THE WOMAN KING – Filmkritik


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To be a warrior, you must kill your tears.

(Nanisca – The Woman King)

The Woman King ist die Geschichte von Nanisca (Viola Davis), Anführerin einer rein weiblichen Einheit von Kriegerinnen im afrikanischen Königreich Dahomey um 1800. Und die Geschichte der jungen Nawi (Thuso Mbedu), die sich gegen die Zwangsheirat wehrt und im Gegenzug von ihrem Vater als Geschenk an den König Ghezo (John Boyega) in eben diese Einheit aufgenommen werden soll. Es ist eine Geschichte um Sklavenhandel, eine Geschichte vom Kampf um Gleichberechtigung der Geschlechter und der Völker, es ist die Geschichte eben dieser legendären Einheit, den „Agojie“.

Es ist eine Geschichte, die zwar inspiriert ist von realen Ereignissen, diese aber zu stark verdreht, um eine klare Botschaft liefern zu können. Wer die inspirierende Idee der rein weiblichen Kriegerkaste von den realen Hintergründen abstrahieren kann, erlebt Hollywood-Kino so wie es sein soll. Denn für Regisseurin Gina Prince-Bythewood stellt dieser Film einen logischen nächsten Schritt in ihrer Filmografie dar. Oder anders gesagt, kommt hier zusammen, was zusammengehört, denn sie bringt definitiv die Erfahrung mit, die gefragt war. Zunächst wäre da ihre gekonnt inszenierte Netflix Produktion The Old Guard (2020), welche zwar Tiefgang vermissen ließ aber reichlich brachiale Zweikämpfe mit vornehmlich weiblichen Heldinnen (untern anderem Charlize Theron) ablieferte. Auf der andern Seite The Secret Life of Bees (2008), eine sehr einfühlsam erzählte Geschichte über Familie. Kleine Abstriche werden puristische Fans dieser unterschiedlichen Genres aber hinnehmen müssen. Auf der Gefühlsebene gibt es in The Woman King einen romantischen Subplot, der eher nirgendwohin führt und auch nicht so ganz in den Film passt. Fans der Action wiederum werden sich sicher etwas mehr von eben dieser wünschen. Denn diese ist auf über zwei Stunden Spielzeit verteilt, und über weite Strecken passiert recht wenig. Wenn sie kommt, dann aber richtig und vor allem absolut organisch aus der Story heraus. Ebenso wird das FSK 12 / PG-13 Rating hier optimal ausgereizt. Wer sich sorgt, dass es den Schlachten an Wucht oder gar Ernsthaftigkeit fehlt, braucht sich also keine Sorgen machen. So wird zwar an expliziter Gewaltdarstellung gespart, darunter leidet jedoch weder die wunderbar choreographierte Inszenierung noch die nötige Härte, um die Grausamkeit des Krieges darzustellen. Weder der Film noch die Agojie suchen den Krieg, aber er kommt nun einmal zu ihnen. Die Familiengeschichte bzw. die Interna der „Wahlfamilie“ der Agojie ist dann auch der Fokus des Films und hier punktet die sensationelle Cast sogar noch mehr als bei der Action. Wobei den herausragenden Hauptdarstellerinnen Viola Davis und Thuso Mbedu in vielen Szenen die Show von Lashana Lynchs verschmitzter Ausbilderin Izogie gestohlen wird. Selten wurde Härte, Wärme und Humor so gekonnt in einer Performance glaubwürdig dargestellt. Auch hier kommt zusammen, was zusammengehört. Lupita Nyong’o, die man nicht zuletzt wegen ihrer ähnlichen Präsenz in Marvels Black Panther vielleicht im Cast vermutet hätte, ist übrigens auf eigenen Wunsch nicht dabei. Sie war ursprünglich für die Rolle der Nanisca vorgesehen, entschied sich jedoch aufgrund der realen Geschichte der Agojie, die durchaus auch am Sklavenhandel teilgenommen und davon profitierten haben, dagegen.

So bleibt bei all dem Lob der bittere Beigeschmack, dass man vielleicht besser eine komplett fiktive Geschichte à la Black Panther hätte erzählen sollen. Wohl auch deshalb gibt es keine Texteinblendungen im Abspann zu den realen Figuren und keinen Hinweis auf die realen Hintergründe des Films. Wer sich aber auf den Film als Film einlässt, der wird auf keiner Ebene enttäuscht werden. Die Figuren im Film und der Film selbst sind beeindruckend und sollten für sich stehen. Gut unterhalten werden alle und wer sich davon inspiriert fühlt, umso besser – vor allem, wenn man inspiriert wird in die realen Hintergründe der Geschichte einzutauchen.

The Woman King (USA 2022)
Regie: Gina Prince-Bythewood
Besetzung: Viola Davis, Thuso Mbedu, Lashana Lynch, Sheila Atim, Hero Fiennes Tiffin, Jimmy Odukoya
Kinostart: 06. Oktober 2022, Sony Pictures Entertainment

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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