Foto-© Laia Benavides
2019 war das große Durchbruchs-Jahr der norwegischen Newcomerin Sigrid, die damals den Erfolg ihrer Debüt-EP Don’t Kill My Vibe, inklusive dem gleichnamigen Hit-Song, mit der Veröffentlichung ihres gefeierten Debütalbums Sucker Punch manifestierte. Es war der Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte, die bis dahin nur „höher, schneller, mehr“ kannte – mehr Fans, mehr Plays/Streams, größere Konzerte, Festival-Shows, mehr Preise. Aber als die Welt dann stehen blieb, hatte die Sängerin aus einer kleinen Stadt vor der Küste Norwegens eine Identitätskrise, da sich die Welt nach innen wandte. „Das, was mir am wichtigsten war, wurde mir weggenommen; das Touren und Reisen und das Künstlerdasein. Ich dachte: Wer bin ich ohne die Musik? Mein Selbstwert als Mensch ist nicht nur die Arbeit, aber wer bin ich ohne meinen Job? Aber das letzte Jahr hat mir klar gemacht, dass ich nichts anderes machen will. Ich will das für den Rest meines Lebens machen.“ Es begann ein Jahr der tiefen Reflexion, umso mehr, da Sigrid letztes Jahr die Aufnahme von neuen Songs in LA abrechen musste, um aufgrund der Lockdown-Beschränkungen nach Norwegen zurückkehren zu können. Auf dem Flug nach Hause kam Sigrid die Idee zu ihrer makellosen, von einer Discokugel geprägten neuen Single: Mirror. „Mirror ist ein Song über das Akzeptieren der eigenen Persönlichkeit mit all ihren Fehlern. Es ist ein Song, der so oder so seinen Weg zu mir gefunden hätte, egal was passiert wäre, da dies ein Thema ist, das ich nie ganz abschütteln konnte, aber ich denke, das vergangene Jahr der völligen Stille hat die Sache noch deutlicher gemacht. Man muss seinem Bauchgefühl vertrauen, und letztlich der Person, die man im Spiegel sieht.“, sagt Sigrid darüber.
Mirror wurde dann letztlich in Dänemark produziert, in Zusammenarbeit mit Emily Warren, einer Songwriterin und Produzentin, die auch von LA in ihre Heimat zurückkehrte und mit der Sigrid seitdem eine enge Freundschaft pflegt. Die Superstar-Songwriterin Caroline Ailin (Dua Lipa, Julia Michaels) und Produzent Sly (Jonas Brothers, Dua Lipa) arbeiteten mit Sigrid an der Fertigstellung des Songs, der – wie alle Songs von Sigrid – am Klavier begonnen hatte. „Ich bin keine Künstlerin, ohne im Studio zu sein und zu schreiben, und ich bin keine Songwriterin, ohne auf der Bühne zu stehen.“ Das Studio war schon immer der sichere Raum des Popstars, aber durch die Pandemie wurde das Studio zum Symbol, und die Bühne zu ihrer Inspiration und Intention: endlich zurück zu ihren Fans zu kommen.
Das dazugehörige Video entstand in Zusammenarbeit mit der Regisseurin Femke Huurdeman von der preisgekrönten Produktionsfirma CANADA (Rosalia, Beck) und stellt die Selbstliebe nach einer Beziehung durch ein visuelles Fest aus Tanz und Bewegung dar. In Sigrids eigenen Worten: „Wir wollten erkunden, wie widersprüchlich es sich anfühlen kann, wenn verschiedene Seiten von einem selbst gegeneinander konkurrieren und nicht zusammenarbeiten. Und da ich beim Singen nicht stillstehen kann, wird viel getanzt, gerannt und gefahren – man merkt, dass ich bei den Dreharbeiten viel Spaß hatte.“ Die Regisseurin Femke fügt hinzu: “Es kann ziemlich befreiend sein, sich neu zu erfinden, nachdem eine Beziehung geendet ist. Diese Reise, seinen Kern zu finden, sich damit zu arrangieren, wer man ist, und dies von sich aus auszustrahlen, steht im Mittelpunkt des Konzepts des Videos. Für mich ist es immer wichtig, ein 3-dimensionales Bild eines Charakters zu zeigen. Wir haben gemeinsam eine Sprache der Bewegungen und verschiedene Stimmungen für jede Szene entwickelt, die alle in Sigrids eigenem Performancestil wurzeln. Sie kann kraftvoll, humorvoll, sensibel, verspielt, fesselnd und mutig sein, und ich denke, das ist etwas, das man im gesamten Video spüren kann.“