Foto-© David McClister
Schon seit Jahren gehören The Districts für uns zu den besten Rock-Bands unserer Zeit – auch wenn die US-Amerikaner leider noch größtenteils unter dem Radar fliegen. Eine der größten Stärken der Band ist dabei ihre Wandlungsfähigkeit und die stetige Weiterentwicklung im Sound – und so verwundert auch nicht, dass I Want To Feel It All, die erste neue Single mit der die Districts ihr mittlerweile fünftes Studioalbum Great American Painting für den 4. Februar 2022 via Fat Possum Records ankündigen, mal wieder neue Töne anschlägt! “I Want To Feel It All handelt davon alles Mögliche zur gleichen Zeit zu fühlen – wie ein emotionales Feuerwerk mit Liebe für das Universum und alle Lebewesen. Doch es thematisiert auch den Tod und die allem innewohnende Dunkelheit sowie Vergebung, Schmerz und Akzeptanz”, erklärt Sänger und Gitarrist Rob Grote. “Für das in den Pennsylvania Hills im Dämmerlicht gedrehte Video performen wir mit Feuerwerken im Hintergrund für die immer flüchtige Gegenwart, die der Song einzufangen versucht. Die surreale Grundstimmung des Videos repräsentiert dabei die losgelöste Traumwelt, in der der Song lebt, während die unberührte amerikanische Landschaft ein Symbol von Idealismus und natürlichem Mysterium ist, das unsere kreative Arbeit inspiriert.”
Produziert von Joe Chiccarelli (u.a. Spoon, The Strokes und Broken Social Scene) wurden die insgesamt neun Songs in dem legendären Recordingstudio Sunset Sound in Los Angeles aufgenommen. Als außerordentliches Album beleuchtet Great American Painting zwar alles, was falsch läuft in dieser Welt, liefert jedoch gleichzeitig auch einen wichtigen Funken Hoffnung. Zu gleichen Teilen als eine nuancierte Beobachtung und Ausbruch von Gefühlen adressiert die in Philadelphia lebende Band eine Vielzahl von Problemen, welche an dem amerikanischen Ideal nagen (Gentrifizierung, Waffengewalt, das erdrückende Gewicht des späten Kapitalismus), während jeder Track mit der explosiven Eleganz des Indie-Rocks und Post-Punks der Band ausgeschmückt ist. Durch die intensive Selbstreflexion, mit der diese Themen behandelt werden, knüpft Great American Painting letztendlich an die Mission an, die The Districts sich als Teenager während der Bandgründung in einer Kleinstadt Pennsylvanias auferlegt haben: Das Bedürfnis unabweisbar kathartische Musik zu schaffen, die Hoffnungslosigkeit ausblendet und die Hörer dazu einlädt, von einer deutlich besseren Zukunft zu träumen.
Die Songs wurden dabei stark von zwei Monaten, die die Band in einer Hütte in Washington State während dem Höhepunkt der Pandemie verbrachte, beeinflusst: “Als wir dort waren, verbrachte ich einige Zeit damit an diese verrückten Flüsse und den Gifford Pinchot National Forest zu fahren und war davon fasziniert, wie diese unberührte Landschaft wirklich diese zeitlose Idee von dem festhält, was Amerika ist,” sagt Grote. “Ich kam gerade von der Teilnahme an den Protesten in Philly zurück, bei denen ich mit Tränengas besprüht wurde, und es fühlte sich so komisch, an sich zwischen diesen beiden Extremen zu bewegen. In gewisser Weise fragt dieses Album: “Was ist das große amerikanische Gemälde? Ist es Polizei-Gewalt oder ist es diese wunderschöne Landschaft?” Die Wahrheit ist, dass es all das ist.”
Für das neue Album gab es andere Vorzeichen bei der Entstehung als beim 2020er Vorgänger You Know I’m Not Going Anywhere: “Das letzte Album fühlte sich mehr wie mein eigenes Aufnahmeprojekt an und weniger wie eine wirkliche Band-Sache, sodass dieses Mal von Anfang an das Ziel war, den Fokus auf das zu legen, was immer gut für uns funktionierte: Ein Element der Einfachheit, dass dennoch sehr kraftvoll mit einer instinktiven Rock-and-Roll-Energie versehen ist”, erklärt Grote. Dementsprechend stellt Great American Painting The Districts’ beste Eigenschaften heraus: Die haargenauen detaillierten und spektralen Tönen von Gitarrist Pat Cassidy, die komplexen und dennoch eingängigen Rhythmen von Schlagzeuger Braden Lawrence und dem ehemaligen Bassisten Connor Jacobus, der die Band mittlerweile in aller Freundschaft verlassen hat (Lawrence wird für die Liveshows der Band für ihn an die Bass-Gitarre wechseln), während die Band eine Aufgewecktheit in ihrem Sound vorstellt. “Normalerweise lieben wir es, alles einfach lauter zu machen, aber diesmal legten wir ein viel größeres Augenmerk darauf, den Raum innerhalb der Songs auszuweiten, um wirklich jedes Instrument zur Schau zu stellen”, fügt Grote hinzu.
Während des Schaffensprozess zum neuen Album hat sich das Gespür der Band für Beziehungen exponentiell intensiviert: “Es fühlt sich einfach so gut an, Zeit mit den Menschen zu verbringen, die mir wichtig sind – Spaß zu haben und zu versuchen, etwas Gutes für die Welt zu tun”, sagt Grote. So ist das Gefühl von Familie und Solidarität etwas, für das die Band sich erhofft, es mit dieser Veröffentlichung noch weiter ausweiten zu können. “Was ich am meisten an Musik schätze ist, wenn ein Album eine gewisse Art von Schmerz, Frustration oder Hoffnung ausdrückt, die ich auch fühle”, erklärt er weiter. “Ich hoffe, dieses Album lässt die Leute etwas in sich selbst fühlen, das sich auch in der weiten Welt widerspiegelt und ich hoffe weiter, dass sie sich dadurch weniger alleine fühlen werden.”
The Districts Tour:
09.02.22 Gebäude 9, Köln
14.02.22 Strom, München
16.02.22 Hole 44, Berlin
17.02.22 Bahnhof Pauli, Hamburg