Foto-© Tonje Thilesen
Drivin’ on to the next town
Keeping the rubber side down
But the danger is in my phone
And the drug of an endless scroll
(Bachelor – Sick of Spiraling)
2017 trafen Melina Duterte (aka Jay Som) und Ellen Kempner (Palehound) zum ersten Mal aufeinander – und waren direkt wie füreinander gemacht. Beide Songwriterinnen und mit ihren Soloprojekten unterwegs, bewunderten sie gegenseitig ihre Produktionen. Erst nervös, dann überrascht von den Gemeinsamkeiten, blieb eine zögerliche Verbindung bestehen und resultiert nun in der gemeinsamen Band Bachelor und dem ersten Album Doomin‘ Sun, das – vorweg genommen – genauso bedacht, zögerlich und stark klingt, wie ihre Freundschaft. Die Zündung dafür erfolgte bei einem ersten Treffen in Dutertes Musikstudio, bei dem direkt ihr erster gemeinsamer Song entstand: Sand Angel, ein verführerischer Slow-Burner, der sich wie ein klarer Traum entfaltet. Kempners trockener Leadgesang wird von Dutertes spritzigen Harmonien unterstrichen und verlieh dem Stück eine besondere Dynamik.
Am Ende entsteht der Rest des Albums erst 2020, innerhalb eines zweiwöchigen Schreib- und Aufnahmeprozesses in einem Haus mit spontan eingerichtetem Studio. In diesem Raum kombinierten Kempner und Duterte ihre individuellen Songwriting-Talente und produzierten eine Sammlung von Songs, die mit Leichtigkeit zwischen den Stimmungen hin und her gleitet und ihr lyrisches Können unter Beweis stellt. Kempner schrieb die Texte im Baumhaus im Hinterhof, während Duterte als Produzentin arbeitete. Oder Duterte schrieb die Texte auf der Terrasse, während Kempner sich die Gitarrenparts ausdachte. Irgendwann wurde ihre kreative Isolation von einem Kurzbesuch durch Buck Meek und James Krivchenia von Big Thief gebrochen. Meek brachte Gitarrenpedale und eine schöne alte Martin-Akustik-Gitarre mit, die er den Beiden großzügig zur Verfügung stellte, und Krivchenia nahm für einige Songs Schlagzeugspuren auf, während Dutertes Partnerin Annie Truscott (Chastity Belt) Streicher aufnahm, um noch ein paar zusätzliche Akzente zu setzen.
Dies wirkt alles so harmonisch, wie ein Ausschnitt aus „Meine kleine (Musik-)Farm“. Und ja, genauso stimmig ist dieses Album. Absolut kurzweilig durch unterschiedliche Musikeinflüsse (Country, Psychedelic, Garage), Akzente, die sie mit den Instrumenten setzen, wobei das Spiel mit der E-Gitarre hervorsticht – Melodien, die genau richtig sind und als Untermalung dienen, der so lebensnahen Texte. Diese schildern ausschließlich aus der Ich-Perspektive oder handeln von weiblichen Charakteren. So viel Authentizität, so viel Female Empowerment, das aber nicht mit dem Hammer übergezogen wird, sondern natürlich passiert, wenn die eigene Perspektive der beiden Musikerinnen Einfluss hat. Diese Songs erzählen Geschichten, die der Hörer sicherlich wiedererkennen wird, besonders wenn sie Interpretationen des modernen Lebens bieten: Liebe, Alltag, Selbstzweifel und alles, was dazu gehört.
Und für all das werden Bachelor bereits von den Kritikern geliebt und sind in der Tat des Reinhörens wert: Wer sich darunter noch nichts vorstellen kann, hört sich am besten zum Einstieg Sick of Spiraling an. Relaxed, nachdenklich, heiter bis wolkig. Gefühlt sitzt man mit den beiden und einem Kaltgetränk am Wasser und erzählt sich gegenseitige die Ups and Downs.
Bachelor – Doomin’ Sun
VÖ: 28. Mai 2021, Lucky Number Music
www.bachelor-band.com
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