Foto-© Alex Waespi
Keep it up and go on
You’re only holding out for what you want
You no longer owe the strangers
It’s enough, it’s enough
(Rex Orange County – KEEP IT UP)
Frühjahr 2020 in Berlin. Die Show von Alexander O’Connor, Indie-Liebhaber*innen bestens bekannt als Rex Orange County, ist ausverkauft. Vor ihm liegen noch die meisten Konzerte seiner internationalen Pony-Tour. Was nach besten Voraussetzungen klingt, nimmt an diesem Tag vor ziemlich genau zwei Jahren durch Corona ein abruptes Ende: Der damals 21-jährige Brite muss seine Tournee absagen – und verbringt ein halbes Jahr im Lockdown in Großbritannien.
Das Positive an der Tourabsage? Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das neue Album in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Popmusiker Benny Sings entstehen konnte. Nach Pony 2019 und einem Live Album aus der Radio City Music Hall 2020 dürfen wir uns 2022 über Who Cares? freuen, das uns passend zum Frühlingsanfang mit einer geballten Portion positiver Energie und lässigen Feel-Good-Vibes versorgt.
Es scheint, als hätte O‘Connor die Streicher vom Outro seines Albums von 2019 als Überleitung zu seiner neuen Platte genutzt, denn wir finden auf Who Cares?: Streicher in allen möglichen Ausführungen, Streicher, so weit das Ohr hören kann. Das beginnt direkt bei KEEP IT UP, der Leadsingle des Albums. Hier wirken die Streicher am Anfang wie das Intro zu einem klassischen Konzert, werden aber direkt durch den dynamischen Indie-Beat des Songs abgelöst. Die klare, im Vordergrund stehende Message „Keep it up and go on, you’re only holding out for what you want“ wird von aufmunternden Indie-Pop-Klängen getragen und gibt uns drei Minuten pure Happiness – garantiert. Diesen Vibe greift auch AMAZING auf, die zweite, bereits erschienene Single: Jede Romcom wird sich um diesen Hit zu ihrem finalen Happy End reißen.
Im Gegensatz zum letzten Album Pony, das ruhiger und ein wenig jazziger daherkam, ist Who Cares? deutlicher geprägt durch Hip Hop-Einflüsse und 90s-Pop-Analogien. Gerade in der Ballade ONE IN A MILLION oder auf dem Track OPEN A WINDOW, zu dem Tyler, The Creator eine Strophe beigesteuert hat, ist die Verbindung klar zu hören.
Daneben gibt es aber auch Songs wie THE SHADE, der alle Indie-Herzen höher schlagen lässt und von sehnsüchtiger Liebe handelt. „I went off to Amsterdam, just to give you some space” spielt dabei auf die Zeit der Albumproduktion in den Niederlanden im Herbst 2020 an. Nun fehlt nur noch eine Prise blurry Dream-Pop, ein paar verträumte Klaviermelodien und die verzerrte, hallende Stimme von O’Connor und fertig ist das neue Album. Auf den Tracks 7AM, SHOOT ME DOWN oder IF YOU WANT IT bekommen wir auch noch diese eher experimentelle, teils alternativere Seite des Künstlers zu hören.
Who Cares? ist ein Album, das viele Musikstile vereint und abwechslungsreich ist, aber dabei nie überladen wirkt. Durch die klaren Strukturen der Songs, ihr harmonisches Miteinander und die eingängigen Beats lässt sich das Album in gewohnter Indie-Pop-Manier entspannt nebenbei hören, ohne dabei aufdringlich zu sein. Das ist vielleicht aber auch sein einziges Manko: Durch die vielen Pop-Einflüsse klingt Who Cares? manchmal etwas zu glatt, radio-konform und angepasst. Das tut dem Wiedererkennungswert von Rex Orange County aber keinen Abbruch: Trotz der kleinen Sound-Anpassung passt das Album zum Künstler und verschafft uns kurzweilig die ersten zarten, locker-leichten Frühlingsgefühle im März.
Rex Orange County – Who Cares?
VÖ: 11. März 2022, Sony Music
www.rexorangecounty.com
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