Foto-© Matt Klahn
Lonely as I ever was
You got a man, but I think
Maybe if you let him go
I know it’s wrong, but, baby
I just had to let you know
My life a magazine
And you could be my centerfold
I just wanna get to know you
(Spencer. – Lonely As I Ever Was)
Wer Lust auf frischen Sound hat, sollte sich mal bei Spencer Miles Abraham Allen, AKA Spencer. beschäftigen. Der Künstler und Produzent aus Rochester, NY, veröffentlicht am 10. September sein Debütalbum Are U Down? bei 4AD und ja – sind wir. Erfolgreich kombiniert er Elemente von HipHop, R&B, Funk, Indiepop, Jazz und Soul zu einem unaufgeregtem, interessanten und vor allem eigenem Sound. Nach Miles Davis benannt, wollte er schon mit 4 Jahren Trompete spielen lernen (durfte er), brachte sich selbst Gitarre und Bass bei, wurde als Teenie von seiner Mutter zum Jazz genötigt und es hat „Klick“ gemacht. Schlussendlich hat er das College geschmissen, um sich ganz seiner Musik zu widmen. Das hat geklappt und der Mann, der meistens alleine und isoliert arbeitet, hat ein Album geschrieben und produziert, in dem es in elf Songs um Beziehungskämpfe und Sehnsüchte geht und das trotzdem glücklich macht. Inspiriert sind die Tracks von den Höhen und Tiefen seiner Fernbeziehung: Seine Freundin wohnt in Washington DC, während er sein kreatives Zuhause in Brooklyn gefunden hat.
Der Opener byyyte ist lässig und groovig, aber so richtig in Fahrt kommt die Platte erst mit der Leadsingle Lonely As I Ever Was – eine Art Antwort an den Song Next Lifetime von Erykah Badu: Dieser versucht, eine Person, die in einer Beziehung ist, für jemand anderen – nämlich dich – zu gewinnen. Ein treibender Beat und Spencer.s smarter Gesang machen diesen cleveren Track nach dem ersten Hören zum Ohrwurm. Ähnlich einnehmend, wenn auch ruhiger, ist Luvs Me Not. Hier kommen die Rhythmus-Wechsel und die gezielt eingesetzten Effekte, die Teil der Erfolgsformel des Albums sind, besonders gut zur Geltung. After The Show featuring Thea, alias Becky & The Birds, bringt inhaltlich das Thema Sehnsucht auf den Punkt. Der federleichte Song erinnert an 90er-Jahre-Pop, gepaart mit lässigen Drums. No Direction zeigt mit den dominanten Gitarren- und Elektro-Sounds die klangliche Bandbreite der Platte. Mit Heart Freestyle läuft im Anschluss ein weiterer Höhepunkt. Klingt er zuerst nach klassischem R&B entwickelt er sich dank Spencer.s typischen Rhythmuswechseln und der elektronischer Orgel am Ende in eine cineastische Melodie mit Soundtrack-Potenzial. Das Album endet indierockig mit Drop – lässiger sind allerdings die experimentelleren Tracks.
Spencer. zeigt mit Are U Down?, dass im stillen Kämmerlein frische Ideen entstehen können. Der Sound seines Debüts ist unvorhersehbar, neu, detailverliebt und doch nicht verschnörkelt. Lässiger geht es wahrscheinlich kaum und wir freuen uns über die frische Brise Brooklyn im deutschen Herbst.
Spencer. – Are U Down?
VÖ: 10. September 2021, 4AD
www.facebook.com/endmiles
https://spencer-period.bandcamp.com