Foto-© David Belisle
She comes dressed like Sunday
String of pearls around her neck
Room of mirrors, days of lace
Porcelain and picturesque
Her eyes masquerade, fade to black
Roses on the winding path
Velvet ribbon down her back
Shadows lie across her face
Drowning in a state of grace
Her eyes masquerade, fade to black
They’ll come at night to take her back
(Beach House – Masquerade)
Am 18. Februar erscheint das inzwischen achte Studioalbum des US-amerikanisch-französischen Duos Beach House. Sie stehen für das Genre Dream-Pop wie keine andere Band. Seit über zwanzig Jahren perfektionieren sie das musikgewordene Träumerische, Vage, Uneindeutige. Die Platte heißt Once Twice Melody und folgt auf das 2018er-Werk 7. Moment Mal – Once Twice Melody? Kommt uns das nicht bekannt vor? Richtig, denn nach dem umfangreichen dreijährigen Entstehungsprozess entschlossen sich Victoria Legrand und Alex Scally, den klassischen Single-Album-Zirkel zu durchbrechen und die insgesamt 18 Songs in vier Kapiteln zu veröffentlichen. Diese erschienen monatlich seit November 2021 und so haben wir den Titeltrack aus Chapter 1 und Leadsingle des Gesamtwerkes schon eine ganze Zeit im Ohr, wenn nächste Woche mit dem vierten Kapitel endlich die letzten fünf Songs veröffentlicht werden, die das Doppelalbum komplettieren.
Wie bei den Vorgängeralben schrieben Legrand und Scally alle Songs gemeinsam. Once Twice Melody ist jedoch die erst Platte, die die Band komplett selbst produziert hat. Daraus entstand der cineastischste Sound, den wir von Beach House bisher gehört haben. Dafür arbeiteten sie erstmals mit einem Live-Streicherensemble, das von David Campbell arrangiert wurde. Für den Großteil der Aufnahmen mieteten sich die beiden im Apple Orchard Studio in Baltimore ein, außerdem arbeiten sie im Pachyderm Studio in Cannon Falls und im United Studio in Los Angeles. Abgemischt wurde das Album hauptsächlich von Alan Moulder, aber auch Caesar Edmunds, Trevor Spencer und Dave Fridmann waren bei einigen Stücken am Werk.
Der Sound des Doppelalbums ist vielseitig, neu und doch vertraut. Futuristisch und experimentell wie bei Runaway mit verzerrten Vocals oder dem vielschichtigen ESP, in dem sich Synthesizer und die Stimme von Legrand vor einem wiederkehrenden gebrochenen E-Gitarrenriff vermengen. Es sind Details wie diese, die den musikalischen Intellekt der Band zeigen und verstehen lassen, warum ihre Musik nach so vielen Jahren im Geschäft noch so einnehmend und tonangebend ist. Pink Funeral und Only You Know sind beispielsweise Tracks, die mit Echoeffekten locken und auf träumerische Art zu animieren wissen. Im Kontrast zu den aufwändigen Stücken stehen reduzierte Tracks wie Many Nights im vierten Kapitel oder das fast schon minimalistische Over and Over. Neben Neuerungen finden sich aber auch klassische Beach-House-Songs wie New Romance, das durch den Einsatz der Synthesizer mit Nähe und Distanz spielt, oder Hurts to Love, das durch wohlbekanntes Zusammenspiel von Orgel und Beats besticht.
Insgesamt verblenden die Stilrichtungen, Kapitel und Songs in eine wohlige Einheit. Mit Once Twice Melody veröffentlichen Beach House ihr vielseitigstes und bisher schönstes Album. Nach dem düsteren 7 kommt das aktuelle Doppelalbum wieder spiritueller und heller daher, trotz der typischen Melancholie der Band. Kurz: Once Twice Melody ist klug, detailverliebt und aufwändig. Ein Album wie ein Tagtraum, auf den man sich gerne einlässt, ohne den Blick auf die Wirklichkeit zu verlieren.
Beach House – Once Twice Melody
VÖ: 18. Februar 2022, Bella Union
www.beachhousebaltimore.com
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