Foto-© Mario Sorrenti
Cat Power aka Chan Marshall hat es wieder getan: Am 14. Januar erscheint ihr inzwischen drittes Album, das sie mit Coverversionen bekannter und weniger bekannter Songs befüllt hat. Nach mehreren Jahrzehnten im Musikgeschäft ist Covers ihr inzwischen elftes Album, das zweite bei Domino Records. Covers vervollständigt eine Art Trilogie, die den beliebten früheren Cat Power-Sammlungen Jukebox (2008) und The Covers Record (2000) folgt. Und wie bei den Vorgängern interpretiert Marshall die Stücke nicht nur neu, sondern seziert und übersetzt sie in ihre Ästhetik.
In der Auswahl finden sich Stücke aus dem Zeitraum von 1940 bis 2010, Klassiker und Raritäten. Marshall hat Songs ausgewählt, mit denen sie persönliche Ereignisse verbindet. Aber eines haben alle gemeinsam: Die Originalinterpret:innen sind bekannt für ihre markanten Stimmen, viele Songs werden durch sie getragen. Dadurch fällt die Neuinterpretation in Marshalls sanftem und doch eindringlichen Stil teilweise überraschend und teilweise etwas flach aus. So zum Beispiel These Days von Jackson Browne, vor allem bekannt durch die Interpretation von Nico. In Marshalls Version ist die typische Gitarre geblieben, aber die hauchige Folkversion lässt Nicos lässige Melancholie vermissen. Hier bleibt die Künstlerin vielleicht zu nah am Original. Das minimalistisch interpretierte Bad Religion (Frank Ocean) ist kaum wiederzuerkennen und wahnsinnig intensiv. Ähnlich erfolgreich neu zusammengesetzt ist I Had a Dream Joe (Nick Cave), während Lana Del Rays White Mustang leider seine eindringliche Mystik verloren hat. Überraschungen sind der Track Pa Pa Power – im Orignal von Ryan Goslings Band Dead Man’s Bones – oder Iggy Pops The Endless Sea. Dieser relativ unbekannte Song verliert in der Neuinterpretation seine interessanten Kanten, während der Countryklassiker It Wasn’t God Who Made Honky Tonk Angels (Kitty Wells) durch Marshalls Interpretation erfolgreich in die Gegenwart geholt wird.
Covers ist eine Kollektion an Songs, die sich über Jahrzehnte und Genres wie Country, Pop, Jazz, Punk und R’n‘B und erstreckt. Marshall kombiniert sie zu einem stimmigen Album, in dem man sich verlieren kann. Dabei spürt man, dass sie in die Neuauflage der Stücke so viel Liebe legt wie in ihre eigenen Kompositionen – an manchen Stellen bleibt jedoch der Biss etwas auf der Strecke.
Cat Power – Covers
VÖ: 14. Januar 2022, Domino Records
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