Foto-© Ben Rayner
The extra sees the film and covers up his name badge
The extra sees the film and has to call his mom
As if I had a way to move us all forward
If I had a way to put everything back on pace
(Kiwi Jr. – The Extra Sees the Film)
Es befindet sich eine elektrisierende Energie in jedem noch so kleinen Winkel des neuen Albums der kanadischen Indierocker Kiwi Jr. um Sänger und Gitarrist Jeremy Gaudet. Als musikalischer Wirbelwind rauscht uns Chopper als mittlerweile dritte Platte der Band um die Ohren und mit schimmernden Synthies, 00er-Jahre-Gitarrengeschrammel und besonderem Feingefühl für Melodien in die Gehörgänge. Hier hätte sich mit Dan Boeckner von Wolf Parade kein besserer Produzent für die insgesamt zehn neuen Songs finden können, der mit Geschick alle Sounds und Ebenen des Albums zusammenschweißt und an gefühlt jeder noch so unscheinbaren Stelle Platz für eingängige Tasteninstrumente findet.
Kraftvoll startet der Opener Unspeakable Things mit Schlagzeug und aufbauschender Tonleiter auf der E-Orgel, um sich zum Refrain hin immer weiter Richtung Psychedelic-Rock mit nachdenklichen Texten der Reue zu entfalten: “Everything that you’ve done / Laid out here, one by one / Caught on tape and compiled / No one could ever ever try and forgive”. Parasite II geht da vom ersten Takt an deutlich beschwingter und gitarrenlastiger zur Sache – hier werden die Akkorde ganz im Stile von Albert Hammond Jr. angeschlagen, während uns Kiwi Jr. mit Zeilen wie “If it’s good for you and it’s good for me / It’s good for the family” den ersten Sing-a-long der Platte präsentieren. Clerical Sleep macht von einem heutzutage eher seltenen Fade-In Gebrauch und lässt die Finger wieder flink über die Keyboards huschen. Und auch mit den anderen Stücken binden Kiwi Jr. uns einen bunten Blumenstrauß an Melodien und vielschichtigen Klanglandschaften – hier wird gedankenverloren geträumt (The Extra Sees the Film), sich mit hektischen Gitarrenriffs ausgetobt (Downtown Area Blues) oder mit federleichten 60s-Vibes gespielt (The Masked Singer).
Chopper ist ein Album voller Bewegung, in der die Dynamik der Songs schon mal zu leichtem Schwindel führen kann – wer ganz genau hinhört, findet in den raren ruhigen Passagen aber auch wunderbar sanfte Momente, die das gesamte Hörerlebnis auf Albumlänge zu etwas Besonderem machen.
Kiwi Jr. – Chopper
VÖ: 12. August 2022, Sub Pop
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