Foto-© Sebastian Madej

Von allen Orten die es gibt auf der Welt
Bin ich ausgerechnet hier gebor’n
Und du, du hast das alles gesehen
Und du wolltest trotzdem bleiben

(Betterov – Böller aus Polen)

Sein Debütalbums mit Applaus zu eröffnen? Dafür brauch man Eier. Betterov hat die. Und dazu einen ersten Longplayer Olympia veröffentlicht, der jedes Klatschen verdient hat. Mit seiner Debütsingle Dussmann kaperte er im vergangenen Jahr eine ganze Zielgruppe und ließ mit dem Ohrwurm nie wieder los. Selbst jene, die den Dussmann-Kult (im doppelten Sinne) lange nicht wahrhaben, beziehungsweise nicht ein Teil davon sein wollten. Doch so sehr man sich da auch gegen wehren wollte: recht hat er ja schon. Der magische Ort auf der Friedrichstraße als Melting Pot der Kultur, den besten Take zum Thema Schöpfungsgeschichte (“Gott hat für das alles nur sieben Tage gebraucht / Und ich finde, genau so sieht’s hier auch aus”) und Gitarren, die einen ganz warm und nostalgisch stimmen.

Ist das hier etwa das Tomte– & Kettcar-Erbe, auf das wir so lang warten wollten, dass wir es auf dem Weg dorthin fast vergessen hätten? Betterov kann man am besten als Venndiagram aus Hamburger Schule mit Millennial Blick, 2010er Studi-WG-Musik ohne die spielerische Großstadtarroganz und ein Tagesticket der BVG, um das Berlin zu erkunden, von dem wir damals so oft träumten, beschreiben.

Ich steige in die Bahn, ich bin oft zu dir gefahren
Doch jetzt fahr’ ich zum Bürgeramt, meld’ mich ab
Weil ich nicht mehr kann
Denn Berlin ist keine Stadt, nur ein Ort der Erinnerung
Für mich, an dich
Und du schwebst über allem, so wie der Fernsehturm
Doch ich empfang’ nichts

Olympia spielt zwischen bedrückenden Nächten (Schlaf gut, Bring Mich nach Hause) und sonnigen Tagen voller Wehmut (Die Leute und Ich, In meiner Straße, Böller aus Polen). Hier entfaltet sich Betterov als ein erfrischender Geschichtenerzähler, der intime Anekdoten eng verschränkt mit dem Weltgeschehen und dabei so ein gutes Gespür dafür hat, wie man Kummer und Erwachsenwerden unkitschig verpackt. Und wenn er selbst nicht singt, lässt er die Gitarren ausufernd sprechen.

Der Großstadt-Streifen mit Kleinstadt-Herz. Da kann man so viele Worte zu verlieren, aber am besten lässt es sich genießen, wenn man dem Künstler einfach zuhört. Auf einer S-Bahn-Fahrt durch die Hauptstadt, im alten Kinderzimmer oder im tristen Alltag. Was zum Applaus vom Anfang am Ende noch zu sagen ist? Gebt Betterov verdammt nochmal alle Standing Ovations und alle Gold-Medaillen dieser Stadt.

Betterov – Olympia
VÖ: 14. Oktober 2022, Universal Music
www.betterov.de
www.facebook.com/BetterovOfficial

Betterov Tour:
30.11.22 Hamburg, mojo club //ausverkauft
01.12.22 Berlin, Huxleys //hochverlegt aus dem Festsaal Kreuzberg
03.12.22 München, Ampere
04.12.22 Leipzig, Naumanns
05.12.22 Frankfurt, Das Bett // hochverlegt aus dem Nachtleben
06.12.22 Köln, Kantine //hochverlegt aus dem Luxor
26.01.23 Konstanz, Kulturladen
31.01.23 Nürnberg, Club Stereo
01.02.23 Magdeburg, Moritzhof
03.02.23 Hannover, Musikzentrum //hochverlegt aus dem Lux
04.02.23 Osnabrück, Haus der Jugend //hochverlegt aus dem Bastard Club
05.02.23 Heidelberg, Karlstorbahnhof
07.02.23 Essen, Zeche Carl
08.02.23 Fulda, Kuz Kreuz
10.02.23 Kaiserslautern, Kammgarn
11.02.23 Koblenz, Circus Maximus
12.02.23 Freiburg, Räng Teng Teng
14.02.23 Stuttgart, Im Wizemann (Club)
15.02.23 Dresden, Chemiefabrik
16.02.23 Jena, Kassablanca
17.02.23 Bremen, Lagerhaus
18.02.23 Hamburg, Uebel & Gefährlich //Zusatzshow