Foto-© Angela Ricciardi
I carried you with me
To the mountain of my dreams
Sweet, cold, and icy
A landscape of white trees
And the light is filled with wonder
And the echo of our love
Huge wide open sky above
And the message is at dawn
(Indigo Sparke – Pressure in My Chest)
Die ersten Ideen und Gedanken für ihr zweites Album Hysteria sammelte Indigo Sparke bereits, als die Veröffentlichung ihres Debütalbums Echo im Jahr 2021 gerade noch im vollen Gange war. Auf die Erneuerung ihres Visas wartend und in Australien gestrandet, ging die Wahl-New Yorkerin durch eine schwierige Trennungsphase – eine Zeit der intensiven Trauer, die für die Musikerin auch weitere, bereits verarbeitet geglaubte Kapitel ihrer Vergangenheit neu aufleben lies. Von Liebe in jeglicher Form über komplexe Traumata, mentale Gesundheit hinzu Lebensabschnitten in Indien und Bali zogen vergangene Bilder ihres Lebens nur so an Sparkes inneren Auge vorbei und sollten so mehr als genug herzzerreißendes Material für ihre zweite Platte liefern.
Zurück in New York im Frühling 2021 angekommen und mit 14 fertig geschriebene Songs im Gepäck ließen auch endlich die guten Neuigkeiten nicht lange auf sich warten – The Nationals Multiinstrumentalist und mittlerweile hochkarätiger Produzent (u. a. Taylor Swit) Aaron Dessner sollte Hysteria mit musikalischem Feingefühl und Intuition zum Leben erwecken. Schnell war für Dessner klar, dass Sparkes kraftvoller Gesang im Zentrum der Stücke sitzen muss, während sich drumherum durch das Album hinweg umfangreiche Gitarren-Sounds und überlagerte Klangteppiche aufbauschen. Wie eine Lunge atmen hier Sparkes Vocal tief ein und aus und geben so mit jedem Atemzug den Takt an.
Ganz wunderbar passen der gedoppelte Gesang und eine leichte Overdrive-Gitarre im ausdrucksstarken Opener Blue zusammen, für den Sparke auf bedeutende Stationen ihres Lebens schaut. Wie in einer eigenen Filmbiografie oder Odyssee durch die Zeit ist der Blick der Musikerin auf Momente der Trauer und Liebe dabei unglaublich intensiv, ehrlich und ungefiltert. Ein wenig lockern sich die Wolken im pulsierenden Song Infinity Honey auf, in dem akustische Gitarrenakkorde genug Platz für luftige Gesangsmelodien lassen, während im Hintergrund ganz dezent ein für Dessner typisches E-Gitarren-Stakkato sich anschleicht. Pluto erfüllt die Gehörgänge vom ersten Takt mit wohlig warmen E-Piano-Klängen und entpuppt sich dabei ganz elegant als Ballade über Trennungsschmerz mit jazziger und souliger Atmosphäre. Wieder folkiger und sogar mit leichter Country-Note schwebt Sparkes Gesang bei Sad Is Love, bevor in dem darauffolgenden Stück Set Your Fire on Me das Album einen rockigen und rauen Höhepunkt findet.
Hysteria ist ein Album von höchster Intimität, mit dem Sparke reinen Tisch mit der Vergangenheit und Erfahrungen der letzten Jahre macht, um gestärkt durch Reflexion und Wachstum in die Zukunft zu blicken. So minimalistisch die Instrumentierung und Musik der neuen Songs dabei auch teils erscheinen mag, sind des dabei ihre kraftvolle Stimme und durchdachten Songstrukturen, die in den Bann ziehen und einen düsteren sowie funkelnden Soundtrack liefern.
Indigo Sparke – Hysteria
VÖ: 7. Oktober 2022, Sacred Bones
www.indigosparke.com
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