Foto-© Peter Toggeth / Mikel Cee Karlsson
Visions
Look at the magic of reality
While accepting with all honesty
That we can’t know for sure what’s next
No we can’t know for sure what’s next
But that we’re in this together
We are here together
(José González – Visions)
Wer es nicht wusste, hat es sich fast gedacht. Neben dem Songschreiben und Gitarre spielen beschäftigt sich José González am liebsten mit Altruismus, säkularem Humanismus und Öko-Modernismus. Kaum ein Künstler steht aufgrund seiner Musik und seines Habitus so sehr für Ausgeglichenheit, Ganzheitlichkeit und Bedächtigkeit wie der in Schweden aufgewachsene Argentinier, dessen Karriere kaum noch rekapituliert werden muss – irgendwo zwischen lebender Legende und Akustik-Gitarren Prophet. Seit jeher begeistert er die Kritiker und Fans weltweit und nach sechs Jahren mehr oder weniger Funkstille, führt er dies nun mit seinem neuem Album Local Valley fort – diesmal auf englisch, spanisch und schwedisch.
Die vier bereits erschienenen Singles geben schon einen sehr guten Eindruck, wie sich das Album anhört. Angefangen mit dem Opener El Invento, das erste Stück überhaupt, das González in seiner Muttersprache spanisch veröffentlichte. Hierin steckt bereits all das, was ihn auszeichnet und von anderen abgrenzt: eine aufdringliche Zartheit, versteckte Ohrwurm Melodien und eine bei der Besetzung von Gitarre und Gesang nicht zu erklärende Dynamik. Daran schließt sich Visions an, eingebettet in Vogelgezwitscher und atmosphärische Klangfläche eine der stärksten Nummern, die aufgrund des Rhythmus und der Harmonik am meisten an González’ Band Junip erinnert.
Schließlich Head On und Swing, beide sehr rhythmusbetont mit Klatschen und Swing sogar mit Drum-Computer Beat und ausnahmsweise durchweg Happy Vibes: „Swing, swing, swing your belly baby“ Wer hätte gedacht, dass González nochmal diese Zeilen singen würde – aber warum auch nicht. Alle anderen der 13 Songs liegen in ihrer Machart zwischen diesen bereits veröffentlichten und stellen damit ein für González tatsächlich sehr breites Spektrum dar, was beim Durchhören des Albums zunächst jedoch gar nicht auffällt. Wenn man genau hinhört, dann erst wirken die Details in den Gitarrenriffs, die vielen geschichteten Spuren, die vielfältigen Rhythmen und die Poesie in den Texten. Und dann kristallisieren sich auch schnell wieder heimliche Hits heraus. Neben El Invento und Visions u.a. Lasso In und En Stund PÂ Jorden, die schon beim ersten Anhören ihre ganze umarmende Wirkung entfalten und verzaubern.
Es ist vielleicht nicht mehr als eine gefühlte Wahrheit, denn die Klickzahlen sagen etwas anderes, aber es trifft doch auch auf dieses Album wieder zu: José González wird auch mit dem Großteil dieses Albums trotz seiner Berühmtheit immer in seiner ganz eigenen Nische bleiben, die sich nicht für jeden, mindestens aber für die Kritiker erschließt. Wenn er es sich in dieser aber weiterhin genau so gemütlich macht, wie in seinem Sommerhaus in der Nähe von Göteborg, wo dieses Album entstanden ist, dann wird er da auch nie mehr rauskommen, und wer hat da schon was dagegen?
José González – Local Valley
VÖ: 17. September 2021, City Slang
www.jose-gonzalez.com
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