentitel geplant, ist Tulsa Jesus Freak einer der besten Tracks des Albums.
Auf Dance Till We Die gibt sich Del Rey zum ersten Mal dem Country- und Bluesrock hin. “I’m coverin’ Joni and I’m dancin’ with Joan, Stevie is callin’ on the telephone”, singt sie von ihren Freundinnen und Idolen Joan Baez, Stevie Nicks und Joni Mitchell. Von Letzterer hatte Lana auch For Free gecovert, der sich ebenfalls auf dem Album befindet.
Die amerikanische Künstlerin zeigt erneut, dass sie sehr viele Genres abdecken kann und ein reiches Repertoire an Songs besitzt, die eine Geschichte erzählen. Der exzellente Titeltrack verbindet die Chemtrails als Symbol der Verschwörungstheoretiker in den USA mit dem einfachen Leben in den Suburbs. “Suburbia, The Brentwood Market, What to do next? Baby, what of it? White picket chemtrails over the country club”, heißt es hier.
Lana Del Rey begeistert auch diesmal mit grandiosem Storytelling und reduziertem Folk-Sound. Seit zehn Jahren liefert sie konstant gute Alben ab und zeigt immer weitere Facetten von sich. Es gibt eben nur eine Lana.
Lana Del Rey – Chemtrails Over The Country Club
VÖ: 19. März 2021, Urban
www.lanadelrey.com
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