EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE – Filmkritik


Foto-© Leonine Studios

Evelyn (Michelle Yeoh) lebt den amerikanischen (Alb)Traum einer Einwandererfamilie aus Hongkong: Ihr dröger Alltag im Waschsalon besteht nach eigenen Worten aus „laundry and taxes“ – Wäsche waschen und Steuern zahlen. Hinzu kommt: Ihr lieber, aber etwas trotteliger Ehemann Waymond (Jonathan Ke Quan) möchte sich scheiden lassen, während ihr Vater (James Hong) beim Besuch zum Frühlingsfest seine konstante Enttäuschung über das Leben der Tochter mitbringt. Evelyn wiederum gibt Frustration und Perfektionismus in guter alter „Tiger-Mum“-Manier an ihre erwachsene Tochter Joy (Stephanie Hsu) weiter. In dieser Familienkonstellation startet die Science-Fiction-Fantasy-Komödie Everything Everywhere All At Once, die die Zuschauer auf abwechslungsreiche Sprünge durch Paralleluniversen mitnimmt – mit den leicht philosophischen, trashig-kitschigen Untertönen eines Familiendramas.

Geschrieben, gedreht und produziert wurde Everything Everywhere All At Once von The DanielsDaniel Kwan und Daniel Scheinert – den zwei Freunden, die nach ihrem Filmstudium am Emerson College bereits mit Swiss Army Man (2016) Fans des abstrusen Überraschungskinos begeisterten. Ähnlich feuert auch ihr neuestes Werk wohlgeordnetes Chaos aus allen Rohren und erinnert uns daran wie einst Douglas Adams an die Macht des unwahrscheinlichen Unwahrscheinlichkeitsdrives kam. Während überraschende Wendungen, ausgefallene Kostüme und Effekte Haken schlagen, erinnern die beiden auch augenzwinkernd an Altbekanntes und Liebgewonnenes: Die Kampfkunst-Parallelwelten von The Matrix, Being John Malkovichs Sprung in die Köpfe der Anderen oder den Kung-Fu-Klamauk des Hongkong-Stars Jacky Chan. Letzteres war bereits eine liebevolle Persiflage der ernsten Martial-Arts-Filme, wo der Meister noch aus jedem banalen Gegenstand eine Waffe machen konnte. Was bei Jacky Chan die eigenen Schlappen waren, wird bei den Daniels zu Tortenheber und Gummipenis. Zusammen mit Jamie-Lee Curtis als monströs-zärtliche Steuerbeamtin lassen sich damit epische Schlachten schlagen – und ein sehr vergnüglicher Filmabend verbringen.

Everything Everywhere All At Once (USA 2022)
Regie: Daniel Kwan, Daniel Scheinert
Besetzung: Michelle Yeoh, Jamie Lee Curtis, Stephanie Hsu, Ku Huy Quan und James Hong
Heimkino Release: 12. August 2022, Leonine Studios

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