THE SWORDSMAN – Filmkritik

Sie können sich vor der Welt verstecken. Aber wird sie Sie auch in Ruhe lassen?

(The Swordsman – Min Seung-ho)

Wir finden uns im Joseonischen Königreich (dem heutigen Korea), wo im Jahr 1623 König Gwanghae-gun (Jang Hyun-sung) gerade vor einer Truppe Widerständler flieht. Letztendlich ergibt er sich, aber nicht bevor sein Gyeom Sa-bok (königliche Leibgarde) Tae-yul (Jang Hyuk) im Duell gegen Min Seung-ho (Jung Man-sik), einem ranghohen Soldaten mit beträchtlichem Ruf als Schwertkämpfer, verliert und an den Augen verletzt wird.

Jahre später lebt Tae-yul als selbstständiger Gerber arbeitend mit seiner Tochter Tae-ok (Kim Hyun-soo) in den Bergen irgendwo in Joseon und glaubt seiner Vergangenheit entkommen zu sein. Die Teenagerin Tae-ok setzt sich energisch durch, dass die beiden sich auf den Weg machen, um nach einer Behandlung für Tae-yuls schwindendes Augenlicht zu suchen. Dabei verwickeln sie sich in die turbulenten Spannungen zwischen den mandschurischen Invasoren, die in dieser Zeit auch die Ming Dynastie in China langsam verdrängten, und der Joseon Dynastie, die lieber weiter Tribut an Ming zahlen wollten anstatt sich mit den barbarischen Neulingen abzugeben.

Genau wie Tae-yul sich mit Scheuklappen für Politik einfach nur, nach Art von Taken, auf die Rettung seine Tochter konzentriert, lenkt der Film dankenswerter Weise in seinen 100 Minuten nicht zu sehr mit Ausführungen der Geschichte Koreas, in die er sich einbettet, von dem Grund ab, für den die meisten Zuschauer hier sein dürften: The Swordsman kämpft mit den Bösewichten. Letztendlich ist der mandschurische Entsandte der Qing-Kaiserfamilie, Gurutai (Joe Taslim), auch nur an einem Duell mit dem besten Schwertkämpfer, den er finden kann, interessiert. Für Geschichtsfans, die entweder schon das Hintergrundwissen haben oder es sich anschließend gerne anlesen wollen, bietet der Kontext für die sehr einfache Handlung reichlich Stoff. Nebenbei bemerkt ist es seltsam, dass Joe Taslim gecastet wurde: warum spielt ein Indonese den chinesischen Schurken? Seine Schergen sind gespielt von Südkoreanern. Vielleicht wollte man China nicht auf die Füße treten indem man einen Landsmann den chinesischen Rüpel spielen lässt. Und ganz auf ihre Kosten kommen Fans von Joe Taslims Kampfkünsten leider auch nicht.

Alles in Allem hat Regisseur und Drehbuchautor Choi Jae-hoon die Geschichte vom blinden Schwertkämpfer mitsamt vieler Klischees des Genres mit seinem Erstlingswerk kompetent umgesetzt. Die Produzenten von The Man From Nowhere (2010) haben auf die bewährte Formel gesetzt: Vaterfigur-beschützt-hilfloses-Mädchen kommt gut an. Das historische Setting verleiht dem ganzen gerade genug Substanz, damit der Glanz der beeindruckenden Kampf-Choreographien nicht alleine die Taken-Handlung überdecken muss. Jang Hyuk in der Hauptrolle spielt Tae-yul extrem stoisch. Fairerweise liefert das Drehbuch nur wenige Worte, aber er grunzt noch nicht mal (Chapeau an Henry Cavill in The Witcher). Andere mögen beeindruckt sein von so einer minimalistischen Darstellung, aber für mich war es oft schwer sich nicht zu langweilen. Viele der anderen Kämpfer reagieren auch lieber mit einem ernsten Blick und meiden Augenkontakt oder mit einem hämischen Grinsen als zu sprechen. Sobald sie einer Konfrontation allerdings nicht mehr ausweichen können und es richtig zu Sache geht ist all das schnell vergessen. Die Action macht Spaß, die Kostüme und die Sets überzeugen, man bekommt ein Gefühl für das Leben im chinesischen Tribut-Königreich Joseon. Was will man mehr?

검객 (KOR 2020)
Regie: Choi Jae-hoon
Darsteller: Jang Hyuk, Kim Hyun-soo, Joe Taslim, Jung Man-sik, Lee Na-kyeong, Lee Min-hyuk
Heimkino-VÖ: 14. Mai 2021, Capelight Pictures

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