Foto-© Sebastian Igel
Miami ist auch nicht mehr das, was es mal war – zumindest, wenn es um das Miami von Popakademie-Dropout Maxi Haug, alias Shitney Beers, geht. Da ist die Limousine schon mal verhindert, Wetter ist auch gerade nicht so pralle, Schampus auch gerade alle – aber hey, Kräuterbaguettes sind in 5 Minuten ready und Bier ist auch kalt…kann also losgehen mit dem 10-Song-starken Debüt Welcome to Miami der Halbkanadierin. Seit 2018 macht sie als Shitney Beers Musik, veröffentlichte vier EPs und spielte rund 70 Konzerte. Das Debütalbum kommt nun am 23. Juli via Zeitstrafe und geht um’s Klarkommen als Person mit Anfang/Mitte 20 – und das ist jetzt eher undramatisch ausgedrückt. Normalerweise wird der Teil mit dem Stalking bei Liebensgeschichten in Songs wohl eher ausgelassen („I’m even afraid to leave my house“ – Lourdes) und wenn es in Keys darum geht, dass es auch 2021 für FLINTA* nicht möglich ist, einfach um eine Uhrzeit rauszugehen, zu der sie* Lust haben, in einem Outfit, auf das sie* Lust haben, vielleicht sogar alleine, wenn sie* darauf Lust haben, zumindest nicht ohne eine scheiss Angst und der Hand am Schlüssel, dann führt das Album die Hörer:innen in eine Lebensrealität, die zwar allgegenwärtig ist, aber immer noch unterrepräsentiert in popkulturellen Kontexten. Diese spärlich instrumentierte, knappe halbe Stunde ist ein härteres Stück Musik, als sie zunächst scheinen mag. Selbstbewusst, leichtfüßig und positiv ist sie dabei trotzdem. Quasi: Das Singer/Songwriter:innen-Ding in zeitgemäßer Freshness, ohne die Schneidersitzvibes, in jung, weiblich und dabei noch nicht mal nach Berlin gezogen?
Maxi Haug als Musiknerd zu betiteln, wäre, wie zu sagen, das Krümelmonster findet Kekse ganz in Ordnung. Natürlich liegt zuhause in Mannheim in ihrer 25qm Einzimmerwohnung die aktuelle, junge Generation großartiger amerikanischer Songwriterinnen wie Julien Baker oder Phoebe Bridgers auf dem Plattenspieler, aber Riot Grrrl spielt eine genauso große Rolle in der musikalischen Entwicklung Beers’ – und ahja, sie hasst auch richtig, richtig viel Musik…so nun sind die Kräuterbaguesttes aber auch fertig – und unsere Videopremiere zur Live-Session des Songs La Mort Heureuse im Rahmen der Melting Butter Sessions, aufgezeichnet in den RAMA Studios in Mannheim, gibts nun auch hier – zum Wohle!