Foto-© Jim Herrington
For the love of money
We would do most anything
Anything, for a taste of honey
We would do it all again
All again, yeah
We got tall, tall buildings
We got streets of gold
Cheats and liars, our friends get old
Bright, bright diamonds that shine like shame
Green, green acres and God’s good name
(The Black Keys – For The Love of Money)
Heute veröffentlichen The Black Keys ihr elftes Studioalbum – nahezu auf den Tag genau zum 20. Jubiläum ihres Debüts The Big Come Up. Die gute Nachricht für Fans: Sie haben sich nicht neu erfunden. Dan Auerbach und Patrick Carney sind mit nahezu keiner Vorbereitung in Auerbachs Studio in Nashville gegangen und zehn Tage später mit einem fast fertigen Album herausgekommen. Die Erfolgsformel aus direktem Blues-Rock ohne Schnörkel aber mit Attitüde funktioniert. Grammys, Rockshows in Arenen – wo gibt es die heute noch? Bei The Black Keys scheint der Zeitgeist der Musikindustrie – die neue goldene Ära des Pop – keine Rolle zu spielen. Sie produzieren Hit-Alben im amerikanischen Mekka des Country als ginge sie der ganze Kram nichts an und der Erfolg gibt ihnen Recht. Vielleicht ist das ihr Geheimnis. Wenn man eine Platte der beiden Kindheitsfreunde auflegt, weiß man, was man bekommt: Lässigen Gestus, toll produzierte und eingängige Blues-Rockmusik, die vergessen lässt, welches Jahr gerade ist und daher verdammt gut altert. Moderne Klassiker, die aus diesem Grund mühelos aufeinander aufzubauen. Und so reiht sich Dropout Boogie in eine Schlange von Erfolgsalben, bei denen das Motto aus der Pressemitteilung der Band einmal mehr in Stein gemeißelt scheint: „There are some things that don’t need to be complicated, and a Black Keys album is one of them.“ Ein bisschen Veränderung gab es aber doch. Das erste Mal haben „die Keys“ ihren Arbeitsprozess für mehrere Mitwirkende geöffnet und vor allem mit Greg Cartwright von Reigning Sound und dem Songwriter Angelo Petraglia geschrieben.
Diese vier haben auch den Opening-Track und Vorab-Single Wild Child geschrieben, das genauso klingt, wie der Titel vermuten lässt. Ein klassischer, knackiger, aber opulenter Rocksong, der genau die richtige Brise Aufregung hat, um im Ohr zu bleiben. Auf Good Love ist Billy F. Gibbons von ZZ Top zu hören. Seine großartigen Gitarrensoli tragen den vor sich hin tuckernden Song zum Hitpotenzial. Funky wird es bei It Ain’t Over. Die Nummer wurde mit Cartwright geschrieben und entstand als Carney mit einem alten Optigan herumexperimentierte – eine von Mattel in den 1970er-Jahren hergestellte Orgel, die optische Platten mit verschiedenen vorbespielten Rillen verwendete. Burn The Damn Thing Down spielt alle Americana-Karten und kommt reduzierter daher – hier spürt man die jahrelang gewachsene Verbindung der beiden als Songwriter. For The Love of Money ist auf andere Art erfrischend. Es geht einmal nicht um Frauen und deren verbesserungswürdige Verhaltensweisen, sondern um die uralten Blues-Themen wie die Angst vor Armut und wirtschaftliche Sorgen in einer kapitalistischen Gesellschaft, die im Amerika von heute aktueller denn je scheinen.
Dieses Problem sollten die Black Keys jedoch nur auf dem Songwritingpapier haben. Dropout Boogie wird wahrscheinlich kein Album, das die Karriere der beiden definiert. Aber das haben sie auch nicht mehr nötig. Der Rolling Stone schrieb: „Die kernige Herrenrunde rührt Ursuppe an.“ Und genauso klingt es. Man sieht die nächste Herrenrunde von der Route 66 und blubbernden Motorrädern träumen. „In Tennessee nichts Neues“ möchte man sagen. Stimmt auch. Für manche Gelegenheiten aber eben auch genau das Richtige.
The Black Keys – Dropout Boogie
VÖ: 13. Mai 2022, Nonesuch Records
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