BILLIE EILISH – Happier Than Ever


Foto-© Universal Music

I’m gettin’ older, I think I’m agin’ well
I wish someone had told me I’d be doin’ this by myself
There’s reasons that I’m thankful, there’s a lot I’m grateful for
But it’s different when a stranger’s always waitin’ at your door
Which is ironic ’cause the strangers seem to want me more
Than anyone before (Anyone before)
Too bad they’re usually deranged

(Billie Eilish – Getting Older)

Das Pop-Phänomen der vergangenen Jahre, Billie Eilish, ist zurück. Happier Than Ever ist der gelungene Nachfolger des Erfolgsalbums When We Sleep, Where Do We Go. Auf der neuen Platte erzählt Billie sehr selbstreflektiert über Beziehungen, Machtmissbrauch, ihren Ruhm und den Umgang mit den Medien. Und erweitert dabei weiter ihr Soundspektrum.

“I wanted to make a very timeless record, that wasn’t just timeless in terms of what other
people thought, but really just timeless for myself,” so die Sängerin in einem VEVO-Interview über das neue Album. Definitiv ist Happier Than Ever ein weiterer Sprung in Billies Karriere. Nach dem massiven Erfolg des Debüts, das alle wichtigen Preise und Charterfolge letztes Jahr abräumte, könnte man meinen, dass der Druck für die 19-Jährige enorm war. Doch Eilish blieb cool und produzierte gemeinsam mit ihrem Bruder Finneas die Songs, die ihr aus der Seele sprechen. Dabei ist das Ergebnis noch mal abwechslungsreicher und reifer. Weniger Goth-Electronica, verzerrte Vocals und abgehackte Beats, sondern klarerer Gesang und ein Mischmasch an Genres. Auch ihren Look hat Eilish verändert. Baggy-Clothes und grüne Haare sind passé, jetzt sind blonde Haare und figurbetonte Kleidung angesagt. Billie Eilish ist eben nun erwachsen, und das wirkt sich auch auf ihre Selbstdarstellung aus.

Auf der Synthie-Ballade Getting Older reflektiert die Sängerin ihren Status als Popstar und die Veränderungen in ihrem Leben. “There’s reasons that I’m thankful, there’s a lot I’m grateful for, but it’s different when a stranger’s always waitin’ at your door,” singt sie hier. Stalker sind leider einer der Übel, die der Ruhm mit sich bringt. Auch bei Therefore I Am rechnet sie mit Stalkern, Medien und falschen Freunde ab: “I don’t want press to put your name next to mine, we’re on different lines, so I wanna be nice enough, they don’t call my bluff,” heißt es hier. Mit catchigen Hooks erinnert das Lied an den Chartstürmer Bad Guy.

Ein interessanten Bruch passiert auf dem Titeltrack Happier Than Ever, der zuerst mit nur Akustikgitarre und Vocals auskommt, sich aber dann in eine Rock-Ballade verwandelt. Hier wird Billie auch zum ersten Mal richtig laut und schreit ihren Ex-Lover an. Überraschend gut. I Didn’t Change My Number und Lost Cause sind ebenfalls starke Songs, die mit Eilishs Exfreund abrechnen. Hier glänzt Finneas variationsreiche Produktion. Jazz, Trip-Hop, Synthie, Funk, Gitarren-Pop – alle Genres werden auf der Platte miteinander kombiniert. Keine Songs klingen gleich, aber vervollständigen sich dennoch.

Textlich ist außerdem Your Power ein sehr wichtiger Song, da er Billies Erfahrung mit einer toxischen Beziehung und Machtmissbrauch thematisiert. “Try not to abuse your power, I know we didn’t choose to change,” singt sie auf der Ballade. Besonders auf den ruhigen Tracks kommt Eilishs fragile Stimme zur Geltung. Das ist und bleibt ihr Markenzeichen.

Happier Than Ever ist eine sehr persönliche und ehrliche Platte, auf der Billie Eilish über ihr Leben und ihre Umgebung reflektiert. Sie zeigt, dass sie längst noch nicht alles erzählt und sich musikalisch weiterentwickelt hat.

Billie Eilish – Happier Than Ever
VÖ: 30. Juli 2021, ‎ Interscope
www.billieeilish.com
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