Foto-© Sophia Matinazad
I′d never danced
‘Til I danced with you my love
Couldn′t hear the music
But I’m sure it was good stuff
Don’t you worry ′bout how
But I got it all figured out
They can take my name and take my fame
Lavender girl, take me back to the start
(Caamp – Lavender Girl)
Schon bei den ersten Akkorden von Caamps neuem Longplayer Lavender Days weiß man ganz genau, was man bekommt: warme Gitarren-Sounds und sonnigen Folk Rock, perfekt zum Aalen auf dem Balkon oder für einen Tag am See. Die entspannte Mischung aus Gitarren, Klavier und Taylor Meiers rauer und rauchiger, aber anschmiegsamer Stimme erinnert an die Fleet Foxes oder Of Monsters And Men. Die Mitglieder der Band stammen aus Columbus in Ohio, dem Mittleren Westen der USA, und schöpfen aus ihrer Heimatwelt kreative Inspiration, wenn sie Liebe, Verlust, kleine Freuden und die Romantik des einfachen Lebens besingen. Dabei greifen sie auf einen Fundus von typisch US-amerikanischen Motiven und Musiktraditionen zurück: Das Lebensgefühl von Country-Pop mit einer gewissen Verspieltheit, und doch immer in Blues-Manier ein Hauch Melancholie dabei.
Schnörkellos produziert, erfüllt das Album genau das, was es mit den ersten Tönen verspricht – aber mehr leider auch nicht. Die Musik kommt einem gleich vertraut vor, was eben daran liegt, dass sie etwas generisch ist – The Otter beispielsweise mit seinem absolut prototypischen Mumford and Sons-Gitarrenanschlag und den Lyrics voller schrulliger Metaphern und sentimentaler Aufbruchsstimmung könnte problemlos eins dieser Lieder sein, die man schon nach ein paar Tagen im Radio sattgehört hat.
Durch das ganze Album zieht sich eine verträumt-hoffnungsvolle Grundstimmung. Poppige Country Hits wie Believe oder Apple Tree wechseln sich mit bluesigen, nachdenklichen Balladen wie All My Lonesome, Found (Forever) oder Snowshoes ab, und mehr passiert auch nicht – nach einer Weile klingen die Songs doch alle recht ähnlich. Die einzigen ungewöhnlicheren Momente sind kleine Banjo-Akzente oder Gitarren-Solos, die es manchmal, wie z.B. bei Garden Song, schaffen, so zärtlich und glitzernd in den Song einzufallen wie Sonnenstrahlen durch das Laub und die Äste eines Baums. Fever mit seinem 6/8-Takt und der letzte Track Sure Of stechen aus dem Einheitsbrei heraus; besonders letzterer überzeugt mit seinem Lo Fi-Sound, nur mit Akustik-Gitarre und Gesang und minimalistischer, intimer Qualität.
Wer also verspielt-nachdenklichen Folk Pop á la Mumford and Sons oder Of Monsters And Men bzw. einen guten Soundtrack für einen Sommertag im Park sucht, ist hier an der richtigen Adresse. Richtigen Tiefgang oder packende neue Ideen sucht man vergebens – braucht man aber für einen lockeren, lauen Sommerabend auch nicht unbedingt, und dieses Flair verbreiten Caamp auf jeden Fall erfolgreich.
Caamp – Lavender Days
VÖ: 24. Juni 2022, Mom+Pop
www.caamptheband.com
www.facebook.com/CaampBoys
Caamp Tour:
11.11.22 Berlin, Zenner
15.11.22 Köln, CBE