Foto-© Paul Hyde
Nächste Woche Freitag beginnt nach zwei harten Jahren Lockdown-Pause endlich wieder der goldene Herbst in Darmstadt – denn das Golden Leaves Festival eröffnet zum mittlerweile neunten Mal die Pforten! Wir sind in voller Aufruhr und basteln in Windeseile am finalen Festival – und wollen euch dieser Tage zur Vorfreude auch noch mal die Tages-Line-Ups etwas näher bringen! Tickets + Tages-Tickets gibt es hier! Nachdem Freitags-Programm, stellen wir heute den Samstag vor:
Cassandra Jenkins
“Nichts verschwindet jemals wirklich”, sagt Cassandra Jenkins. “Es ändert nur seine Form.” Umso wichtiger sind ihre feinsinnigen Songs und jene kurzen, aufmerksamen Geschichten, die ganze Realitäten bewahren – egal ob es sich um neuartige Gedankenmuster, Eindrücke der Natur oder zwischenmenschlische Erfahrungen handelt. An Overview on Phenomenal Nature heißt Cassandras Album aus dem Jahre 2021, das uns mit ihrer einzigartigen Stimme und ihrem unvergleichlichen Ambient-Folk in seinen Bann zog. Dafür stand ihr im Studio Sound-Engineer Josh Kaufman (The National, The Hold Steady) zur Seite, der aus ihren losen Ideen innerhalb einer Woche ein beindruckendes Album goß. Jenkins’ Stimme schwebt immer wieder zwischen sinnlichen Kammerpop-Arrangements und kantigen Drums und führt uns durch impressionistische Porträts von Freunden und Fremden. In ihren Texten entfaltet sie magische Welten und wir sind uns sicher, dass das Golden Leaves hierfür genau der richtige Ort ist.
Christin Nichols
Christin Nichols ist Sängerin, Schauspielerin und lebt mit ihren Schildkröten in Berlin. Ihr aktuelles Soloalbum I’m fine war eine der ersten positiven Überraschungen des Popjahres 2022 und läuft bei uns rauf und runter. Halb in Deutsch und halb in Englisch kreuzt Christin Elektronik und Post-Wave und verschränkt das Amalgam mit düsterem Weitwinkel-Pop und intimen, fast schon Chanson-artigen Momenten. Obendrauf werden Texte serviert, deren Slogans man sich mit Tipp-Ex auf die imaginäre Lederjacke pinseln möchte. Texte, die aber immer auch Storys erzählen, einen tief in die Songs reinziehen und vor allem halt auch glänzend unterhalten. Kritik mit Herz, Musik mit Haltung – ein sogenanntes Perfect Match fürs Golden Leaves!
Grandbrothers
Erol Sarp und Lukas Vogel lernten sich 2012 beim Studium am Institut für Musik und Medien in Düsseldorf kennen und gehen seitdem ihrer Arbeit an Flügel und Computer nach. Die Musik des präparierten und modifizierten Instruments entließ das Duo in zahlreiche neue Kontexte von Pop bis hin zu Minimal, immer im Dialog zwischen akustischer und elektronischer Wirkungsebene. Bisher hatte der Klangkosmos der Grandbrothers seinen Ursprung in einem einzelnen Instrument: Einem Konzertflügel, der in ihrem Studio in Bochum steht. Bei den Aufnahmen zu ihrem aktuellen Album All The Unknown in der Fattoria Musica in Osnabrück standen jedoch gleich zwei Flügel, sowie ein Klavier zur Verfügung, auch Samples und Loops flossen in die Songs ein und konnten so der Verfremdung und dem Spiel mit den Klängen neue Türen öffnen.
King Hannah
King Hannah gehen 2022 mit ihrem neuen Album I’m not sorry, I was just being me auf Tour und einen Stopp auf dem Golden Leaves Festival in Darmstadt machen sie dabei auch. Hinter der heiß gehandelten britischen Newcomer-Band stecken Hannah Merricks und Craig Whittle, die sich bei einem gemeinsamen Bar-Job kennenlernten und bereits Stunden vor der Arbeit Zeit in Craigs Haus verbrachten, um gemeinsam Musik zu machen. Bereits ihre 2020 veröffentlichte Debütsingle Crème Brulée sowie die darauffolgende Debüt-EP Tell Me Your Mind And I’ll Tell You Mine sorgte bei The Guardian, Under The Radar, Brooklyn Vegan, Stereogum und vielen anderen für Beachtung. Auf ihrem neuen Album vereinen King Hannah ein Dutzend Songs voller Dunkelheit und Witz, die gleichermaßen fesselnd und mitreißend sind. Prägnante und sorgfältig gewichtete Texte von Hannah Merricks treffen auf ausgewogene Gitarren-Arrangements und den raffinierten Sound von Craig Whittle und reißen den Zuhörer dabei in einen wilden Strudel aus Gefühl, Gitarren und einer hymnischen Stimme.
Låpsley
2016 startete die damals 19-jährige Holly „Låpsley“ Fletcher aus Liverpool mit ihrer ersten EP durch, um sich ohne Umweg in Windeseile den Ruf als größtes britisches Alternative Songwriter-Talent zu machen. Ihr Debütalbum Long Way Home katapultierte sie konsequenterweise direkt in die Sphären von James Blake, FKA twigs, Banks oder Jessie Ware – ihr Markenzeichen: ihre Wandlungsfähigkeit und ein zeitgeistiger Mix aus elektronischem Soul-Pop und R’n’B-Versatzstücken, den Billie Eilish zu ihren Haupteinfluss zählt. Ihre Songs eroberten die Radios, ihre Shows waren im Handumdrehen ausverkauft und mit Operator im DJ Koze Remix zog Låpsley gar in die Club-Charts ein. Das Zweitwerk Through Water war 2020 dann ein starkes musikalisches Statement, einer Musikerin, die zu sich gefunden hat, ihre selbstzweifelbehaftete Teenage Angst vertrieben hat und mit ihren einfühlsamen Songs ihre Seele geheilt und gleichsam unsere behutsam streichelt. Gleichzeitig verschwand der Bombast des Debüts etwas, um mehr Raum für die Persönlichkeit und Handschrift der ehemaligen Bedroom-Producerin zu machen. Bevor die Pandemie zuschlug, konnte Låpsley nur eine ausverkaufte Show in Berlin spielen, nun kehrt sie nach Deutschland zurück, zum Golden Leaves Festival und wenn man ihr so aufmerksam wie wir bei Instagram und Co folgt, kann man auch erwarten, dass es einige neue Songs ihres anscheinend just fertiggestellten neuen Albums zu hören geben wird!
Sharktank
Wenn man Katrin Paucz, „Mile“ Michael Lechner und Marco Kleebauer nach ihren Einflüssen fragt, können schon mal Antworten wie „Stell dir vor, die Beatles haben mit Kanye West eine Punkband gegründet“ oder „Bravo Hits 34“ kommen. Diese (selbst-)ironische, humorvolle Art ist schon zum Charakteristikum von Sharktank geworden und zeigt sich auch in überzeichneten und fast schon satirischen Social Media Posts und bunten, schrillen Make-Ups. Mit Licht und Farbe ging es für das Trio durch diese dunkle und seltsame Zeit der Pandemie.
Bei ihrem Debütalbum Get It Done ist der Name Programm: Da jede beteiligte Person auch in anderen Projekten involviert und die Zeit somit knapp war, traf man einander im Studio und binnen einer Session wurde jeweils ein neuer Song geschrieben, aufgenommen und in groben Zügen fertig gestellt. Zuletzt machte die Band schon einen Konzert-Abstecher nach Darmstadt und überzeugte uns dabei so sehr, dass wir entgegen unserer sonstigen Gepflogenheiten, nicht anders konnten, als Sharktank auch direkt zum GLF22 einzuladen!
Sohn
Sein im Jahr 2014 erschienenes Album Tremors bekam von der Sunday Times das Label „spellbinding“ und machte den gebürtigen Londoner SOHN zum internationalen Star. Seine Songs wurden über 60 Millionen Mal gestreamt und brachten ihn binnen von zwei Jahren nicht nur auf die großen Festivalbühnen, sondern im Rahmen seiner Tourneen drei Mal um den gesamten Erdball. Um Luft zu holen, zog sich SOHN in eine entlegene Gegend in Nord-Kalifornien zurück und schloss mit sich selbst einen Packt: Und zwar jegliche Selbstzweifel, die ihn zurück hielten, beiseite zu wischen und mit den Songs seines Zweitwerks Grenzen auszuloten. Das Album Rennen war geboren und mit ihm die wohl aufregendsten Songs seiner Karriere, klangen diese doch wie ein Startschuss in ein neues Leben mit einer mehr als klaren Botschaft: Es ist wieder Zeit zu Rennen – Und SOHN sprintet vorweg!
Sudan Archives
Sudan Archives ist das Soloprojekt der Sängerin, Produzentin und autodidaktischen Violinistin Brittney Parks. Vor einigen Jahren hat uns die Künstlerin auf dem Maifeld Derby mit ihrer hypermodernen R&B Vision komplett überrumpelt und seitdem sehnen wir uns nach einem Gastspiel beim Golden Leaves. Auch auf ihrem neuen Song Home Maker lässt Sudan Archives das klassische Instrument zum hypnotisierenden Rhythmusgeber mutieren, der mit selbst programmierten Beats und einer Stimme fusioniert, die mal sanft verletzlich, mal fordernd und draufgängerisch wirkt. Eine Inspirationsquelle für Sudan Archives eklektischen Genremix aus R&B, westafrikanischen Rhythmen und sudanesischer Folklore ist die Musik von Geigern aus Sudan und Ghana. Wir sind uns sicher: Sudan Archives hat das Zeug dazu, die ganze Welt zu erobern!