LUCY DACUS – Zerrbild


Foto-© Ebru Yildiz

Nach Phoebe Bridgers und Julien Baker hat nun mit Lucy Dacus auch die letzte aus der Songwriter-Supergroup boygenius ihr neues Solo-Album angekündigt: Home Video soll am 25. Juni via Matador Records erscheinen und das neue Album der US-Amerikanerin basiert auf Erinnerungen ihrer Coming-of-Age-Jahre in Richmond, Virginia. Viele der Songs beginnen auf die Weise, wie Memoiren es tun – zum Beispiel: „In the summer of ’07 I was sure I’d go to heaven, but I was hedging my bets at VBS” – und alle haben die Passion, den Humor und die Ehrlichkeit von erfrischend autobiographischen Texten. Am wichtigsten aber: das neue Album der amerikanischen Songwriterin zeugt wie kein anderes davor von ihrer Fähigkeit persönliche Empfindungen in universelle zu verwandeln. “I can’t hide behind generalizations or fiction anymore,” sagt Dacus darüber.

Während die lange Zeit auf Tour in Lucy den Wunsch nach ihrer Heimatstadt immer größer werden ließ, fand sie nach ihrer Rückkehr in Richmond ein Zerrbild ihrer selbst vor Ort wieder. Plötzlich schienen Menschen, die sie nicht kannte, sie besser zu kennen, als sie sich selbst und Fremde tauchten immer wieder vor ihrer Tür auf, um sie mit ihrer Version Dacus‘ zu konfrontieren. “You used to be so sweet,” singt sie dementsprechend auf dem Opener und dem neuen Vorboten Hot & Heavy, “now you’re a firecracker on a crowded street.” Und das in einer Zeit, als sie ihr Zuhause am meisten brauchte. So brach Lucy kurzerhand nach einem Monat Stille auf, um im August 2019 in den Trace Horse Studios in Nashville mit ihren Freunden und Bandkollegen Jacob Blizard, Collin Pastore und Jake Finch an neuem Material zu arbeiten. Ihre boygenius Kolleginnen stießen hinzu um ihre Stimmen den Chorussen von Please Stay und Going Going Gone zu leihen und auch jeder für sich noch neue Solo-Songs während der Sessions aufzunehmen.

Dass Home Video zum hoffentlich bald nahenden Ende dieser außergewöhnlichen, wie furchterregenden Zeit erscheint, wirkt wie vorbestimmt. “I don’t necessarily think that I’m supposed to understand the songs just because I made them,” sagt Dacus, “I feel like there’s this person who has been in me my whole life and I’m doing my best to represent them.” Nach mehr als einem Jahr zuhause und in der Videoscreens und Anrufe größtenteils die einzig mögliche Form von menschlichem Kontakt war, ist das Schwelgen in der Vergangenheit eh für viele zum Standard geworden. In diesem Zuge ist Home Video ein einzigartiges Beispiel dafür, wie man aus Verletzlichkeit Stärke gewinnen kann. Dacus‘ Stimme, sowohl die gesungene als auch ihre innere, bieten einem dafür die nötige Kraft, das Fundament und den Glaube.

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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