Foto-© Ben Jakon
Every time I try to speak to you
My tongue’s twisted
Every time oh when we meet
Feels like living in another world
I just don’t know what to say
When I look into your face
I’m not playing any games with you
My heart’s free
(Sophia Kennedy – Cat On My Tongue)
Wenn man für sein Leben noch einen passenden Soundtrack sucht, sollte man nicht zögern, Sophia Kennedy mit ins Boot zu holen. Denn die gebürtige Amerikanerin, die mittlerweile in Hamburg lebt, weiß nicht nur wie man vielschichtige Songs schreibt und produziert, sondern schaut mit ihrer eigenen Gefühlslage direkt in die seelischen Wohnzimmer der Menschen. Den Beweis liefert die Singer-Songwriterin am 7. Mai mit ihrer zweiten Platte Monsters.
Schon in ihrem Debüt ist aufgefallen, wie kreativ Kennedys Ansatz ist. Geprägt durch die Plattensammlung ihrer Mutter, die sich sehr vielseitig aus Whitney Houston, Simon & Garfunkel, Karen Dalton und Velvet Underground zusammenfügte, entwickelte sie daraus ein ganz eigenes Gespür für Musik. Gepaart mit ihrer Leidenschaft zum Film, begann sie schon in ihrer frühen Jugend Songs aufzunehmen, die Film und Musik miteinander verschmelzen ließen. In Hamburg angekommen, schloss sie sich der Kreativgemeinschaft der Hamburger Tanzmusikszene an und verfeinerte damit ihre Möglichkeiten. Der Rest ist Geschichte, beziehungsweise schreibt, wie nun auf ihrer Platte Monsters zu hören, ihre Zukunft. Aber es verstecken sich nicht nur Ereignisse aus ihrer Vergangenheit in den einzelnen Songs, sondern das Besondere sind die Wendungen und die instrumentelle Vielschichtigkeit, die sich scheinbar zufällig ergeben. Dadurch erhalten ihre Songs eine ganz eigene Lebendigkeit und Dynamik, wie in I’m Looking Up. In dem ungestümen Track treffen verschiedene Strömungen, von Piano Melodien und Noise Crescendos, aufeinander und sollen dabei das Gefühl von Trauer wiedergeben. Ihre Stimme wirkt dabei spielerisch und kindlich, was dem Ganzen eine unnachahmliche Leichtigkeit verleiht.
Seventeen hingegen bewegt sich in einem ganz eigenen Flow, der vor allem davon lebt, von den schleichenden Beats getragen zu werden und sich wie eine kleine elektronische Session in das Gesamtkonstrukt einfügt. Im Zentrum von Monsters halten die Popsongs wie Cat On My Tongue und I Can See You die Stellung. I Can See You, der an eine US-amerikanischen Folksong der Sechzigerjahre erinnert, wird zum absoluten Highlight der Platte. Orange Tic Tac bewegt sich wiederum zwischen drohenden und düsteren Trap Beats und beruhigenden Crooner-Melodien. Aber nicht nur die Beats, sondern auch ihr Songwriting gleiten, wie in Chestnut Avenue ins Surreale ab. Das Stück handelt von einer Straße in Baltimore, wo Kennedy und ihre Familie herkommen, die aber gleichzeitig auf die Kastanienallee in Hamburg anspielt, in der Sophie einmal wohnte. Sie verweist damit auf Abbey Road, den Song der Beatles und möchte aufzeigen, wie größenwahnsinnig und voller Versagensängsten die Branche ist, in der sie sich bewegt. Zum Schluss schöpft Kennedy nochmal mit Dragged Myself Into The Sun ihr gesamtes Potential, samt Drone-Metal-Gitarre in Form eines Jazz-Piano-Stücks, aus. Diese Kraft, die hier zu hören ist, spiegelt den Kampf gegen die Monster in ihrem Leben wider.
Das Album bildet damit eine ganze eigene bipolare Gegenwart, in der alles erlaubt ist und der sich alles in Sekunden ändern kann. Der Titel soll dabei die Monster skizzieren, die ein jeder tagtäglich zu zähmen versucht. Dabei nimmt sich die Musikerin selbst nicht zu ernst und appelliert mit dieser Herangehensweise an die aktuellen Geschehnisse. Denn die Monster zu verdrängen, wäre sinnlos. Sie jedoch mit der Kunst der Musik zu bändigen, ist in Sophia Kennedy’s Fall eine hervorragende Idee. Und sie trifft dabei genau die richtigen, falschen Töne.
Sophia Kennedy – Monsters
VÖ: 7. Mai 2021, City Slang
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