FONTAINES D.C. – Skinty Fia

I’ve been leaving it all
I’ve been living it all

(Fontaines D.C. — Big Shot)

Nach ihrem rotzigen „noch Geheimtipp“-Debüt und dem düsteren Grammy-nominierten Nachfolger, folgt mit Skinty Fia nun der dritte Streich von Fontaines D.C.. Skinty fia, das ist die irische Version von for fucks sake, und bedeutet wörtlich übersetzt etwa „die Verdammnis desHirsches“ bedeutet, der prominent in rot getaucht das Cover des neuen Albums schmückt. Was wie ein süffisant gewählter Titel klingen mag, beinhaltet doch sehr viel mehr als nur Flucherei.

Die Band aus Dublin beschäftigt sich intensiv wie nie mit ihrer Herkunft und trifft dabei auf die
gemischten Gefühle, die sich durch unsere gesamte Generation zu ziehen scheinen: Man zieht weg,
man kommt viel rum, man wird älter, man realisiert mehr und mehr. „ I travelled to space / Foundthe moon too small / And home is a pin / Rusting through a map“ (Big Shot)

Mit seiner unverkennbar gewordenen Stimme besingt Grian Chatten über gereifte Gitarrenlines von der Dichotomie der Dinge, irgendwo zwischen Irish Pubs und jüngerer Geschichtsaufarbeitung, wo Melancholie auf De-Glorifizierung trifft, wo man sich mal fremd, mal schambehaftet fühlt. So heißt es etwa im großartigen I Love You an einer Stelle: „Selling genocide and half-cut pride I understand / I had to be there from the start I had to be the fucking man“. Es ist das komische Verhalten zum Patriotismus, der unweigerlich hochkocht, wenn man weit weg ist vom eigentlichen Ort. Wenig später ertönen die kritischen Worte laut im Gewand der treibenden Rocknummer: „And they say they love the land but they don’t feel it go to waste / Put a mirror to the youth / and they will only see their face“.

Über die Jahre sind Fontaines D.C. zu einer international renommierten Band geworden, die jetzt mit Skinty Fia diese komische Sehnsucht, die einen in den ersten 24 Stunden überkommt, wenn man nach längerer Zeit mal wieder die Heimat besucht, auf eine Platte gepresst haben. Ein Balanceakt zwischen Versöhnung und Ermahnung, nicht immer dahingehend differenzierbar, ob es ein innerer Monolog mit dem eigenen Gewissen oder als Kommentar über eine ganze Nation ist. An manchen Ecken ist es vielleicht sogar ein verquerter Liebesbrief.

„Looking for a thing no do-er’s done / We won’t find it here my love / Drinking with the tourists and fighting in front of them / Oh to be young / Once more“ (Bloomsday)

Fontaines D.C. – Skinty Fia
VÖ: 22. April 2022, Partisan Records
www.fontainesdc.com
www.facebook.com/fontainesband

Fontaines D.C. Tour:
12.06.22 Berlin, Tempelhof Sounds
17.06.22 Scheeßel, Hurricane Festival
18.06.22 Neuhausen Ob Eck, Southside Festival
17.07.22 Köln, Live Music Hall
18.07.22 München, Neue Theaterfabrik
20.07.22 Berlin, Astra Kulturhaus – ausverkauft
21.07.22 Hamburg, Gruenspan – ausverkauft
24.07.22 Wiesbaden, Schlachthof

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