ELBOW – Flying Dream 1


Foto-© Peter Neill

Fireflies rise
Spiralling up ’til we blanket the skies
Every neighbourhood sleepy wee dreamers
Over the hills at the edge of my knowledge
Skimming the breakers deft as a petrol
Holcombe and Pendle, Nelson and Cole
Follow the landing light guiding me home
The house with the stairwell, I step into the air

Step into the air
Like I’m fallen snow
Deep in my bones
Step into the air

(elbow – Flying Dream 1)

Nachdem elbow im Jahr ohne Konzerte 2020 ein Konzertalbum (Live At The Ritz – An Acoustic Performance) veröffentlicht haben, meldet sich die britische Band mit ihrem neunten Studioalbum zurück, das am 19. November bei Polydor erscheint. Flying Dream 1 entstand im Anschluss an ihre elbowrooms-Sessions für YouTube, die sie im ersten Lockdown des letzten Jahres aufgenommen hatten. Danach schickte sich die Band die ersten Songideen zu. Statt miteinander über ihr Leben und ihre Gefühle zu sprechen, schickten sie nächtliche Songbriefe, die über das Innere des jeweils anderen berichteten. Die Lieder wurden in den Heimstudios in Manchester und London vervollständigt und anschließend im Brighton Theatre Royal perfektioniert und mit der Band und zahlreichen Gästen aufgenommen. So in sich gekehrt der Entstehungsprozess erscheint, so getragen klingt auch die Platte. Die Indierock-Veteranen, die eher für ihre Festivalhymnen bekannt sind, haben ein ruhiges und harmonisches Album geschrieben, dessen Stärke vor allem wunderbare Zusammenspiel der Musiker:innen in den bedeutenden Brightoner Hallen ist, dessen Atmosphäre auf die Platte abgefärbt hat.

Schon der Opening- und Titeltrack Flying Dream 1 hüllt in eine warme Atmosphäre, die das Album ausmachen wird. Der Gesang von Frontmann Guy Garvey und das gefühlvolle Klavierspiel vor minimalistischer Percussion sind das Grundgerüst, Wilson Atie, Adeleye Omotayo und Marit Røkeberg von den London Contemporary Voices runden den Song bemerkenswert ab. Auch Come On, Blue ist so ein ruhiger und berührender Song, der in Erinnerung bleibt und durch leichte und doch schwere Instrumente besticht. Ein Spagat, den auch das Piano auf Six Words schafft. Während Garvey über das Verlieben sinniert und dabei versucht das Unbegreifbare greifbar zu machen, verliert man sich im wunderbaren Klavierspiel. Der Synthiebreak in der Mitte des Songs ist dann zwar etwas abrupt, aber der Song fließt auch danach noch wunderbar atmosphärisch. Die Indiewurzeln der Band sind am deutlichsten im ryhtmusbetonten The Only Road zu spüren mit starkem Schlagzeug, dominanter Gitarre und Road-Trip-Romantik. Hier kann mich sich schon vorstellen, dass nachdenkliche Männer in ihr Bier im Pub starren und lieber woanders wären, aber nicht so genau wissen wo. Andere Songs wie Is It A Bird, Red Sky Radio (Baby Baby Baby) oder What Am I Without You rauschen ein bisschen vorbei, auch wenn bei letzterem noch einmal die große instrumentale Riege aufgefahren wird.

Die Liste der Inspirationen für Flying Dream 1 beinhaltet fast ausschließlich epochale Alben wie PJ Harveys Is This Desire, Kate Bushs Hounds of Love oder Van Morrisons Astral Weeks. Die zwingende Energie dieser Meisterwerke entwickelt die Platte jedoch an keiner Stelle. elbow setzt stärker auf Gefühle als auf prägnante Melodien. Flying Dream 1 ist ein Album für kalte Tage, nachdenklich und vor allem in seiner Instrumentierung schön. In die Reihe der zitierten Klassiker wird es aber wahrscheinlich nicht aufgenommen – dafür fehlen einfach die großen Momente.

elbow – Flying Dreams 1
VÖ: 19. November 2021, Polydor
www.elbow.co.uk
www.facebook.com/Elbow

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