WHITNEY – wahre Liebe

Foto-© Tonje Thilesen

Es ist schon manchmal schwierig, wenn das Debütalbum plötzlich zum großen Erfolg wird und man als Künstler gewissermaßen gezwungen ist den Erwartungen an Sound und Inhalt entsprechend gerecht zu werden, statt sich vielleicht neuen Strömungen und Entwicklungen hinzugeben. So passiert beim Chicagoer Duo Whitney um Julien Ehrlich und Max Kakacek, das plötzlich mit ihrem Debüt Light Upon the Lake (2016) mit sanft verzerrter Psych-Folk-Vintage-Melancholie im Scheinwerferlicht stand und sich für ihren 2019er Zweitwerk Forever Turned Around gezwungen fühlte daran anzuknüpfen. Je weiter die Aufnahmesessions voranschritten, desto mühsamer wurden diese, da Julien und Max daran arbeiteten, Versionen von sich selbst zu sein, die sie nicht mehr waren; um Songs in einer Form zu schreiben, die einfach nicht mehr passte. “What are we doing? How do we fix this, together?” Max erinnert sich diese Frage Julien oft gestellt zu haben, als die beiden mit kaputten Bandmaschinen zu kämpfen hatten, die sich wie Metaphern anfühlten. Es fühlte sich nicht mehr wie ihre Musik an, sondern lediglich wie ein Überbleibsel ihrer anfänglichen Begeisterung. Sie hatten kaum genug Material oder Energie, um fertig zu werden.

Drum kam den beiden zugute, dass durch die plötzlich einschreitenden Lockdowns und auch das Ende einer jahrelangen Beziehung, samt Umzug nach Portland bei Julien einiges auf den Prüfstand kam bei Whitney. Max folgte Julien, in der Hoffnung, mit seinem besten Freund und Co-Autor dem langen Winter in Chicago zu entkommen. Vier Tage später wurden die Flüge gestrichen. Anstehende Tourneen wurden abgesagt. In den nächsten 14 Monaten arbeitete die Band mit einem Eifer und einer Entschlossenheit, die an ihre Anfänge erinnerten, bevor der Erfolg die Erwartungen bestimmte. “We had time to just sit and watch the body of work grow in real time”, erklärt Julien. “We were just stacking stronger and stronger songs on top of each other”. Max fügt hinzu: “Our favorite way to make records, the way we made the first one.”

Auch wenn der Weg ähnlich war, sind die Ergebnisse bemerkenswert unterschiedlich – eine erfrischende Erinnerung daran, wie mühelos sich ein Umschwung anfühlen kann, wenn er eine echte Kurskorrektur ist. Das Ergebnis ist SPARK, das dritte Studioalbum der Band, das am 16. September via Secretlty Canadian erscheinen wird, mit den Produzenten Brad Cook und John Congleton aufgenommen wurde und im Namen doppeldeutig daherkommt: für die Inspiration von etwas Neuem oder das Niederbrennen von Altbewährtem. Wie das nun klingt zeigt auch gleich die erste Single REAL LOVE, über die Julien sagt: “Max and I wrote REAL LOVE in June 2021 right after a cross country move back to Chicago. I was experiencing heightened levels of anxiety and panic, while the entire city was re-emerging from isolation. I’ve been running away from and self medicating my anxiety for as long as I can remember, but for whatever reason, it felt like it was time to dive straight into it. During late night sessions over a two week period, we captured the embrace of anxiety and fear in a way that resonated with us immediately. We spent the next few summer nights driving on Ashland with the windows down and the song turned up. It felt like an emotional and musical burst of light and we’re so grateful to finally be sharing that with people.”

Whitney Tour:
10.11.22 Köln, Bürgerhaus Stollwerck
11.11.22 München, Freiheitshalle
13.11.22 Berlin, Columbia Theater
15.11.22 Hamburg, Mojo Club

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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