VÖK – Vök


Foto-© Dora Duna

Crying in the arms of my mother
I thought the worst part was over now
But I just got a call from my father
He is gone
Never heard his voice so fragile
Like a frozen lake breaking to million pieces
Sometimes life is not easy
Not at all

(Vök – No Coffee at the Funeral)

Nicht erst seit gestern ist bekannt, dass auch aus dem gefühlt oft so weit entfernten Island aufregende Musikerinnen und Musiker kommen. Eine Band, die dennoch bisher meist knapp unter dem Radar fliegt, ist Vök, bestehend aus Margrét Rán (Gesang), Einar Stef (Bass/Gitarre) und Bergur (Drums). Das nun erscheinende selbstbetitelte Studioalbum reiht sich in eine Reihe von EPs und zwei Alben ein, die positive Kritiken einheimsen konnten und das Trio immer wieder auf die Tagesordnung brachten.

Mit dem dritten Album verändert sich grundsätzlich nicht viel. Der elektronisch, träumerische Indiepop Sound bleibt bestehen, wird jedoch etwas poppiger und fröhlicher und verliert damit an außergewöhnlichen Momenten und Sounds, die grade das erste Vök Album besonders machten. Nach wie vor arbeitet das Trio sehr präzise, nutzt jedes Instrument und jeden Ton bewusst, kreiert Songs, die für sich selbst stehen können – das Handwerk stimmt nach wie vor.

Leider fehlt den Stücken jedoch die Energie und Tiefe, die zuvor The xx Vergleiche möglich machten. Vök klingt nun oft eher nach CHVRCHES, nur eben ohne die Power und Absorptionskraft, die elektronisch geprägte Musik braucht, um das Ziel zu treffen. Die melancholisch, träumerischen Vibes, die so oft in isländischen Kontexten Sinn ergeben, wurden abgelöst von sauberen Gesangslinien und eingängigen Harmonien. Gut funktioniert das bei Lose Control oder Miss Confidence, beides Stücke, die ganz bewusst Funk und Disco Elemente aufgreifen und dadurch tanzbar und mild erfrischend überraschen. Spätestens jedoch bei Lost in The Weekend und Running Wild sinkt dann wieder das Immersionslevel und bringt das Album zu einem nüchternen Ende.

Bis auf wenige Highlights, wie Something Bad, das mit Billie Eilish Vibes gleich nach dem Intro das Album würdig eröffnet und dem anschließenden No Coffe at the Funeral, bleibt das dritte Studioalbum hinter den ersten beiden zurück. Es fehlen die mutigen und überraschenden Elemente, die melancholischen Stimmungen, ja letztlich das gewisse Etwas und wird ersetzt durch berechenbare Melodien, Gradlinigkeit und Gefälligkeit. Dabei stimmt das Handwerk, die akribische Genauigkeit in den Kompositionen und auch die Produktion, die auffällig glänzt und schimmert – vielleicht aber ein bisschen zu sehr.

Die Länge der Stücke scheint sehr radiofokussiert, durchschnittlich um die 3:00 Minuten. Möglicherweise will die Band mit Vök genau dahin. Es wäre ihnen gegönnt, wobei sie damit sicherlich nicht ganz aus dem Schatten des Radars verschwinden können.

Vök – Vök
VÖ: 23. September 2022, Nettwerk
www.facebook.com/Vokband

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Christian Weining

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