KING RICHARD – Filmkritik


Foto-© Telepool

This world never had no respect for Richard Williams. But they going respect y’all. They going to respect y’all.

(Richard Williams – King Richard)

Venus und Serena Williams sind nicht von ungefähr zu Sportlerinnen geworden, die die Tenniswelt Anfang des Jahrtausends absolut dominierten. Den wichtigsten Teil des Werdegangs zeigt uns Debüt-Regisseur Reinaldo Marcus Green: die Vorbereitung der Grundlagen bis hin zum ersten professionellen Match von Venus. Der Fokus liegt dabei auf dem Autor des 76-seitigen Gesamtkonzepts: Familienoberhaupt Richard Williams.

Biopic, Oscar-Bait, Sportfilm, Whiplash, American Dream. Mit Will Smith in der Hauptrolle liegt Pursuit of Happiness nahe, hatten wir alles ja schon so oft. Die Kinder bzw. Stiefkinder von Richard Williams haben viel zum Film beigetragen. Weder die Produzenten, noch die Familie wollte vor den Schattenseiten zurückschrecken. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass vieles schöngeredet wird, weil man ja rückblickend sagen kann, dass alles, was Richard gemacht hat, gerechtfertigt war: Schließlich hatte er recht. Die Kinder wollten einen Liebesbrief an ihren Vater, der ihn ehrt. Das haben sie auch bekommen. Etwas anderes würde man an deren Stelle für einen Vater, der nach mehreren Schlaganfällen nicht in bester Verfassung ist, auch nicht wollen.

Venus und Serena wurden anscheinend gezielt gezeugt und zur Welt gebracht, damit Richard Material für seinen Masterplan zur Herstellung von Weltklasse-Tennisspielern bekommt. Insofern wurden sie auch von Anfang an auf Siegeswillen getrimmt, ja geradezu indoktriniert. Für Außenstehende ist es schwer zu sagen, wie es den Mädchen damit ging. Sie lassen jedenfalls Nichts auf ihren Vater kommen. Aus einem Kult kommt man auch nur schwer heraus, wenn überhaupt. Andererseits haben viele die ein oder andere Geschichte auf Lager, die anfängt mit: “Wir haben das zuhause immer so gemacht. Erst als ich in die Schule kam habe ich bemerkt, dass wir die einzigen waren…” Richards erster Familie, die er eines Tages einfach verlassen hat, ging es jedenfalls nicht so gut, denn die hat er einfach sitzen lassen, um neu anfangen zu können.

Kindererziehung ist ein Thema, was nie zur Ruhe gelegt werden wird. Selbst die, die nur das Beste wollen, sich Mühe geben und nach bestem Wissen und Gewissen handeln, treffen auf Kritiker. Insbesondere Eltern, die ihre Kinder auf extreme Weise unter Druck setzen, haben eine recht große Zielscheibe auf dem Rücken: heiligt das Ziel alle Mittel?

Zweifellos schaffen es Will Smith (Richard), Saniyya Sidney (Venus), Demi Singleton (Serena), Aunjanue Ellis (Oracene ‘Brandy’ Williams, geb. Price – die Mutter), Mikayla Lashae Bartholomew (Tunde Price), Daniele Lawson (Isha Price) und Layla Crawford (Lyndrea Price) eine wahrhaftige Familie darzustellen, sowohl in den schönen Momente, als auch im Konflikt. Das Drehbuch (Zach Baylin) setzt den Schwerpunkt ganz klar auf Richard und die Zeit, zu der Venus noch erste Priorität vor Serena hatte. Dennoch kommen Brandy und die anderen Geschwister nicht zu kurz. Baylin, der bisher für Fernsehserien schrieb, zieht lieber den Film in unangenehme Längen als den ein oder anderen Aspekt zu kurz kommen zu lassen. Somit bekommen wir:

1. Underdog-Sportler-Motive
2. Einblick in die herkömmliche Tennis-Karriere-Leiter und inwiefern Richard einen anderen Weg einschlägt
3. Ein Gefühl für die widrigen Umstände mit denen People of Color zu kämpfen haben, wenn sie einigermaßen über die Runden kommen oder vielleicht sogar den Kindern ein besseres Leben als den Eltern ermöglichen wollen
4. Ein Familiendrama, inklusive Roadmovie

Der Titel King Richard ist dabei gar nicht so schlecht, denn er lässt den Raum, selbst zu entscheiden, was für ein König er war. Jedenfalls hat er, wie es sich für einen König gehört, stets seinen Willen durchgesetzt und sich selbst in den Mittelpunkt gestellt.

King Richard (USA 2021)
Regie: Reinaldo Marcus Green
Cast: Will Smith, Saniyya Sidney, Demi Singleton, Aunjanue Ellis, Mikayla Lashae Bartholomew, Daniele Lawson und Layla Crawford, Jon Bernthal
Kinostart: 24. Februar 2022, Telepool

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