Foto-© Pooneh Ghana
Die amerikanische Songwriterin Faye Webster ist so etwas wie das Cool Kid im Secretly Canadian Label-Roster: in der Grundschule brachte sie sich kurzerhand selbst das Gitarrenspielen bei, in der Highschool schlich sie Nachts aus dem Haus ihrer Eltern um sich Hip-Hop- und Undergroundkonzerte anzuschauen, veröffentlichte zwischenzeitlich Musik auf dem heimischen Hip-Hop-Label Awful Records (Father, Playboi Carti, Ethereal) in Atlanta, schmiss die Songwriting-Kurse der Nashviller Belmont University und veröffentlicht nun mit gerade mal 23 Lenzen ihr mittlerweile viertes Album I Know I’m Funny haha. Obendrauf dreht sie ihre eigenen Musikvideos, ist Gelegenheitsmodel, Fotografin und Vollzeit-Yoyo-Enthusiastin – wie gesagt, das Cool Kid eben!
Und das verwundert dann doch irgendwie, wenn man sich mehr mit ihrer Musik und der Person beschäftigt – denn was immer in Interviews, Reviews und Portraits fällt, ist das dann doch schon eher eingestaubte Pedal Steel Instrument, das ansonsten doch zumeist in der muffigen Country-Ecke schmort. Ein Einfluss ihrer Eltern, wie sie uns Anfang Juni via Zoom im Interview erzählt: „A band that my parents love is called Asleep At The Wheel and they are a Western swing band from Texas, I think, they call themself the kings of western-swing, because they have been doing it the longest. I crew up listening to them and going to their shows with my parents – and I think that’s when I fell in love with the pedal steel.“ Als sie selbst anfing Shows zu spielen war ihr gleich klar, dass sie auch einen Pedal Steel-Spielen in ihrer Band brauchte, worauf sie sich nach einem geeigneten Musiker umhörte – und siehe da, alle Befragten empfahlen ihr mit Matt „Pistol“ Stoessel gleiche Person, die nun seit mittlerweile etwa sieben Jahren so etwas wie den Faye Webster-Trademark-Sound erzeugt. „I have it on everything, I want it on everything“
Der Wunsch selbst als Musikerin ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, formte sich bei Faye immer mehr durch das Wissen, was sie alles nicht machen wollte. Denn als zum Ende der Highschool-Zeit der Druck der nahenden College-Einschreibungen zunahm, bewarb sie sich zwar zumindest bei einem College und wurde auch angenommen – aber schon nach einem Jahr, rief sie ihren Vater an: „Dad, if you give me a year to prove, that I take this seriously, can I come and live with you again.“ Also ging es wieder zurück ins Kinderzimmer – doch mit der Prämisse, dass wenn sie nicht innerhalb von einem Jahr erfolgreich Shows spielt und etwas mit ihrer Musik verdient, wieder zurück ins College müsste – was natürlich nicht passierte. So haben die Eltern von Faye sie also immer gut unterstützt auf dem Weg, wie man im Gespräch immer wieder heraushört – so war beispielsweise Garth Brooks auch die erste Person, die Faye zum Songwriting inspirierte aus der elterlichen Rotation: „Funny answer, but I used to love Garth Brooks when I was little. And it was right when I was learning guitar. So it was just months of me covering his songs“
Ein anderes Mal, hatte sie hingegen Glück mit ihren Eltern – als sie sich gerade mal wieder aus dem Haus schleichen wollte, um zu einem Hip Hop-Konzert zu gehen: „There was one time when I was in trouble. I wanted to go and see Father and my parents did only let me go, because they thought I would mean Father John Misty. And they were like: ok, this could be like a good influence, like a good research opportunity. And I defiantly went and saw Father and the rest of Awful Records that night at about 1am. That was fun!“
Über ihr neues Album hat sie hingegen gar nicht so viel während dem Gespräch zu erzählen . “This record is coming from a less lonely place,” erklärt Webster in der Bio dazu. “When I wrote AMC (Atlanta Millionaires Club, Anmerkung der Redaktion), I was living by myself and on some don’t-know-what-to-do-with-my-own-time type shit. But now I’m living with my partner; I’m happy most of the time. I’m in such a different place. These songs aren’t necessarily happier, but it’s a different vibe.” Die Hälfte des Albums entstand während der Pandemie, die sie für sich persönlich als nicht so schlimm betrachtet im Rückblick („I always like being bored“) – eher für ihre Kreativität: „It was really hard, I talked about this before, but I feel like that everybody is expecting artists to be creative, like put out 10 albums and that took out the fun of it for me.“ Und auch wenn der Songwriting-Prozess durch die Pandemie sich von ihrem eigentlich favorisierten Prinzip des „einen Song schreiben, ihn kurz darauf aufnehmen und dann erst den nächsten Song schreiben“ notgedrungen änderte, glaubt Webster nicht, dass außer ihr den Unterschied jemand ausmachen könnte auf dem Album. „I’m used to just writing a song and recording it the next day, but obviously it wasn’t safe to do so. So I just bottled up 5 or 6 songs and then just spent 2 weeks recording them when it was safe. It was just very different for me, but it had to be done. It was a good learning experience, but hopefully I can go back to song by song.“
Und obwohl sie sich selbst eher als langsame Songwriterin beschreibt, die es nicht hinbekommt auf Punkt und mit Druck einen Song zu schreiben und die auch mal einen Monat lang gar nicht die Gitarre in die Hand nimmt, ist es doch das Schreiben an sich, das sie reizt: „I’ve never been able to put a time to side to write or work. So many of my friends have like songwriting sessions, like: Sunday 4pm, I can’t hang out, cause I’m writing a song. And I can not do that. I don’t know why, it sucks the feel to want to creative out of it. I’m definitely a slower writer.“ Trotzdem macht sie uns schon Hoffnung auf einen baldigen Nachfolger des neuen Albums: „I don’t feel like writing music just recently, because I have this record in the face, but after the tour in September I feel like it’s time to be writing music again.“