We lost final collection
But it’s all backed up on Devil’s Diamond Memory Collection
(Aloa Input – Devil’s Diamond Memory Collection)
Die naheliegendste Zukunft, die uns gerade einfallen will, ist wohl ein Post-Corona-Zustand. Da kommen Aloa Input gerade recht: Auf ihrem neuen Album Devil’s Diamond Memory Collection haben Angela Aux, Marcus Grassl und Cico Beck nicht weniger als 14 Blicke in die Zukunft – oder vielmehr aus der Zukunft auf das, was von uns übrig sein wird – im Gepäck.
Trotz der Themen, die direkt aus einem Medienwissenschafts-Seminar stammen könnten – Posthumanismus, Biotechnologie, Künstliche Intelligenz dies das – fällt dem Münchner Trio das Abheben nicht schwer. Denn erstens liegt die Zukunft längst nicht nur im Kosmos, sondern in der Cloud, und zweitens stellt Angela Aux die Frage, was mit unseren Bewusstseinen passiert, wenn wir sie dort hochladen, beinahe beiläufig. Schon den Opener Desert Something umweht eine seltsameLeichtigkeit, die uns darauf vorbereitet, dass in wenigen Minuten die Protagonistin von Make It Rain eines Morgens zu schrägen Mellotron-Streichern erwachen und sich in einen Fisch verwandelt finden wird.
Für die versponnene Melancholie von Devil’s Diamond Memory Collection hat die Band aus fünf Jahren voller Aufnahmesessions geschöpft. Ein Soundtüftler wie Cico Beck (u.a. The Notwist) dürfte sich über diese ausgiebige Vorbereitungszeit gefreut haben. Quer durch alle Songs entfaltet er ein Kaleidoskop versponnener und doch anschmiegsamer Sound-Miniaturen: Immer wieder von seelenruhigen Bassläufen geerdet, irrlichtern Synthesizer quer durch alle Songs, während es aus dem Vocoder ächzt und seufzt.
Dots and Loops sind also das Funktionsprinzip des Albums, aber von Maschinenkälte ist selbst dann nichts zu spüren, wenn es um die letzten Menschen geht. Aloa Input kommen ganz ohne das dunkle Pathos der Apokalypse aus: Eine Westerngitarre und ein lockeres Pfeifen auf den Lippen, blicken wir mit ihnen in The Atlas Daze den Abgrund: “I feel the skies are coming down / I see the world is gonna drown”.
Vor solchen Aussichten gruselt es erst, wenn die Lyrics langsam ins Hirn sickern und uns aus der wohligen Wiegenlied-Stimmung reißen. Bevor man paranoid feststellt, sich eingelullt in die Schöne Neue Welt von Beta Morning Journal hat locken lassen, ist man selbst schon Androide. Zeitlupenhaft zieht dann die erste Hälfte des Titelsongs vorbei, bis schließlich der unerbittlich bollernde Bass zurückkehrt und das Album auf die Zielgeraden bringt.
Wie absurd werden uns wohl diese Aussichten vorkommen, wenn wir in ein, zwei Jahrzehnten – ob als Fisch, Datenschwarm oder Androide – auf das Album zurückschauen? Eins steht zumindest fest: Devil’s Diamond Memory Collection bleibt als elegant-entspannter Zukunftsentwurf in Erinnerung.
Aloa Input – Devil’s Diamond Memory Collection
VÖ: 14. Mai 2021, Siluh Records
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