COME ON COME ON – Filmkritik und Verlosung


Foto-© A24

Es ist ein guter Tag, um zu reden.

(Viv zu Johnny – Come On Come On)

Eine Eigenschaft, die wir Menschen in den letzten Jahren verloren haben, ist das Zuhören. Und damit ist nicht das Wahrnehmen von Geräuschen und Worten gemeint, sondern das aktive Zuhören, bei dem wir die aufgenommenen Signale verarbeiten, in Ruhe drüber nachdenken und nicht zwingend eine Antwort haben müssen. Unsere Diskussionskultur ist geprägt von Sturheit und fehlendem Verständnis. Regisseur Mike Mills scheint das erkannt zu haben und hat mit Come On Come On den Nerv der Zeit getroffen.

Johnny (Joaquin Phoenix) ist Radio-Reporter und hat sich mit seinem Team einer großen Aufgabe gewidmet. Gemeinsam reisen sie durch die USA, um Kinder und Jugendliche zu interviewen. Dabei geht es um Fragen über Ängste, Sorgen, Zukunftsvorstellungen, Träume und vieles mehr. Doch als Johnnys Schwester Viv (Gaby Hoffmann) sich um ihren psychisch kranken Ex-Mann kümmern muss, unterbricht der Reporter seine Arbeit, um auf seinen Neffen Jesse (Woody Norman) aufzupassen. Schnell bemerkt Johnny, dass der Junge eine ganz andere Sicht auf die Welt hat als er selbst. Auf einmal ist der Spieß umgedreht und Johnny wird von einem Kind über sein Leben und seine Sorgen ausgefragt.

Mike Mills setzt bei Come On Come On ganz auf Atmosphäre und die Interaktion von Joaquin Phoenix mit Woody Norman. Im Mittelpunkt stehen die Fragen von Jesse an seinen Onkel und der Perspektivwechsel, den Johnny dadurch erlebt. Um die Tiefe dieser Interaktion und ihre Intimität herauszuarbeiten, wurde Come On Come On komplett in Schwarz-Weiß gefilmt. Die Wirkung von Schwarz-Weiß-Bildern hat schon der Fotojournalist Ted Grant erkannt: “Wenn du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst du Ihre Kleidung. Wenn du sie in schwarz-weiß fotografierst, dann fotografierst du Ihre Seelen.” Mills verleiht seinem Film die Farbe nicht durch eine Zusammensetzung von Pixeln, sondern durch das vielseitige Spiel mit Gefühlen.

Dieses emotionale Farbspektrum ist vor allem durch die Darsteller*innen möglich. Ob in Gladiator, Her oder Joker, Joaquin Phoenix hat schon oft sein Talent als Charakterdarsteller bewiesen und er schafft es in Come On Come On erneut, auf voller Länge zu überzeugen. Auch wenn es im Vergleich zum Joker eine eher gesetztere, nach innen gekehrte Rolle ist. Doch erst im Wechselspiel mit Woody Norman kann Phoenix sein ganzes Potential entfalten. Norman spielt seine Rolle als merkwürdiger, aber tiefgründiger Junge so stark wie kaum ein*e andere*r Kinderdarstller*in es könnte.

Come On Come On ist ein Film, der viel Aufmerksamkeit braucht. Und diese Aufmerksamkeit hat er mehr als verdient. Wer sich auf Mills neuen Film einlässt, wird verstehen, was wir lernen können, wenn wir nur richtig zuhören. Die Geschichte zeigt uns, dass wir Antworten auch dann finden, wenn wir nicht danach fragen und uns einen Perspektivwechsel erlauben.

Come On, Come On (USA 2021)
Regie: Mike Mills
Darsteller: Joaquin Phoenix, Gaby Hoffmann, Woody Norman
Kinostart: 24. März 2022, DCM

In Kooperation mit DCM verlosen wir 2×2 Kinotickets zum Kinostart von Come On Come On – ihr wollt mit Begleitperson ins Kino, dann schickt uns bis zum 29. März eine Mail mit dem Betreff “C’mon C’mon” und eurer Adresse an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr bald schon Post von uns in eurem Briefkasten!

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Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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