Foto-© Laura Allard Fleischl
Am Freitag startet Berlins neues Musikfestival in die erste Runde und das Line-Up (und der Wetterbericht) versprechen ein wunderbares Wochenende. Beim Tempelhof Sounds (10.-12. Juni) setzt man mit Florence + The Machine, Muse und The Strokes auf hochkarätige Indie-Headliner. Aber auch das restliche Programm kann sich sehen lassen: die Indierocker Alt-J treten neben (Post-)Punk Acts wie Idles oder Interpol auf. Auch die großartigen Big Thief, die Mighty Oaks, Freya Ridings und Courtney Barnett sind mehr als gute Gründe, sich auf das ehemalige Flugfeld der deutschen Hauptstadt zu begeben. Mit Kat Frankie und Sophie Hunger geben auch zwei Wahlberlinerinnen ein Heimspiel. Man kann sich auf ein großartig kuratiertes Booking freuen, das keine Angst vor der Frage der Frauenquote haben muss. Looking at your 5%, Rock am Ring… Und auch wenn hier niemand morgens verschlafen aus den Zelten kriecht, lohnt sich frühes Aufstehen. Unsere Top-5-Geheimtipps zum Neuentdecken im diesjährigen Line-Up:
1) Black Honey – Samstag, 13 Uhr
Die lässige Rockband Black Honey aus Brighton begeistert vor allem durch zwei Dinge: ausgefeilte Grunge- und Heavyrocktöne und das unvergleichliche Gefühl, sich in einem Tarantino-Western zu befinden. Die Songs ihres zweiten Albums Written & Directed (2021) sind wie gemacht für die große Bühne. Die Tracks switchen zwischen Bangern, die exakt so aus den Charts ausgebrochen sein könnten, und schäbig-industrieller David Lynch-inspirierter Strangeness. Die Themen reichen über Weiblichkeit, Identität und Stärke – vorgetragen mit einer hedonistischen Alles-ist-möglich-Attitüde. Hörtipp: I Like The Way You Die
2) Just Mustard – Freitag, 14 Uhr
Just Mustard von der irischen Westküste kultivieren eine pointierte Mischung aus Shoegaze, Trip Hop, Alt-Rock, Noise und Dark Wave-Einflüssen. Nach ihrem Debütalbum 2018 haben sie einen vielbeachteten Support-Gig für The Cure gespielt. Im Mai 2022 erschien das zweite Album Heart Under und hat voll überzeugt. Auch live ist die Formation ein Erlebnis – egal, ob die wandelbare Stimme Katie Balls durch die Songs trägt oder sie von Wogen aus Reverb und treibenden Rhythmen bewusst überlagert wird. Just Mustard experimentieren gerne und viel, dennoch wird nichts dem Zufall überlassen. Hörtipp: Mirrors
3) The Mysterines – Sonntag, 12:30 Uhr
The Mysterines aus Liverpool beweisen, dass Grunge lebendiger ist als man denkt. Hochemotional, voller Kraft und selbstbewusst fragt man sich, ob Sonntagmittag schon jemand bereit für die Moshpit ist. So oder so sollte man sich den Auftritt der Brit*innen nicht entgehen lassen. Ihr Debütalbum Reeling (2022) überzeugte durch schnelle, wütende und großzügig dimensionierte Tracks ohne Reue oder Entschuldigungen. Hörtipp: Hung Up
4) Bow Anderson – Sonntag, 13:00 Uhr
Bow Anderson ist eine Sängerin aus Edinburgh, deren Songs an die Soul-Musik der 60er/70er Jahre erinnern –mit aktuellem Pop-Twist. Inspiriert wurde sie von Soul-Legenden wie Aretha Franklin und Etta James, ihre Musik klingt jedoch poppiger und leichter als die ihrer Vorbilder. Der perfekte Spirit, um zwischen Soul und Pop in den letzten Festivaltag zu tanzen. Hörtipp: 20s
5) Coach Party – Sonntag, 16:00 Uhr
Fresher als die Band Coach Party wird es wahrscheinlich nicht. Auch wenn sie den undankbaren Spot gleichzeitig zu Big Thief haben, lohnt es sich, hier vorbeizuhechten. Das Indie-Rock-Quartett von der Isle of Wight haben 2019 ihre erste Single veröffentlicht, im April erschien EP Nummer Drei Nothing is Real. Poppig, witzig und experimentell – das Indie-Rock-Quartett von der Isle of Wight ist weitaus interessanter, als ein flüchtiges Hinhören vermuten lässt. Die Arrangements sind poppig und doch experimentell und werden mit einem Selbstbewusstsein serviert, das nur dadurch entsteht, dass man sich nicht hinter den Ideen anderer verstecken muss, sondern etwas Eigenes schafft. Hörtipp: Weird Me Out
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