Comic-Biografien – besonders über berühmte Musiker – erfreuen sich in den letzten Jahren großer Nachfrage und erhalten in regelmäßigen Abständen Zuwachs. So kehrte Ende letzten Jahres zum Beispiel Reinhard Kleist mit Starman – David Bowie’s Stardust Years zu eben jener Biografie-Form zurück, die er mit seinen Werken Johnny Cash: I See a darkness (2006) und Nick Cave: Mercy on Me federführend geprägt hat. Seinem Vorbild folgte zuletzt auch der 1971 in Quebec geborene Philippe Girard als Autor und Zeichner der Graphic Novel Biografie Leonard Cohen – Like a Bird on a Wire.
Das Ende ist manchmal auch ein Anfang und so beginnen wir die Reise in der letzten Nacht im Leben von Leonard Cohen. Allein in den finalen Stunden seines Seins sinniert der geliebte Schriftsteller und Musiker über seine Existenz, die Höhen und Tiefen seiner bewegten Karriere, die Um- und Abwege und wie er die Sicherheit einer festen Anstellung im Bekleidungsgeschäft seiner Familie in Montreal gegen den ungewissen Pfad eines Poeten eintauscht. Er wird zu einer der prägenden Gestalten in einer Szene zu der Lou Reed, Nico, Janis Joplin oder Joni Mitchell gehören. Und er schreibt mit Hallelujah einen Song, der erst als Cover von diversen anderen Acts zu Weltruhm gelangt.
Die Idee des Rückblicks auf ein illustres Leben auf dem Sterbebett ist natürlich prädestiniert für die Form der Biografie, wie auch gerade für eine Comic-Biografie. Doch während andere Künstler zuletzt immer wieder die Lyric und Kunst der behandelten Personen mit in die Bilder und Handlung der Comic-Biographien einfließen ließen und dadurch eine eigene weitere Kunstebene hinzufügten, beschränkt sich Girard bei Leonard Cohen – Like a Bird on a Wire eher auf ausgewählte Meilenstein-Versatzstücke aus der Karriere und dem Privatleben von Cohen und zeigt diese in teilweise abgehackter Abfolge, zumeist ohne allzu viel Melancholie, dafür aber in umso liebenswerteren Zeichnungen. Diese bleiben danach auch eher noch im Gedächtnis als der Comic, dafür wirkt dieser zu nüchtern betrachtet und kratzt auch nur leicht an der Oberfläche der Person Cohens und dessen Wirkens, während andere Autoren es doch immer wieder schaffen mit ihren Werken einen völlig von den Socken zu hauen und mehr in das Wesen und die Kunst der behandelten Persönlichkeiten einzutauchen.
Philippe Girard – Leonard Cohen – Like a Bird on a Wire
120 Seiten, 978-3966586504
VÖ: 30. November 2021, Cross Cult
25 Euro