Philippe Djian erlangte bereits im Jahr 1985 mit seinem Kultroman Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen internationale Bekanntheit – nicht zuletzt dank der erfolgreichen Verfilmung. Einige Jahre sind seitdem ins Land gezogen und mit Die Ruchlosen legt Djian seinen bereits 24. Roman vor.
Diana kämpft mit ihren Dämonen, denn seitdem ihr Mann Patrick bei einem Anschlag ums Leben kam, droht sich die Friseurin zunehmend in Suizidgedanken zu verlieren. Ihr 20 Jahre jüngerer Schwager Marc versucht ihr dabei zur Seite zu stehen und kümmert sich liebevoll – bis hin zur eröffnenden Schlägerei – um sie. Die Beziehung der todtraurigen Frau mit dem drogenaffinen Gelegenheitsarbeiter wird von Fragilität durchzogen, denn der drogenaffine Marc hat mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Als er nach einem morgendlichen Spaziergang schliesslich drei Pakete Koks am Strand findet, wittert er die große Chance sich von seinen Spielschulden zu befreien. Da ihm jedoch die nötigen Kontakte fehlen, wendet er sich an Joël, Dianas verhassten Bruder. Doch Joëls Hilfe hat einen Preis, die Lage verkompliziert sich und das Dreigespann läuft auf eine unausweichliche Eskalation zu.
Die Ruchlosen ist schnell, hart und direkt. Auf den knapp 200 Seiten untermauert Philippe Djian die Bewunderung zu seinen Vorbildern der amerikanischen modernen Literatur wie Jack Kerouac, J.D. Salinger oder Henry Miller. Die Umgangssprache der Protagonisten und der flüssige, abwechslungsreiche Satzbau ziehen den Leser in den Bann des Geschichtenerzählers, das Milieu erinnert mit seinen schrägen Charakteren und schonungslosen Dialogen immer wieder an den englischen Gangsterfilm eines frühen Guy Ritchie. Der schwarze Humor bleibt in Die Ruchlosen jedoch auf der Strecke, praktisch jede Handlung ist mit einer dunkel-schimmernden Ernsthaftigkeit überzogen, als einziger Lichtblick bleibt das Band zwischen Marc und Diana bestehen.
Philippe Djian ist erneut ein kurzweiliger Roman gelungen der sich treu und Überraschungen fern bleibt, aber den Leser durchgängig gut unterhält. Wobei gute Unterhaltung hier auch für schonungslose Brutalität und menschliche Abgründe steht – ein Ansatz den man mögen muss. Und um es kurz zu machen: Wir taten es!
Philippe Djian – Die Ruchlosen
VÖ: 28, August 2021, Diogenes Verlag
208 Seiten. Hardcover Leinen
ISBN: 978-3-257-61193-9