Foto-© Max Hartmann
Seit der 2019er Single Meine Liebe von Wilhelmine befindet sich die hiesige Newcomerin beständige auf unserem Radar und serviert immer wieder Pop-Songs, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Doch natürlich macht Wilhelmine schon viel länger Musik. Aufgewachsen in einem besetzten Haus in Berlin-Kreuzberg und im Wendland, verortet sie den ersten aktiven Kontakt mit der Musik in der Schule im Wendland: „Ich war elf und durfte das Headset meines Musiklehrers testen. In dieser Situation hat mich die Klasse das erste Mal laut allein singen hören. Und ich bekam erstmals Komplimente für meine Stimme.“ Schon bald wird Wilhelmine so etwas wie die inoffizielle Schulsängerin: „Ich habe bei verschiedenen Schulveranstaltungen gesungen, und es war relativ bekannt und selbstverständlich, dass ich die bin, die singt.“
Es folgen als Jugendliche Auftritte mit einer Mädchenband, darunter sogar bei einer Antiatomkraft-Demo im Vorprogramm von Madsen. Ein Erlebnis, das Wilhelmines weiteren Weg nachhaltig prägen sollte: „Die Madsens haben es geschafft, aus diesem Landkreis die große bekannte Band zu werden. Und sie an diesem Tag so nah zu wissen, da haben sich zum ersten Mal Träume in mir gebildet: Wow, die leben im Wendland, aber sind deutschlandweit bekannt. Was, wenn ich da auch hinkäme…?“
Über einen Au-pair-Episode in Spanien, kam sie zurück nach Berlin: „Ich habe in U-Bahnhöfen mit viel Fluktuation immer wieder die gleichen Refrains gespielt, weil ich nur die konnte. Ich habe einen Hut aufgestellt und in zahllosen Selbstversuchen ein Gefühl dafür bekommen: wie bekommt man die Leute dazu, zuzuhören? An welchem Punkt des Songs muss ich sein, damit sie es interessiert?“ Dabei macht sie eine Erfahrung, die sich bis heute als wertvoll erweist, da sie längst große Bühnen bespielt: „Ich habe gemerkt: wenn ich leise bin, schaffe ich es viel intensiver, die Energie im Raum zu sammeln, als wenn ich laut bin.”
Intensiv sind ihre Songs und Themen seitdem: gleich in ihrer ersten Single Meine Liebe macht sie ihr Coming Out zum Thema, in Du Alkoholsucht im engsten Familienkreis und in Solange du dich bewegst den Schritt zur Selbstliebe – kurzum: sie hat „mit einem Scheinwerfer in alle Richtungen geleuchtet und geschaut, was wirklich hinter den Dingen steckt“, wie sie anlässlich ihrer Debüt-EP Komm wie du bist (2020) kommentierte. Und der Scheinwerfer leuchtet immer noch, dann am 23. September erscheint nun endlich das Debütalbum Wind von Wilhelmine – und mit an all diesen Tagen veröffentlicht die Wahl-Berlinerin heute ihre neue Single, die das Vertrauen zu einer anderen Person behandelt. Denn an schlechten Tagen hilft Wilhelmine das gemeinsame Tanzen, ganz nach dem Motto: Als ob niemand zuschaut!