OEHL – 100% Hoffnung


Foto-© Tim Cavadini

Es ist nur die Arbeit, sie wächst über Köpfe
Sie baut ihre Nester aus Draht und Seil
Ein Dach, unter dem ich stets gut aufgehoben
Nicht enden muss oder rasten

Es ist eine Gabe, sich zu übergeben
Und über die Jahre nicht umzufallen
Ein Fahrzeug, in dem ich stets gut aufgehoben
Nicht wenden muss oder rasten

Wir bauen uns ein Schloss aus Granit
Wir machen keine Türen oder Fenster rein
Wir hauеn und wir beißen auf Granit
Dann decken wir uns mit ihm zu

(Oehl – Arbeit)

Die Menschheit ist auf Hoffnung gebaut. Man hat die Hoffnung, dass am Ende alles besser wird. Auch die verträumten Poeten der Wiener Musikgruppe Oehl, die schon mit ihrem Debütalbum Über Nacht durch ihre tiefgreifenden Texte überzeugten, widmen sich auf ihrer neuen EP 100% Hoffnung, die am 2. Juli erscheint, diesem Grundbaustein unserer Gesellschaft. Ihre tiefgründigen Texte verpacken sie dabei geschickt in locker, flockigen Pop, mit düsterer Grundhaltung und es bleiben die Synthies, analoger Bass, Melodiegitarre und Drums, die unter Ariel Oehls monotonem Gesang, die Basis bilden.

Mit dem Opener Arbeit setzen sie gleich da an, wo es am meisten weh tut, und lassen ihrer unverblümten Kritik am Kapitalismus freien Lauf. Dabei wollen sie auf die Angst der Menschen, im täglichen Leben unterzugehen aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen, ob Arbeit ohne Sinn zu verrichten, nötig ist. Ariel Oehl und Hjörtur Hjörleifsson, die sich auf einer Party in Salzburg kennenlernten, haben es sich dabei zum Ziel gesetzt, die Menschen wachzurütteln.

Amazon, der nächste Song auf der Platte, zielt dabei auf ein weiteres Problem der Menschheit an: Kaufen ohne Sinn. Sie wollen aber nicht nur mahnend ihren Zeigefinger heben, sondern das Bewusstsein dafür stärken, das jeder für sich, zu einer Veränderung der Gesellschaft beitragen kann. Ariel nimmt vor allem seine Rolle als Vater zum Grund eine Veränderung hervorrufen zu wollen. Es geht ihm darum, wie wir die Welt an die nächsten Generationen übergeben und welche Werte wir ihnen vermitteln wollen. Auch Keine Angst widmet sich diesen Problemen, will aber das Bewusstsein stärken, eine Veränderung hervorrufen zu können. In Arbeit II werden die Widersprüche, mit denen wir uns täglich umgeben, deutlich. Die Menschen wollen immer mehr, auch mehr verändern, doch meist gehen sie egoistische Gedanken nach, statt an die Allgemeinheit zu denken. Der Traum nach einem erfüllten Leben treibt einen dabei wie in einem Western an. Getrieben von Erfolg und Reichtum, doch so wahr dir Geld helfe, sollten, so appelliert Oehl an die Hörer, man sich dessen bewusst zu werden, dass es wesentlich wichtigere Ziele im Leben gibt.

Mit dem Titel 300.000 läuten sie die Ära für eine neue Art zu Leben ein. Statt den Träumen von anderen hinterherzulaufen und sich sein Glück in einem Haus zu suchen, sollte man sich der Möglichkeit offenhalten, sein Leben doch anders führen zu können. Weit weg von allem, ohne bis zur Rente etwas abbezahlen zu müssen, was einen nur auf den ersten Blick glücklich macht. Der letzte Track ist vielmehr die Sammlung einzelner Interviewausschnitte der unterschiedlichsten Generationen und Meinungen. Diese Ausschnitte vermitteln eine Art Nähe zwischen Band und den Menschen, die sie umgibt. Die Aussagen spiegeln die ethischen und oft widersprüchlichen, moralischen Ansätze wider, die momentan in unserer Wohlstandsgesellschaft vorherrschen.

Aber Oehl haben ihre Platte nicht 100% Hoffnung genannt, weil sie sich und die Welt aufgegeben haben, sondern vielmehr, weil sie die Entscheidung getroffen haben gegen bestehende Missverhätlnisse vorgehen zu wollen. Es ist ein Ansatz – und am Ende sind es vielleicht diese kleinen Ansätze, die zählen.

Oehl – 100% Hoffnung
VÖ: 02. Juli 2021, Grönland
www.oehlmusic.com
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Susan

Susan wohnt in Hamburg und wollte früher hauptberuflich Groupie werden, bis ihr ein Exfreund einen Song auf Myspace widmete. Der hat bis heute 200 Klicks. Von ihr.

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