HALLOWEEN KILLS – Filmkritik

Evil dies tonight”!

Laurie Strode – Halloween Kills

Halloween (2018) endete damit, dass Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), gemeinsam mit Tochter Karen (Judy Greer) und Enkeltochter Allyson (Andi Matichak), Michael Myers ein für allemal getötet hatte. Schwer verletzt retten sich die drei Frauen auf einen vorbeifahrenden Pickup Truck und beobachten aus sicherer Entfernung wie Lauries Haus mit dem darin gefangenen Michael in Flammen aufgeht. Genau hier setzt Halloween Kills an und wir sehen eine Entourage an Feuerwehrautos an dem Truck vorbei- und auf das Haus zusteuern. Als Ergebnis des fulminanten Intros steht weder das Haus noch ein einziger der Feuerwehrmänner, lediglich Michael Myers mit der ikonischen weißen Maske, nun wie auf dem Kinoplakat prangernd leicht angesengt. Mit Laurie mehr oder weniger außer Gefecht obliegt es dieses Mal den jüngeren Generationen sich Michael entgegen zu stellen. Unterstützt oder vielleicht doch eher behindert werden sie dabei von einem wütenden Mob, angeführt von weiteren aktuellen und ehemaligen Opfern, die bisher mit dem Leben davongekommen waren und endgültig genug davon haben, dass Haddonfield von dem maskierten Killer heimgesucht wird.

„Evil dies tonight!“ lautet das Motto, unter dem sich die Bürger vereinen. Nicht nur der Releaseplan, in dem bereits Halloween Ends für 2022 vorgesehen ist, lässt den Zuschauer daran zweifeln. Neben diesem Augenzwinkern auf der Metaebene ist es jedoch auch dem Film selber bzw. Regisseur David Gordon Green ein wichtiges Anliegen, Zweifel daran aufkommen zulassen, ob der wütende Mob die richtige Antwort darstellt. Denn wie als Reaktion auf die offen propagierte Selbstjustiz aus dem 2018er Film (der nicht Teil 1 ist, es ist kompliziert, dazu später mehr) und den brutalen Lynch Mob ist auch Michael brutaler als je zuvor. Wo Myers, aufgrund der Charakterlosigkeit auch „The Shape“ genannt, sonst eher ein Stalker ist, der seine Opfer beobachtet und dann plötzlich und schnell zuschlägt, ist er hier absolut erbarmungslos und brutal, kostet die Morde nahezu aus und tötet auch schlicht mehr Menschen als jemals zuvor in einem Film. Wurde im 2018er Halloween noch betont, dass er de facto „kaum“ Menschen getötet hat, schraubt sich die Gewaltspirale scheinbar durch das menschliche Zutun immer nach oben. Gewalt mit Gewalt zu begegnen, scheint nicht die richtige Antwort.

Ob Zuschauer diese Botschaft mitnehmen oder diesen modernen Slasher mit der Gewalt auf Stufe 13 genießen, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Fakt ist aber, dass neben dem Hauptstrang noch stimmungsvolle, ruhigere Flashbacks zum Jahre 1978 geboten werden. Hier wird nicht nur Halloween (2018), sondern auch der Original Halloween (1978) exzessiv mit eingebunden. Überhaupt gibt es unglaublich viele liebevolle Referenzen zu den alten Halloween-Filmen. Dies überrascht besonders deshalb, weil 2018 ganz klar alle vorherigen Sequels (immerhin sechs, sowie ein Spin-Off und zwei Remakes) negiert wurden. Halloween Kills hingegen geht sogar so weit, Szenen aus dem alten Teil 2 zu referenzieren.

Bei aller nostalgischen Liebe übernimmt der Film sich hier jedoch etwas. Denn neben vielen Referenzen zu den beiden Vorgängern, baut er auch die Brücke für den eingangs erwähnten Abschluss der neuen Trilogie. Jamie Lee Curtis spielt, ebenso wie Judy Greer und Andi Matchiak als Tochter, respektive Enkeltochter sehr überzeugend. Nur muss man sich, gerade als Fan, damit abfinden, dass Frau Curtis zumindest in diesem Teil etwas in den Hintergrund tritt, nachdem Halloween (2018) absolut ihr Film war. Auch die eingangs erwähnte „Spirale der Gewalt“ wird nicht befriedigend zu Ende erzählt und man muss ein wenig darauf vertrauen, dass Teil 3 hier an beiden Fronten nachliefern wird.

So werden wir erst nächstes Jahr erfahren, ob Regisseur und Produzent David Gordon Green hier eine Trilogie für die Ewigkeit geschafften hat. Nicht zuletzt, weil John Carpenter erneut mit Sohn Cody einen fantastischen und sehr klassischen Soundtrack abliefert, ist es schon jetzt ein Horrorfilm-Duo, welches, wie selten in dem Genre, audiovisuell wie inhaltlich ineinandergreift und liebevoll Elemente und Darsteller der Klassiker einbindet. Für Fans immer, für alle anderen zumindest zu Halloween absolut sehenswert.

Halloween Kills (US 2021)
Regie: David Gordon Green
Cast: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, James Jude Courtney, Nick Castle, Airon Armstrong, Will Patton, Thomas Mann, Dylan Arnold, Scott MacArthur, Michael McDonald, Anthony Michael Hall
Kinostart: 21.10.2021

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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