BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER – Filmkritik


Foto-© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Only the most broken people can be great leaders.

(Namor – Black Panther: Wakanda Forever)

Der erste Black Panther-Teil ist ein (Pop) kulturelles Phänomen. Zu Teilen natürlich geplant, aber in diesem Ausmaß sogar für die Marvel Studios, damals auf dem Höhepunkt ihres Erfolges, überraschend. Ein Erfolg, der zu großen Teilen der fantastischen Performance des Hauptdarstellers Chadwick Boseman zuzuschreiben ist. Kann eine Fortsetzung an diesen Erfolg anknüpfen, wenn eben dieser Schauspieler fehlt und ohnehin klar ist, dass sich ein solches Phänomen nicht wiederholen lässt?

Dieses scheinbar unmögliche Unterfangen gelingt Black Panther: Wakanda Forever wohl so gut, wie es eben möglich ist. Denn nie war ein Marvel Film so sehr mit dem Schicksal seines Hauptdarstellers verbunden. Auch wenn schon der Trailer klar macht, dass es einen neuen Black Panther geben wird, muss der Film ohne unseren Black Panther auskommen. Regisseur und Co-Autor Ryan Coogler nahm diese Herausforderung direkt an und verarbeitet sie, nutzt sie für den Film und geht dabei den wohl einzig zufriedenstellenden Weg für Fans, der Figur und des Schauspielers dahinter. Fans, wie auch die Darsteller aber eben auch die Figuren im Film trauern das erste Drittel des Films, um dann nach vorne zu schauen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Wie eben auch der Regisseur. Und diese kommen von allen Seiten, sieht sich Wakanda von westlichen Nationen gedrängt ihre Technologie und natürlich das kostbare Vibranium zu teilen, zum anderen taucht mit Namor (Tenoch Huerta) aus dem Unterwasserreich Talokan eine neue Nation mit ungewisser Agenda auf.

All diesen Herausforderungen müssen sich Königin Ramonda (Angela Bassett), Prinzessin Shuri (Letitia Wright) aber nicht ganz alleine stellen. Alte Freunde wie M’Baku (Winston Duke) und Everett Ross (Martin Freeman), so wie die erweiterte Garde der Dara Milaje (Okoye / Danai Gurira, Nakia / Lupita Nyong’o und Aneke / Michaela Coel) und die neu rekrutierte Riri aka Iron Heart (Dominique Thorne). Somit stärkt der neue Black Panther mehr denn je nicht nur eine längst überfällige Repräsentation von Farbigen im Superheldengeschehen, sondern präsentiert auch eine immer weiter wachsende Gemeinde an weiblichen Helden. Wobei für Iron Heart und weitere neue Held:innen trotz 162 Minuten Laufzeit dann doch etwas die Zeit fehlt. Längen hat der Film jedoch kaum, denn es gibt viel zu erzählen. Neben dem Abschied von König T’Challa, der Regelung seiner Nachfolge, neuen Figuren aus und den politischen Geschicken rund um Wakanda wird Namor und den Talokan viel Zeit gewidmet. Nach Killmonger (Michael B. Jordan) wird hier erneut ein vielschichtiger und nachvollziehbarer Antagonist aufgebaut, wie man ihn in Marvel Filmen selten sieht. Arrogant und zumindest oberflächlich unendlich selbstsicher, aber dabei seinem Volk nicht weniger verbunden als ein Black Panther, fantastisch gespielt von Tenoch Huerta. Auch sein Reich, Talokan, wird detailliert gezeichnet und hoffentlich ein fester Bestandteil des MCU bleiben.

Ebenso wie Ramonda und Shuri sich erfolgreich der unmöglichen Aufgabe der T’Challa Nachfolge stellen, stellt sich Wakanda Forever der Nachfolge zu Black Panther. So lange man sich von dem Fokus auf T’Challa lossagen und auf einen Ensemblefilm einlassen kann, sollte jeder Action- und Marvel-Fan mit dem Film glücklich werden. Nicht so revolutionär wie Teil 1, aber wohl der beste Film, den man unter den gegebenen Umständen abliefern konnte und ein absolutes Paradebeispiel, wie man mit dem Verlust eines liebgewonnenen Schauspielers im Rahmen eines Franchises umgehen kann und sollte. Sicher nicht der Film, den wir Fans uns nach Teil 1 gewünscht haben, aber absolut der Film, den wir ob des tragischen Verlusts von Chadwick Boseman gebraucht haben.

Black Panther: Wakanda Forever (USA 2022)
Regie: Ryan Coogler
Darsteller: Letitia Wright, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Winston Duke, Florence Kasumba, Dominique Thorne, Michaela Coel
Kino-Start: 9. November 2022, Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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