Foto-© Frances Carter
And I can close the door on us
But the room still exists
And I know you’re in it
How does it feel
To be an expert in a dying field?
And how do you know
It’s over when you can’t let go?
You can’t stop, can’t rewind
Love is learned over time
‘Til you’re an expert in a dying field
(The Beths – Expert In A Dying Field)
Was passiert, wenn Beziehungen enden? Was ist von der Vertrautheit mit einem anderen Menschen übrig, was macht man mit der Lücke, die zurückbleibt? Diese Fragen stellen sich The Beths auf ihrem dritten Studioalbum, Expert In A Dying Field. Der Titel ist eine schöne Metapher: Wenn Beziehungen in die Brüche gehen, steht man plötzlich allein da mit der aufgebauten Intimität und dem einzigartigen Wissen um die andere Person, und fragt sich, wozu man jetzt eigentlich Experte geworden ist auf einem Gebiet, das sich selbst ausgelöscht hat.
Die vier Neuseeländer um Sängerin Elizabeth Stokes reflektieren diese schweren Themen aber mit einer großen Leichtigkeit und extrovertiertem, charmanten Indie Pop. Die eingängigen Hooks erinnern an 2000er-Alt Rock vom Schlage Feist, Florence and the Machine oder den Yeah Yeah Yeahs: Gitarrenlastiger Garagen-Sound mit tanzbaren Melodien und anschmiegsam arrangierten Vocal Harmonies, die auch Dreampop-Einflüsse von Alvvays oder Sunflower Beans erkennen lassen.
Die Songs sind locker und energiegeladen, besonders der Titel-Track und das anrührende Knees Deep dürften sich zu Indie-Hits entwickeln. Silence is Golden bietet etwas mehr Punk mit E-Gitarren-Gewitter und hektischen Drums. Etwa nach der Hälfte des Albums fällt allerdings eine gewisse Stromlinienförmigkeit und Konventionalität der Songs auf und sie fangen an, alle ähnlich zu klingen und vor sich hin zu plätschern, bis einen dann das ungewöhnlich grungige When You Know You Know nochmal rausreißt und emotionalen 90er Jahre-Art Rock liefert, der ganz anders klingt als der vorangehende Teil des Albums und positiv überrascht. Auch A Passing Rain und I Told You I Was Afraid zeigen, dass die interessanteren Songs auf der zweiten Hälfte des Longplayers versteckt sind: Ersterer bietet einen spannend dissonanten Akkord-Verlauf mit verspielter Melodie, und letzterer erinnert an verletzlichen, spröden Pop Punk der Marke Green Day. Der letzte Song 2 am ist auch definitiv der schönste der Platte: Melancholisch und eindringlich, und besonders Stokes’ klare, engelsgleiche Kopfstimme kommt hier sehr gut zur Geltung.
Insgesamt ist Expert In A Dying Field charmant, locker und tanzbar, wird aber nach der Hälfte etwas eintönig; zum Glück hauen The Beths dann noch ein paar gelungene Überraschungen raus, die zeigen, dass da noch Potenzial lauert. Man wagt zu hoffen, dass sie sich noch mehr Experimentierfreude und Loslösung von der Pop-Schablonenhaftigkeit leisten, denn stimmlich sowie von den Lyrics und Kompositionen her haben sie auf jeden Fall die Fähigkeit, emotional mitzureißen. Man darf gespannt bleiben auf den nächsten Output.
The Beths – Expert In A Dying Field
VÖ: 16. September 2022, Carpark Records
www.thebeths.com
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