Foto-© Plaion Pictures
Ja, ich liebe dich und ich liebe dich nicht!
(Julie – Der schlimmste Mensch der Welt)
In zwölf Akten, einem Prolog und einem Epilog schildert Der schlimmste Mensch der Welt mit dem Fokus auf einen Zeitraum von vier Jahren in einer eindrucksvollen Dramödie, dass Leben und Leiden der jungen Frau Julie (Renate Reinsve) im modernen Oslo.
So trocken könnte man Der schlimmste Mensch der Welt zusammenfassen und würde dem Film dabei in keiner Weise gerecht werden, auch wenn die Fakten stimmen. Der Titel ist dabei gleichermaßen irreführend, bevor man den Film gesehen oder eine vermeintlich fundierte Review, wie diese hier gelesen hat. Jeder hat manchmal Tage, an denen wir genau das von uns denken, so auch Julie, in allen Facetten eindrucksvoll gespielt von Renate Reinsve. Sie ist liebenswert und verspielt, verschlossen und unsicher, forsch und draufgängerisch, zielstrebig und absolut planlos – kurz: sie ist eine realistisch gezeichnete junge Frau Ende 20 bis Anfang 30. Mit all den Fragen, Wünschen, Herausforderungen und Hoffnungen, all dem gesellschaftlichen Druck, der auf einer Frau in diesem Alter lastet. Es geht darum einen – bestenfalls den richtigen – Mann zu finden, Kinder zu wollen, zu kriegen, oder eben nicht. Den richtigen, hoffentlich auch noch erfüllenden Job zu bekommen und am wichtigsten – und das macht den Film so besonders – geht es eben um einfach nur um sie. Auch wenn mit Aksel (Anders Danielsen Lie) und Eivind (Herbert Nordrum) auch zwei Männer in ihr Leben treten und somit in dem Film thematisiert und einfühlsam charakterisiert werden, ein Monolog von Aksel allein fasst quasi nebenbei die Botschaft aller Nick Hornby-Geschichten zusammen, bleibt Regisseur Joachim Trier immer in Julies Perspektive. Dabei gibt der Film keine Antworten, sondern beschreibt einfach, was sie tut und warum. Niemand wird alle Entscheidung Julies gutheißen und teilweise schmerzt es ihr zuzusehen, aber jeder wird verstehen, warum sie handelt, wie sie handelt.
Genau hier liegt die große Stärke des Films, denn niemand, außer den narzisstischsten unter uns, wird alle seine eigenen Entscheidungen gutheißen, aber bestenfalls wissen, warum man so gehandelt hat. Ähnlich wie aktuell Everything Everywhere All At Once hält sich der Film so lange im Kino, das man ihn nun gleichzeitig daheim oder auf der großen Leinwand genießen könnte – und beides wäre zu empfehlen, sogar bei beiden Filmen. Wird doch hier wie dort eine einfühlsame, auf der emotionalen Ebene absolut nachvollziehbare Geschichte über das Leben und vor allem das eigene Selbstverständnis aus der weiblichen Perspektive erzählt. Nur eben in diesem Fall in Oslo und nicht gleich im gesamten Multiversum. Um mich selber zu zitieren: „Drehbuchautor Eskil Vogt hat wirklich gerade einen Lauf, nicht nur lieferte er mit The Innocents (wir berichteten) einen der besten Horrorfilme der letzten Jahre ab, sondern hat mit Der Schlimmste Mensch der Welt nun auch noch eine der besten Dramödien überhaupt geschrieben.”
Der schlimmste Mensch der Welt (NO 2021)
Regie: Joachim Trier
Besetzung: Renate Reinsve, Anders Danielsen Lie, Herbert Nordrum
Heimkino VÖ: 25. August 2022, Plaion Pictures
In Kooperation mit Plaion Pictures verlosen wir zum dieswöchigen Heimkinostart von Der schlimmste Mensch der Welt jeweils eine Blu-ray und DVD zum Film! Ihr wollt gewinnen? Dann schickt uns bis zum 2. September eine Mail mit dem Betreff „Schlimmer Mensch + Blu-ray oder DVD, je nachdem, was ihr gewinnen wollt“ und eurer Adresse an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr schon bald Post von uns in eurem Briefkasten!