Der Horror-Meister ist zurück – denn wo Stephen King drauf steht, ist auch Horror drin! So ist es seit dem Debütroman Carrie (1974) des US-Amerikanischen Bestseller-Autors…oder? In der Hard Case Crime-Reihe nahm er sich zuletzt Kriminalfälle mit übernatürlichen Begleiterscheinungen vor – so geschehen bei Colorado Kid und Joyland und nun auch beim gerade erst erschienenen dritten Teil der Reihe: Später. Unsere Buchvorstellung!
Auf den ersten Blick ist Jamie Conklin ein normaler neunjähriger Junge. Er wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter in Manhattan auf, hat ein gutes Gespür für Humor…und er sieht die Geister kürzlich Verstorbener. Was die Mutter zuerst nur für einen komischen Spleen des Jungen hält, erweist sich dann allerdings schnell als überaus nützlich für die Erwachsenen um ihn herum. Zum Beispiel als der erfolgreichste Roman-Autor des durch die Wirtschaftskrise strauchelnden Verlags der Mutter stirbt, bevor er den finalen Teil seiner Bestseller-Reihe abliefern konnte…oder als die korrupte Freundin der Mutter sich mit der Lösung eines Falls wieder zurück ins NYPD schaffen will. Denn Jamie kann nicht nur kürzlich Verstorbene sehen – er kann auch mit ihnen sprechen und sie müssen ihm die Wahrheit sagen, wenn er etwas fragt. Doch die Geister sind nicht immer begeistert über das Frage-Antwort-Spiel und Jamie bringt sich selbst immer mehr in Gefahr…
Ein kleiner Junge, der Geister sieht…da war doch was! Und auch King legt die Parallel gleich seiner Hauptfigur, der als Ich-Erzähler im Rückblick die Geschichte wiedergibt, in den Mund, um gleich darauf nachzuschieben: „Allerdings ist es nicht so wie in dem einen Film mit Bruce Willis.“ Und wahrlich, so wie in The Sixth Sense ist es nun wirklich nicht, was der Horror-Spezialist hier entwirft – wobei der Horror hier, so viel will schon mal gesagt sein, nicht wirklich aufkommen mag. Denn so wirklich spannend oder gar fürchterlich ist das Geschehen einfach nicht, auch wenn sich Autor und Ich-Erzähler vielleicht immer wieder selbst davon überzeugen wollen und erwähnen, dass es sich ja hier um eine Horror-Story handelt. Vielmehr wirkt Später wie eine kleine Spielübung des Autors, der darin viele Fäden seiner Laufbahn aufnimmt und sie lose verbindet, ohne dabei den ganz großen Clou zu entwickeln. So werden seine Romane immer politischer, sodass er nun sogar die Handlung aus der Provinz nach New York verlegt, um nebenbei von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise berichten zu können…und von einem weiteren beliebten King-Thema: dem Verlagswesen und dem in seinen Augen komischen Treiben mancher Agenten. So wird der Baukasten Kings wieder gekonnt genutzt und der Leser kurzweilig unterhalten, wenn auch nicht wirklich mit einer spannenden Horror-Story, die einem lange im Gedächtnis oder schlimmer, in den Albträumen bleibt…
Stephen King – Später
Gebunden, 304 Seiten
ISBN: 978-3453273351
VÖ: 15. März 2021, Heyne Verlag
22,00 €