Foto-© Dustin Edward Arnold
You say, honey you’re a flower
You don’t need to be shy
Heaven’s all around you
When you look me in the eye
When you’re pouring over working
I’ll make it my luck
That you never run low
Before I fill your cup
(RIKI – Marigold)
Das zweite Album der US-amerikanischen New Romantic-Künstlerin RIKI erscheint mit dem vielversprechenden Titel Gold. Da denkt man gleich an Wärme, Glanz und Glamour – und die Platte liefert auch dementsprechend satten, geschmeidigen Synth-Pop, bei dem man sich verwundert fragt, ob er wirklich aus 2021 oder doch aus den 80ern stammt, voller Nostalgie, verspielter Melancholie und mit absolut sicherem Gespür für Ohrwurm-Melodien.
Einen Vorgeschmack auf das Werk gab es schon im September mit der ersten Single Marigold, dem einzigen Duett des Albums. Den männlichen Gesangspart übernimmt Joshua Eustis, der Co-Produzent von Gold, der in seinem kehlig-tiefen Gesang ein wenig Dave Gahan oder Rick Astley heraufzubeschwören scheint und damit perfekt in die glamouröse 80er-Kulisse passt. RIKIs Stimme erinnert an Pat Benatar; klar und elegant besingt sie Sehnsüchte und Schwärmereien in einer atmosphärischen Uptempo-Nummer mit elegischer Melodie und schillernden Synth-Klängen. Im dazugehörigen Video zeigt sie sich mit einer kunstvollen Abendkleid-Version des ikonischen Spitzen-BHs, den Madonna auf ihrer Blonde Ambition Tour trug.
Überhaupt ziehen sich musikalische Zitate und stilistische Anspielungen auf die 80er durch das ganze Album und kreieren eine verträumte, intime und zeitlose Atmopshäre. Beim kühl-eleganten Opener Lo z.B. erinnert der markante und stimmungsvolle Basslauf an Voyage Voyage oder Fade to Grey. Die komplexen Synth-Drum-Patterns und Reverb-Effekte bei dem etwas experimentelleren Prog-Pop-Werk Oil and Metal dagegen scheinen fast von Genesis oder Peter Gabriel inspiriert zu sein.
It´s no secret ist eine astreine New Romantic bzw. Dark Wave Nummer: Das etwas synthetisch klingende Saxofon-Solo verortet den Song ganz klar in den Fahrwassern der 80er-Nostalgie, auch wenn der smoothe Trip Hop Beat in seiner Trance-Wirkung eher nach Massive Attack klingt und dadurch doch ein paar modernere Einflüsse erkennen lässt. RIKIs verspielt-launiger Gesang kontrastiert gekonnt die kühle und nachdenkliche Stimmung des Songs. Der Höhepunkt der Platte ist allerdings das majestätische Sonar, dessen düsteres Keyboard-Riff Goth-Pop-Flair verbreitet und in seiner cineastischen Grandiosität an Falco oder die Pet Shop Boys erinnert.
Porque te Vas scheint als einziger nicht-englischer Titel mit seinem Flamenco-Beat und typisch spanischen Chords ein bisschen aus der Reihe zu fallen, beschwört aber in La Isla Bonita-Manier auch Bilder von Stränden, Sonnenuntergängen und Cocktailbars herauf. Die jazzig-düstere Stimmung und die dramatischen Drums von Florence and Selena widerum erinnern mit dem prominenten Fretless Bass an erwachsenen Art-Pop im Stil von Kate Bush oder Sam Brown.
Jeder einzelne Song auf Gold hat richtige Ohrwurm-Qualitäten und die Instrumente und Arrangements klingen so überzeugend nach den 80ern, dass man gar nicht glaubt, eine Platte aus 2021 vor sich zu haben. Die Lieder sind stylisch, stimmungsvoll, teilweise hymnisch, teilweise melancholisch, in ihrer aufrichtigen Wehmütigkeit und Nostalgie charmant, und bieten opulente, verträumte New-Wave-Melodien und typische 80er-Pop-Themen wie Sehnsucht, komplizierte Romanzen und Selbstreflektion. Wer den Winter gern ein bisschen durch Tagträume von berauschenden Sommerabenden aufhellen will, findet hier bei RIKI den perfekten Soundtrack.
RIKI – Gold
VÖ: 10. Dezember 2021, Dais Records
www.riki.bandcamp.com
www.instagram.com/riki.band