Foto-© Tess Janssen
I tried to figure out
The meaning of life
But then you said “Do you love me?” with that perfect smile
And everything was alright
I don’t believe in miracles
Walking on water
But I believe you’re beautiful
Let us just start there“
(Benny Sings – Miracles)
„There’s a secret society of Benny Sings fans ready to share him with the world“, schrieb NPR Music 2019 zur Ankündigung seines damals erschienenen Albums City Pop. Und sie sollten recht behalten. Zwei Jahre später ist der Niederländer Tim van Berkestijn aka Benny Sings in der Tat kein Geheimtipp mehr, so dass sein nun erscheinendes 8. Studioalbum Music nicht nur von der Geheimgesellschaft mit Spannung erwartet wird.
Van Berkestijn könnte man als einen dieser musikalischen Überflieger einordnen, die von früh auf gelernt haben, Musik zu schreiben, zu spielen und zu produzieren – und das auf einem Niveau, von dem viele bereits sehr erfolgreiche Popkünstler*innen nur träumen können. Wie so oft bei sehr talentierten und extrovertierten Musiker*innen wurde das auch bei Benny Sings von der Kritik und angesehenen Kollegen früh erkannt (z.B. Frank Ocean oder Rex Orange County). Der große kommerzielle Erfolg blieb dann aber doch aus. Doch etwas zu sehr Nische? Nicht genug Labelpower im Hintergrund? Oder einfach Genügsamkeit? – Fest steht, Benny Sings hat schon lange keinen Grund mehr sich zu verstecken.
Der Sound des blonden Lockenkopfs zeichnet sich ganz besonders durch Leichtigkeit aus und fluktuiert nun schon seit bald 20 Jahren poppig zwischen Funk, Soul, Jazz und Hip-Hop. Auf Music schenkt er uns dies nun in sublimierter Form, Feel-Good in reinster Ausprägung. Schon der Opener Nobody‘s Fault groovt so sehr, dass die Pandemie noch im ersten Takt in Vergessenheit gerät. Kein Zufall übrigens, dass hier Tom Misch mit einem Gitarrensolo abschließt. Für die neue Supergroup fehlen dann auch nur noch Yussef Dayes, Jordan Rakei und Loyle Carner.
So wie der Opener strotzen die meisten der zehn Stücke vor guter Laune, Entspannung und Frühlingsgefühlen. Dazu helfen ganz besonders die rhythmisch pointierten Keys, Kopfnicker Beats und Mitsing-Melodien von höchster Güte. Auf Rolled Up singt dann auch noch Mac DeMarco verboten lässig Sätze wie: „Finally see the sun through all of those clouds”
Zusätzlich zum kleinen Rest Nostalgie, der durch van Berkestijns markante Säusel-Stimme immer allgegenwärtig ist, werden hier und da auch ein paar ruhige Töne angeschlagen – wie mit Here It Comes im Old-School Hip-Hop Gewand oder Break Away mit Streichern im Kitsch-Grenzbereich. Ebenfalls in diesem Grenzbereich, aber nicht weniger grandios sind die Gospel-Chöre im Chorus von Miracles mit Emily King und Kelsey Gonzales (The Free National).
Die Liste an Kollaborationen erweitert sich außerdem um US-Rap-Star Kyle auf dem sehr radiotauglichen Song Kids, der vom Kontrast zwischen van Berkestijns unverkennbarer Gesangsstimme und Kyles klassischem US-Rap Style lebt.
Für Van Berkenstijns war die gemeinschaftliche Arbeit mit „musikalischen Seelenverwandten“ nicht selbstverständlich, sieht er sich doch eher als Eigenbrötler. Dass das Album davon profitiert, ist jedoch genau so wenig zu überhören wie der, trotz der neuen ungewohnten Vielfalt, allgegenwärtige Benny Sings Vibe: unterschwellig und wohltuend, wie ein sehr bequemes Sofa auf einer Sonnenterasse. Glaubt man dem Niederländer selbst, will seine Musik auch gar nichts anderes sein: „Wir brauchen Licht und Luft… wir brauchen etwas, das uns Energie gibt.“ Benny Sings neues Album ist in der Tat positive Energie und das ganz ohne Reibung, was vielleicht so etwas wie der einzige Kritikpunkt sein kann. Aber es ist noch viel mehr. Für van Berkestijn, für die Geheimgesellschaft und spätestens Frühjahr 2021 auch für viele weitere Glückliche, Musik, um durch den Tag zu kommen.
Benny Sings – Music
VÖ: 9. April 2021, Stones Throw Records
www.bennysings.com
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