RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY – Filmkritik


Foto-© Constantin Film

Get out of this town!

(Claire Redfield – Resident Evil: Welcome to Raccoon City)

Raccoon City war, im Zuge des Aufstieges des dort ansässigen Pharmaunternehmens Umbrella, eine boomende Stadt im amerikanischen Hinterland. Zusammen mit dem Niedergang der Firma ging jedoch auch der Niedergang der Stadt einher, im Zuge dessen auch Claire Redfield (Kaya Scodelario) diese und ihren Bruder Chris Redfield (Robbie Amell) hinter sich ließ. Einer Verschwörungstheorie um eine Verstrickung des Pharmakonzerns und biologischen Waffen folgend, macht sie sich jedoch auf – zurück in das verschlafene Nest. Dort angekommen wird die ganze Stadt plötzlich in den Ausnahmezustand versetzt. Während nun die lokale Spezialeinheit S.T.A.R.S., der unter anderem ihr Bruder sowie Jill Valentine (Hannah John-Kamen) und Albert Wesker (Tom Hopper) angehören, einem mysteriösen Vorfall in der nahe gelegenen Spencer Mansion nachgehen, schafft Claire es gerade noch sich vor einer scheinbar zombifizierten Meute in die lokale Polizeistation zu flüchten. Gemeinsam mit dem Neuling Leon S. Kennedy (Avan Jogia) und Chief Irons (Donal Loguie) versucht sie die Einheit ihres Bruders zu finden, die Machenschaften Umbrellas aufzudecken und irgendwie (erneut) aus Raccoon City zu fliehen.

Nachdem Paul W.S. Anderson sechsmal gescheitert ist die Videospiel-Serie Resident Evil zu adaptieren, kommt Regisseur Johannes Roberts (bekannt für die 47 Meters Down Hai-Horrorfilme) und trifft direkt ins Schwarze, oder zumindest in das Herz der Resident Evil Videospielfans. Wobei man relativieren muss, dass Anderson wohl nie eine echte Adaptierung der Spiele angestrebt und fairerweise zugeben muss, dass Roberts nun wirklich keinen richtig guten Film abgeliefert hat – wohl aber eine sehr gute Adaption des Spiels und einen passablen Survival-Horrorfilm. Wer nun die Spiele nicht mag oder kennt, der sollte einen großen bis mittleren Bogen um den Film machen, denn Roberts verwendet sehr viel Zeit darauf die Fans des Spiels glücklich zu machen. Es werden Texte aus den Dokumenten, die man im Spiel lesen kann, an die Wände geschmiert („Itchy, tasty“), Szenerien gleichen teilweise eins zu eins dem Spiel (je näher am Spiel, desto mehr sichtbares CGI unterstützt das Set) und sogar Meta-Gags wie das Jill-Sandwich (ein Dialog aus dem Spiel, der zum Internet-Meme wurde) finden ihren Platz. Neben diesem schamlosen Fanservice schafft es der Film auch tatsächlich nicht nur die Atmosphäre der Spiele, sondern das Gefühl beim Spielen gut einzufangen. Munition ist knapp, die Gegner sind in der Überzahl, Panik immer wieder gebrochen von kurzer Ruhe, Survival-Horror eben. Anders als in der Anderson/Jovovich Serie, münden die Konfrontationen dabei aber nie in auschoreografierten, großen Actionsequenzen à la Matrix, sondern bleiben recht bodenständig. Eben genau so wie die früheren Spiele. Erinnerungen an die 2006er Silent Hill Verfilmung von Christophe Gans werden wach. Diese war ebenfalls so nah am Spiel, das sie als Film streckenweise kaum funktionierte, aber Fans des Ursprungsmaterials sehr glücklich machte.

Dass der Film sich seiner Zielgruppe sehr bewusst ist, zeigt sich ebenfalls an der allgegenwärtigen 90er Jahre Nostalgie. Dass die Handlung konkret zu dieser Zeit spielt, ist an sich irrelevant und inhaltlich ebenso irrelevant ist, dass Leon einen Discman hat, dass der Hubschrauberpilot auf seinem Nokia Handy Snake spielt und dass Chris nicht weiß, was ein Chatroom ist. All diese Referenzen versetzen aber die Zielgruppe in die Zeit zurück, als sie Resident Evil und Resident Evil 2 in ihren Jugendzimmern gespielt haben und legt noch einmal den Extra-Kick Kindheitserinnerungen obendrauf.

Ob der Film euch mitreißt hängt neben der Kenntnis von und Liebe für die Spiele auch noch von eurer Toleranz für schlechte Effekte ab. Diese reichen von akzeptabel bis hin zu Fanfilmniveau, wobei man grundsätzlich sagen kann, dass der Film besser wirkt, je kleiner euer Fernseher ist. Dass der Plot an den Haaren herbeigezogen ist (neben den klassischen Teilen eins und zwei, werden auch noch das Remake und Code Veronica mitverarbeitet), überrascht niemanden, war aber nicht zu vermeiden, wenn man nahe am Ursprungsmaterial bleiben will und genau das wollte man offensichtlich. Absolut alles in Resident Evil: Welcome to Raccoon City ordnet sich dem Leitmotiv der authentischen Umsetzung des Spiels als Film unter. Ob es eine solche Adaption braucht, darüber kann man streiten, eine Menge Spaß kann man damit aber auf jeden Fall haben.

Resident Evil: Welcome to Raccoon City (CA DE 2021)
Regie: Johannes Roberts
Besetzung: Kaya Scodelario, Robbie Amell, Hannah John-Kamen, Avan Jogia, Donal Loguie, Tom Hopper
Heimkino-VÖ: 24. März 2022, Constantin Film

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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