DR.STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS – Filmkritik

What do you know about the Multiverse?

(Dr. Strange – Dr. Strange in The Multiverse of Madness)

Die junge America Chavez (Xochitl Gomez) hat die einzigartige Fähigkeit nach Belieben zwischen den Multiversen hin- und herzuspringen. Nur kann sie dies nicht wirklich nach Belieben tun, denn einerseits hat sie ihre Kräfte nicht unter Kontrolle andererseits wird sie von unheimlichen Kreaturen durch das Multiversum gejagt. Zur Seite steht ihr dabei immer wieder wechselnde Varianten von Dr. Strange (Benedict Cumberbatch). So auch in unserer Welt (Earth-616), wobei entscheidend sein wird, ob Dr. Strange es schafft, Wanda Maximoff/Scarlett Witch (Elisabeth Olsen) auf seine Seite zu ziehen.

Es gibt zwei gute Gründe sich den neuen Dr. Strange anzuschauen. Entweder man freut sich auf den neuen Marvel / MCU Film oder vielleicht noch besser, man freut sich auf den neuen Film von Sam Raimi (Evil Dead, Darkman, die Tobey Maguire Spider-Man Trilogie). Den eben dieser Kultregisseur hat sich nach dem 2013er Flop Oz the Great and Powerful endlich wieder an ein Filmprojekt getraut. Diese beiden Fangruppen werden von dem Film nicht enttäuscht. Die Geschichten der bekannten Hauptfiguren Strange und Wanda werden plausibel weitererzählt und setzen genau da an, wo man sie zuletzt sehen konnte. Für die volle Marvel Experience reicht es also nicht, wenn man zuletzt Avengers: Endgame oder gar den ersten Dr. Strange geschaut hat, sondern auch Spider-Man: No Way Home und besonders die generell jedem zu empfehlende WandaVision Disney+ Serie sind zwingende Voraussetzung um die Feinheiten der Marvel-Story zu genießen. Wobei man dem grundsätzlichen Plot, wie immer, natürlich auch ohne diese Vorkenntnisse folgen kann. Dass zusätzlich auch noch die What if… ? Serie hier in den Kanon des MCU gezogen wird, hatte der Trailer ebenfalls schon angedeutet und wird Fans ebenfalls erfreuen. Damit hat es sich mit den obskureren Referenzen leider auch schon fast. Wo sich ein Film im Multiversum, bei Marvels reichhaltigem Backlog, geradezu angeboten hätte verrückten Scheiß wie zum Beispiel einen David Hasselhoff als Nick Fury zurück zu holen (er spielte tatsächlich eben diesen im 1998er „Nick Fury: Agent of Shield“), gibt sich der Film recht uninspiriert. Marvel-Fans werden somit grundsolide aber nicht außergewöhnlich unterhalten.

Ähnlich geht es dem geneigten Sam Raimi-Fan. Natürlich gibt es Cameos von seinem Oldsmobile Delta 88 und Bruce Campbell. Ebenso gibt der Film sich streckenweise sehr schön dem Horrorgenre hin und auch Sams spielerische Darstellung des Wahnsinns aus Evil Dead ist wieder präsent und passt perfekt in die Struktur und den Stil des Films. Sowohl im Hinblick auf Marvel im Speziellen aber auch das Multiversum im Allgemeinen bleibt das Spiel mit den unterschiedlichen Dimensionen, mit Ausnahme von einer sehr gelungen Sequenz, hinter den Erwartungen wie auch den Möglichkeiten zurück. Da gehen die Spider-Man Filme wie jüngst Spider-Man: No Way Home oder Spider-Man: Into the Spider-Verse oder ganz ohne Marvel der neue Film mit Michelle Yeoh Everything Everywhere All at Once wesentlich weiter. Bei aktuell so viel Gedrängel im Multiversum bleibt da leider kein Platz für Dr. Strange auf dem Siegertreppchen. Ebenso tut der Film sich schwer den Figuren genug Raum zu geben. Das fällt weniger auf bei Dr. Strange, Wanda oder dem neuen MVP des MCU Wong (gespielt von Benedict Wong schleicht sich diese Nebenfigur in alle aktuellen Filme und stiehlt immer wieder die Show), da wir diese schon zu Genüge kennen. Die Neuzugang im MCU America Chavez oder auch Dr. Stranges Geliebte Dr. Christine Palmer (Rachel McAdams) kommen jedoch zu kurz. Von der Ersten wissen wir am Ende immer noch kaum mehr als ihre Fähigkeiten, Zweitere wird zwar dieses Mal endlich mehr zu tun gegeben, außer dem Plot bewegt die Liebesbeziehung zwischen ihr und Strange aber leider recht wenig.

Somit scheitert Dr. Strange in The Multiverse of Madness leider an den Erwartungen. Irgendwo im Multiversum gibt es sicher eine Version die uns zig komplett neue Welten zeigt, den Zuschauer total überrascht und ein über jeden Zweifel erhabenes Comeback von dem Regisseur, der die Fundamente des MCU gelegt hatte, als noch niemand von einem MCU zu träumen wagte, darstellt. Auf der Erde 616 jedoch ist der Film immerhin durchweg unterhaltsam, witzig, optisch innovativ und bietet wie eingangs erwähnt den beiden Fangruppen vieles von dem, was sie sich wünschen. Die Marvel-TV und Kino Stories werden gekonnt verknüpft, die Geschichte geht weiter und ein bisschen Horror gibt es auch noch obendrauf.

Dr. Strange in The Multiverse of Madness (US 2022)
Regie: Sam Raimi
Cast: Xochitl Gomez, Benedict Cumberbatch, Elisabeth Olsen
Kinostart: 04.Mai 2022

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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