Foto-© Paramount Pictures
I’ve seen it too.
(Rose – Smile)
Nachdem sich eine Patientin (Caitlin Stacey) vor ihren Augen auf grausame Art das Leben nimmt, wird Rose (Sosie Bacon) von alptraumhaften Visionen verfolgt, die zusehends die Kontrolle über ihr Leben übernehmen. Schafft sie es sich diesen zu entziehen zu entgehen oder wird die augenscheinlich gefestigte Psychiaterin das Schicksal ihrer Patientin teilen?
Wenn Smile – Siehst du es auch?, bis auf die plötzlich überall auftauchenden, verstörenden Plakate, für euch mehr oder weniger aus dem Nichts zu kommen scheint, seid ihr nicht allein. Der Film war ursprünglich als reiner Streaming-Release vom Filmstudio Paramount vorgesehen, kam aber bei Testvorführungen so gut an, dass man sich für einen größeren Kinorelease entschied. Die Prämisse ist dabei weder neu noch besonders ausgefeilt und die meisten werden sich gut vorstellen können, wie das Konzept spontan in einem Meeting oder über ein paar Bier in der Kneipe entstanden ist und dann zu einem Film ausgebaut wurde. Was, wenn man etwas so Verstörendes sieht, dass es einen nicht mehr loslässt und selbst in den Wahnsinn treibt. Anders als die abstrakteren Filme It Follows und The Ring ist dieses Etwas hier schlicht eine der ältesten aber auch effektivsten Tropes des Horrors, ein verstörendes Lächeln. Von Der Mann der Lacht aus 1928 bis hin zum omnipräsenten Joker, der Wiederspruch aus einer gänzlich anderen Gefühlslage und Mimik in Verbindung mit einem Lächeln wirkt immer, denn wir merken mindestens unbewusst, dass einfach etwas nicht ganz zu stimmen scheint. Audiovisuell ist der Film ebenso klassisch untermalt mit einem reduzierten und verstörend unharmonischen Soundtrack, schrägen Kamerawinkeln und den obligatorischen Kamerafahrten über herbstliche Straßen bis hin zu dem um 180° gedrehtem Bild.
Aber man muss das Horror-Rad auch nicht immer neu erfinden. Trotz fast zwei Stunden Laufzeit wird die Spannung sehr konstant gehalten. Getragen wird der Film dabei durch die Protagonistin Sosie Bacon, die wirklich fast die ganze Zeit leiden muss. Ihre Nachforschungen scheinen nirgendwohin zu führen und weder ihre abweisende Schwester (Gillian Zinser), ihr hedonistischer Ehemann (Jesse T. Usher) noch ihre unheimlichen Psychiaterin (Robin Weigert) geben ihr Halt. Einzig ihr Chef (Kal Penn) und ihr Ex (Kyle Gallner) geben ihr und dem Publikum kurze Momente der Entspannung. Wobei die Anspannung auch hier nicht ganz abflaut, denn es könnte jederzeit eine neue Vision einsetzen. So holt Smile aus dem simplen Konzept alles raus und spart dabei geschickt eine größere Story und Erklärungen über das Phänomen aus. Wer will kann versuchen dem Film einen zu laxen Umgang mit psychischen Krankheiten anzukreiden, aber dafür macht er eigentlich zu sehr klar, dass es sich hier um ein übernatürliches Phänomen handelt. Nur eben eines, für das es keine direkte Erklärung gibt. Ein klassischer Horror für Puristen und alle, die mit einem Lächeln die Halloween Saison einläuten wollen.
Smile (USA 2022)
Regie: Parker Finn
Besetzung: Sosie Bacon, Jesse T. Usher, Kyle Gallner, Robin Weigert, Caitlin Stacey, Kal Penn, Gillian Zinser, Dora Kiss, Judy Reyes
Kinostart: 29. September 2022, Paramount Pictures