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Willkommen im Freibad-Monat Juli, der aber zwischen Festival-Terminen, Freizeitstress und Urlaubsplanungen auch noch einige musikalische Schätze für die Sommertage bereithält – hier unsere Tipps zu den 9 Alben, die euch in diesem Monat verzaubern werden!
1. Maggie Rogers – Surrender (VÖ: 29.07.22)
Nach zahlreichen Headline-Shows und Festivalauftritten zog sich Maggie Rogers Anfang 2020 zu Beginn der Pandemie zurück, um fernab vom Trubel der sie sonst umgebenden Entertainment-Welt neue Kraft zu tanken und wieder zu sich selbst zu finden. Sie verbrachte viel Zeit in der Natur, an den schroffen Küsten von Maine, lesend oder einfach in den Tag hineinlebend, bis sie irgendwann endlich wieder Lust verspürte, das zu tun, was sie am liebsten macht: an neuer Musik arbeiten. Die unruhige See vor den Toren ihrer Heimat inspirierte sie auch zu dem rohen, energetischen Sound für ihr neues Album. Auf den zwölf neuen Songs blickt sie auf die turbulenten letzten Jahre ihrer gar nicht mal so jungen Karriere, Jahre voller Unsicherheiten, Ängste und Wut, die aber zugleich auch Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstheilung für die junge Künstlerin bedeuteten.
2. Beabadoobee – Beatopia (VÖ: 15.07.22)
Die Gen-Z Hype-Ikone Bea Kristi, besser bekannt als beabadoobee macht weiter mit ihrer all-jährlichen VÖ-Strategie und schiebt nach ihrem Debütalbum Fake It Flowers aus 2020 und ihrer letztjährigen EP Our Extended Play einfach direkt ihr Zweitwerk Beatopia (sprich: Bay-A-Toe-Pee-Uh) am 15. Juli via Dirty Hit hinterher! Diese ist eine fantastische und doch zutiefst persönliche Welt, die in der Fantasie der 7-jährigen beabadoobee entstand und sie seither begleitet hat. In 14 Songs durchquert sie Fuzzy-Rock, klassischen Singer-Songwriter, Psychedelia, Midwest-Emo und reinen Pop und bleibt dabei immer sie selbst. Wir wittern da den endgültigen Durchbruch!
3. black midi – Hellfire (VÖ: 22.07.22)
Dieses Trio kann es auch einfach nicht lassen und veröffentlich mit Hellfire nun schon mittlerweile das dritte Album in drei Jahren! Das gute daran: auch auf dem neuen black midi-Album wird es einem nie langweilig, sondern die britischen Rock-Erneuerer leuchten weiterhin alle möglichen Ecken ihres Genre-Bastards aus, überladen die Songs, erzählen von irrwitzigen Biografien, überzeugen mit schier endloser Kreativität und lassen einen immer wieder mit vor Staunen offenem Mund zurück. Respekt dafür – aber Obacht: easy listening gibt es auf anderen Alben!
4. Interpol – The Other Side of Make-Believe (VÖ: 15.07.22)
Ganz so produktiv sind die Herren von Interpol nicht, auch wenn sie mittlerweile beim 7. Studioalbum angelangt sind – dabei hat die Band seit Beginn ihren eigenen Signature-Sound geschliffen, die getragen vom Gitarren Sound von Daniel Kessler, den messerscharfen Percussions von Samuel Fogarino und der sonoren Stimme von Paul Banks auch auf The Other Side of Make-Believe im düsteren Sound-Prisma scheint. Dabei arbeiteten sie zum ersten Mal mit der Produzentenlegende Flood (Mark Ellis) zusammen und taten sich anschließend wieder mit dem ehemaligen Co-Produzenten Alan Moulder zusammen. Das Ergebnis klingt dann auch verdammt gut – und nach einer der wohl am markantesten klingenden Rockbands des 21. Jahrhunderts!
5. Alex The Astronaut – How to Grow A Sunflower Underwater (VÖ: 22.07.22)
Das neue Album How to Grow A Sunflower Underwater der australischen Musikerin Alex the Astronaut dokumentiert sowohl die scheinbar alltäglichen (einen Haarschnitt, eine Therapiesitzung, ein Ausflug an den Strand und in den Supermarkt) als auch die absolut lebensverändernden Momente (ihre Erfahrung als Hausmeisterin und die darauf folgende PTBS, ihre kürzliche ASD-Diagnose) und verleiht ihren Songs zu gleichen Teilen Bewusstsein und Sensibilität, Fantasie und eigenwilligen Humor. So unterstreichen die neuen Songs der Sängerin, Songwriterin und Geschichtenerzählerin anmutige Fähigkeit, das Spielerische mit dem Tiefgründigen zu verbinden, und zeigt neue Verwundbarkeiten für die Musikerin auf, während sie die Komplexität des Lebens dokumentiert. Ihre Stärke als Songwriterin wird dabei durch ihren Sinn für Empathie und eine neue Ebene emotionaler Transparenz verstärkt.
Newcomer:
1. renforshort – Dear Amelia (VÖ: 08.07.22)
Dieses Album hat uns unerwartet umgehauen und zielte Mitten auf unseren Soft-Spot für gut gemachte Pop-Musik! So oder so liefert die gerade mal 19-jährige kanadische Newcomerin und social consciousness-Sängerin renforshort mit ihrem Debütalbum ein wundervoll unaufdringlichen Mix an Ohrwurm-Songs, die mal an Lorde erinnern, dann Coldplay-Reminesenzen hervorrufen, um im nächsten Moment wieder mit LoFi-Hymnen ums Eck zu kommen, während junge Musikerin die Hörer auf eine Reise durch die dunkelsten Abgründe ihrer Psyche mitnimmt. Must Hear-Geheimtipp des Sommers…wobei man bei über 67 Millionen Spotify Streams für ihre EP teenage angst aus dem Jahre 2020 vielleicht nicht unbedingt mehr über Geheimtipp reden kann…
2. Wu-Lu – Loggerhead (VÖ: 08.07.22)
Ganz andere Klänge gibt es dann wieder beim Süd-Londoner Producer, Multiinstrumentalist und Sänger Wu-Lu: jenseits von Genrekategorien macht er klangliche Ansagen und liefert War Dubs, die vor allem inspirieren sollen. Die Zeiten sind ungemütlich, sie sind hart, und Loggerhead ist der passende Soundtrack dazu. Hier darf Post-Punk neben Screamo und Hip-Hop-Versatzstücken existieren während sich Songs Themen wie Ängsten, Schuldgefühle oder auch das Überwinden von Ängsten vornehmen… „Ich versuche eigentlich immer nur, andere Leute zu inspirieren und sie dazu zu ermutigen, keine Angst davor zu haben, eigene Gedanken und Ideen zu entwickeln“, so Wu-Lu abschließend. „Das ist gewissermaßen der Kern dessen, was ich mache.“
3. Sports Team – Gulp! (VÖ: 22.07.22)
Das Schicksal vieler Newcomer-Bands, die während der Pandemie an ihrem Durchbruch gearbeitet haben und gerade auch über mitreißende Live-Shows funktionieren – es hat irgendwie nicht so recht gereicht international. Denn zumindest in UK gehört die Newcomer-Band Sports Team schon seit ihrem Debütalbum Deep Down Happy, das in 2020 erschienen ist und in UK direkt auf #2 der Charts ging, als die neue Speerspitze des Indie-Rocks – gerade da sie dort auch während ihrer durchweg ausverkauften Tour alles niederspielten. Was also tun, wenn internationale Touren nicht gerade möglich sind? Man macht einfach weiter und feilt am Profil – so geschehen auch hier, klingt die sechsköpfige Band auf Gulp! doch roher und härter als zuvor, orientiert sich eher am Rock ihrer Kollegen Idles oder Fontaines D.C. als an spaßig-leichtem Indie der Anfangstage. Was natürlich zur inhaltlichen Schwere passt, behandelt es doch thematisch schwer zu schluckende Probleme, mit denen sich viele junge Menschen auseinandersetzen: Umweltkatastrophen, der Umgang mit Sozialen Netzwerken und die moderne Lebenswelt sind nur ein Auszug an Themen, die in den zehn Tracks diskutiert werden.
Wiederkehrer: Ibeyi – Spell 31 (VÖ: 06.05.22)
Seit 2015 öffnet sich das afro-kubanisch französische Zwillings-Duo Ibeyi immer mehr den Urban-Sounds ihres Haus-Produzentens und Label-Chefs Richard Russell, der schon mit seinem eigenen Recording-Projekt Everything Is Recorded bewiesen hat wie stilsicher er sich in diesen Gefilden auskennt. Mit dem aktuellen Album finden Lisa-Kaindé und Naomi Díaz aber inhaltlich wieder zurück zu ihren spirituellen Wurzeln, beweisen Gespür für Ohrwurm-taugliche Melodien (hier ist an erster Stelle die Single Sister 2 Sister zu nennen!), sowie für zeitgeistige Kollaborationen (BERWYN, Jorja Smith, Pa Salieu sind mit dabei) – macht genau den richtigen Spagat für ein tolles Ibeyi-Album, das bei uns auch noch 2 Monaten nach VÖ nachhallt und wie gemacht ist für den Sonnenmonat Juli.