Foto-© Elina Kechicheva
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der Epoche der Romantik, begannen die Menschen damit, künstliche Ruinen zu errichten – zur Steigerung eines Gefühls von Einsamkeit und Erhabenheit, aber auch als eine Art Ausguck, der sich in die wilde Landschaft einfügen und ein Wohlempfinden in der Naturbetrachtung ermöglichen sollte. Kat Frankies neue Single Shiny Things ist die musikalische Version solch einer künstlichen Ruine: Aufrecht steht das Stück über der Zeit, weiß von Damals und Morgen, lässt die Dinge zum Himmel fahren, blickt im nächsten Moment auf sie herunter. Kraftvolle, aufgeladene Bilder entstehen. Und der Song ist der erste Vorbote ihres für 2022 anstehenden fünften Studioalbums!
Dafür hat die aus Sydney stammende Multi-Instrumentalistin ihren Sound komplett auf opulenten Pathos fokussiert. In einer stimmgewaltigen, dicht orchestrierten Abhandlung über das untrennbare Verhältnis von Schönheit und Verfall, lässt die in Berlin lebende Künstlerin Lichtreflexionen von Flächen aufblitzen, die bereits Rost ansetzen, wendet sich feinsinnig den Augenblicken des Dazwischen zu, in denen sich Vergangenheit und Zukunft berühren. Shiny Things, musikalisch inspiriert vom Indierock der 1990er Jahre und in gefühlter Konsequenz ihrer Acappella-Arbeiten aus dem Jahre 2019 (B O D I E S EP), zeigt Kat Frankies musikalische Virtuosität und offenbart sie gleichsam als große Erzählerin. „Oh lover / Sing it loud / We will only drown.“ In großen Gefühlen entsteht so mit ebenso großer Geste ein ungemein kraftvolles Stück Gegenwart.