© Pierrot Le Fou
Es ist stockdunkel.
(Diana – Dark Glasses)
In Rom wütet ein Serienkiller im Rotlichtmilieu. Die junge Prostituierte Diana (Ilenia Pastorelli) kommt bei einem Mordversuch gerade noch einmal mit dem Leben davon, verliert jedoch ihr Augenlicht. Nahezu erblindet und von Paranoia geplagt, versucht sie dem Mörder auf eigene Faust das Handwerk zu legen.
Dario Argento ist nach 10 Jahren Pause zurück im Regiestuhl und zunächst ist alles da, was man sich von dem Meister des Giallo wünschen könnte. Der Film startet mit knallendem Synth-Pop, der sogar John Carpenter neidisch machen könnte, und die clever animiert Schrift des Intros scheint förmlich vor Freude über Die Rückkehr des Meisters des Horrors aus der Leinwand springen zu wollen. Auch nach dem Intro passt zunächst alles, die Charaktere sind irgendwie so ein bisschen neben der Spur, es gibt eine unheilvolle Sonnenfinsternis und dann kommt auch schon der klassische gesichtslose Killer mit Handschuhen. Handschuhe in denen sicher, wie so oft, die Hände des Regisseurs gesteckt haben. Denn er ist stolz darauf die Morde immer selbst zu begehen und diese sind in Dark Glasses besonders explizit. Überraschenderweise ist das Problem des Films dann, das er über weite Strecken zu realistisch und nüchtern erzählt wird, was so ungefähr das Letzte ist, was man bei Argento befürchten würde. So geradlinig heruntergespielt bleibt leider nur ein Retro-Slasher, ohne nachvollziehbare Motivation oder Handlungen von Protagonistin und Antagonist. Der eine mordet völlig planlos auf offener Straße, die andere rennt immer wieder schreiend durch die Gegend als wären wir zurück in den 70ern und scheint auch ab und an zu vergessen, dass sie blind ist.
Die wenigen abstrakteren Szenen fühlen sich dann leider eher wie Fremdkörper an. Wenn Diana in einem Fluss plötzlich von dutzenden Wasserschlangen angefallen wird, die ebenso plötzlich verschwinden, wie sie gekommen sind, dann kann man das nur als Metapher akzeptieren, für die Sünde nehme ich an, in diesem Film aber wirk es schlicht unfreiwillig komisch. Auch wird keines der Mysterien befriedigend aufgelöst, was ja ok wäre, aber sie werden auch nicht wirklich aufgebaut. Weder die Mordserie, noch die Sonnenfinsternis scheinen irgendwohin zu führen oder irgendwoher zu kommen. Was bleibt ist ein sehr brutaler, stilsicher inszenierter Retro-Slasher mit einem wahnsinnig guten Soundtrack und einem aktuell recht unterrepräsentiertem Setting. Für Fans des Genres im Allgemeinen und Argento im Besonderen aber dennoch sehenswert.
Dark Glasses (IT FR 2022)
Regie: Dario Argento
Besetzung: Ilenia Pastorelli, Asia Argento, Andrea Gherpelli, Andrea Zhang
Kinostart: 16. Juni 2022, Alamode Filmverleih