Foto-© Rosie Foster
So show mе the land you acquired
And slip into something beside
The holes you try to hide
And lay out your rules for the night
Oh, don’t eat your toast in my bed
Oh darling I
I never felt the crumbs until you said
“This place is not for any man
Nor particles of bread”
(Black Country, New Road – Bread Song)
Wie soll man weitermachen, wenn man außergewöhnlich verheißungsvoll angefangen hat? Was für viele Projekte, die vor und während der Pandemie starteten, eine akute und oft auch bedrückende Frage ist, beantworten Black Country, New Road jetzt mit ihrem zweiten Studioalbum Ants From Up Here. Ziemlich genau ein Jahr nach dem Debüt kracht und knarzt, fließt und bricht es wieder zwischen Folk, Alternative Rock und Minimal Music.
Der einzigartige Klang aus Violine, Saxofon und Rock Band Besetzung bleibt über die zehn neuen Songs bestehen und wird weiter ausgefeilt. Mit etwas mehr Harmonie und weniger Dissonanz und damit etwas zugänglicher als auf dem Debüt schreit das zweite Album förmlich: Wir waren kein One-Album-Wonder und wollen unseren Platz verteidigen.
Dabei ist keine Sekunde der 59 Minuten Musik belanglos, langweilig oder zufällig. Egal ob Concorde, Bread Song oder Basketball Shoes, die oft über 6-minütigen Stücke sind kleine Rock-Opern, immer für den nächsten Taktwechsel, die nächste unerwartete harmonische Wendung und emotionale Berg- und Talfahrten bereit. Der „klassische“ Minimal Music-Ansatz setzt sich zu dem noch weiter fort und gibt dem vielen Hin und Her immer wieder starke Strukturen, an denen man sich gerne festhält. Und wenn diese grade mal wieder zu einem lautstarken Höhepunkt gekommen sind, wird uns im nächsten Moment ein butterweicher Übergang in sanfte, aber melancholische Tiefen geschenkt – von Haldern über Mark’s Theme direkt in The Place Where He Inserted the Blade.
„Ich habe mich damit abgefunden, dass dies vielleicht das Beste ist, an dem ich für den Rest meines Lebens beteiligt sein werde. Und das ist gut so.“ So und nicht anders fasst Bassistin Tyler Hyde die Arbeit an dem Album zusammen und das spricht Bände. Die Energie, die durch das Album geht, strotzt nur so von Selbstbewusstsein und gleichzeitig vor Freude an dieser Kunst, die man nach wie vor als neu und einzigartig beschreiben darf. Und dabei liegt ja grade im imperfekten Sound, in der gewöhnungsbedürftigen Stimme von Sänger Isaac Wood und in dem wilden Wechsel aus Instrumenten, Harmonien und Rhythmen die Kraft, die es so einzigartig macht. Nach der Intensität der zehn Songs muss man erstmal durchatmen, hier kostet Zuhören wieder Kraft. Zu der Musik kommen die sehr persönlichen und oft etwas grotesken Geschichten, die sich häufig um komplizierte Beziehungen und Liebeskummer drehen und einen bitteren aber schwarz humorigen Nachgeschmack hinterlassen, der nicht weniger schwer ist als die klangliche Wucht.
Wenn For The First Time die Sieben Britinnen und Briten laut Times zur „aufregendsten Band des Jahres 2021“ gemacht hat, dann setzt Ants From Up Here das für 2022 fort. Hoffen wir, dass die Pandemie dies nicht ganz so lang tut, so dass wir nicht mehr lange darauf warten müssen Black Country, New Road’s Energie wieder live zu spüren.
Black Country, New Road – Ants From Up There
VÖ: 4. Februar 2022, Ninja Tune
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